Mangelware Arbeitskraft
IHK-Regionalausschuss berät in Lenting, wie künftig Mitarbeiter gewonnen werden können

04.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:40 Uhr

Alexander Kessel (v.r.) führt die Mitglieder des IHK-Regionalausschusses durch das neue Bürogebäude in Lenting. Fotos: Werner

Offene Räume, Theken mit Barhockern, zahlreiche Sitzgelegenheiten mit Sofa und Ohrensessel, große Fenster, viele Pflanzen: Hier erinnert nichts mehr an die klassischen Zellenbüros mit langen Fluren.

„Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, in der sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen“, sagt Alexander Kessel, Vorstandsmitglied der Kessel AG, den Mitgliedern des IHK-Regionalausschusses beim Gang durch den neuen Bürokomplex der Kessel AG in Lenting. Statt streng funktionaler Architektur mit klarer Büroaufteilung können die Räume nun flexibel genutzt werden.

Zukunftsfähiges Bürokonzept



„Wie arbeiten wir morgen?“ Das sei die Frage gewesen, die sich das Unternehmen gestellt habe, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Gemeinsam mit Ulrich Maier von Vitra GmbH, wurde ein Bürokonzept erarbeitet, zweieinhalb Jahre später steht nun das Gebäude. „Corona hat die Karten neu gemischt. Homeoffice wird von vielen Arbeitnehmern gefordert“, sagt Maier. Trotzdem ist Kessel davon überzeugt, dass kreativer Austausch und Innovation nur im Unternehmen stattfinden kann. Deshalb müssen Anreize geschaffen werden, um das Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich zu gestalten. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das wichtiger denn je“, betont Maier.

Als Referentin des Abends ist unter anderem Elfriede Kerschl (kleines Foto) von der IHK München geladen. „Das Thema Fachkräftemangel zieht sich durch alle Branchen.“ Eine neue Studie zeigt, dass 65 Prozent der Unternehmen fehlende Arbeitskräfte als hohes Risiko einstufen, betont Kerschl. Die Situation sei heute schon bedenklich und werde sich weiter zuspitzen. Werden die Zahlen der Renteneintritte mit denen der Schulabgänger verglichen, so wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2035 in Bayern rund 1,5 Millionen Arbeitskräfte fehlen.

Junge Generation ist Herausforderung für Arbeitgeber



Umso wichtiger sei es, sich auf die neue Generation, die auf den Arbeitsmarkt kommt, einzustellen, meint Kerschl. „Die jungen Leute haben andere Werte.“ Sie wollen schneller Feedback erhalten, legen deutlich mehr Wert auf Ausgewogenheit zwischen Freizeit und Arbeit, wollen gut verdienen und am liebsten in Teilzeit arbeiten. Eine Herausforderung für die Arbeitgeber. „Wichtig ist, dass wir nicht nur auf die Generation X und Z schauen und dabei die älteren Mitarbeiter vergessen“, stellt Kerschl fest. „Die werden oft verprellt und gehen frühzeitig in Rente.“

Vernünftiges Einwanderungsgesetz ist notwendig



Allein auf die neue Generation könne man sich nicht verlassen, sind sich viele Mitglieder des Ausschusses an diesem Abend einig: „Wir brauchen ein vernünftiges Einwanderungsgesetz für Arbeitskräfte.“ Ohne Bürokratie-Wahnsinn. Einige Mitglieder berichten von ihren bisherigen Erfahrungen mit monatelangen Wartezeiten und Problemen mit dem Visa der ausländischen Arbeitskräfte. Dazu habe die IHK vor der Regierung klar Position bezogen, sagt Elke Christian von der IHK München und Oberbayern.

Um die jungen Menschen nun zielgerecht anzusprechen, startet die IHK eine bundeseinheitliche Kampagne, um für die Ausbildung zu werben. „Wir hoffen, dass wir viele junge Leute so überzeugen können“, sagt Christian.