Hölzerne Nachtigallen
Musikfest Eichstätt: Mit Attaignant Consort ins Zeitalter der Renaissance-Traversflöte

15.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:04 Uhr

Nahmen das Publikum mit in das goldene Zeitalter der Renaissance-Traversflöte: Joao Carlos Santos (Tenorflöte), Giuditta Isoldi (Bassflöte), Nigel North (Laute), Amanda Markwick (Altflöte) und Kate Clark (Sopranflöte). Foto: Christian Klenk

Musik aus vergangenen Epochen nachzuvollziehen ist das Ziel des Musikfestes Eichstätt: Am Sonntagnachmittag war die Klangwelt der Renaissance an der Reihe. Das Attaignant Consort zeigte dem Publikum im Holzersaal der Sommerresidenz, wie Flötenmusik im 16. Jahrhundert geklungen hat.

Dabei tauchte das Quartett, begleitet von Gast-Lautenist Nigel North, tief in diese musikalische Tradition ein. Kate Clark (Sopranflöte), Amanda Markwick (Altflöte), Joao Carlos Santos (Tenorflöte) und Giuditta Isoldi (Bassflöte) spielten fast ausschließlich auswendig – mit bewusstem Bezug auf die Renaissance, in der viele Musiker die Stücke nach dem Klang gelernt haben sollen. Das Ensemble stand frei in der Mitte des Raums, umringt vom Publikum, und nutzte die Möglichkeiten der Kommunikation, die dieser besondere Bühnenaufbau bot. Die Instrumente, die sie spielten, erzählten von der Original-Bauweise im 16. Jahrhundert: eine zylindrische Holzflöte mit Lochbohrungen und ohne Klappen, sehr schlicht im Aufbau.

Luftig, warmer, holziger Klang der Flöten

Klanglich können die Traversflöten nicht mit der Schärfe und Brillanz heutiger Querflöten mithalten, stattdessen erzeugen sie einen luftigen, warmen, holzigen Klang, der in der Höhe zwar durchaus Kraft gewinnen kann, aber insgesamt einen sanften Charakter hat. Weil der Ton ähnlich direkt entsteht wie jener der Singstimme, hatte das Consort viele ursprünglich für Vokalensemble komponierte Stücke für das Programm ausgewählt. Wie sich Singstimmen und Flöten zueinander verhalten, zeigte das Ensemble zum Beispiel anhand des Chorals „Ave maris stella“ von Jan Pieterszoon Sweelinck, einem der Meister der niederländischen Vokalpolyphonie.

Abwechselnd gesungen und geflötet

Die Musikerinnen und Musiker sangen die Psalmvertonung, um anschließend wieder in die Flötenmusik zu wechseln. Die sich kunstvoll umeinander windenden Stimmen der Renaissance-Polyphonie verschmolzen auf den Flöten ähnlich gut, wie Singstimmen es tun. Das Attaignant Consort zeigte durch unterschiedliche Kombinationen vom Solo mit einfühlsamer Lautenbegleitung über Duette und Trios bis zum Quartett die ganze Bandbreite der Traversflötenklänge von der tiefen, dezent klingen Bassflöte bis zur brillanteren Sopranflöte.

Nicht alltägliche Klangwelten

Die Musik und der Rahmen wirkten hier – auch wenn der Holzersaal zeitlich nicht ganz zur Renaissance passt – auf angenehme Weise zusammen. Die sanfte Musik, in der in Clément Janequins Lied „Le rossignol“ (Die Nachtigall) auch Imitationen von Vogelstimmen enthalten waren, fügte sich harmonisch in die Kulisse des Saals, durch dessen hohe Fenster die Frühlingsblätter und der Frühlingsregen im Hofgarten zu sehen waren. Das Publikum kam so in den Genuss eines Nachmittagskonzertes, das es in eine neue, nicht alltägliche Klangwelt entführte.