Märtyrerheiliger noch wie vor aktuell
Hochfest der Sebastianibruderschaft Kösching mit Prozession und Festgottesdienst

24.01.2025 |
Thomas M.P. Schumann

Viele Mitglieder der Sebastianibruderschaft zogen nach der Festmesse betend und an den heiligen Sebastian erinnernd mit dessen Reliquiar durch die Straßen von Kösching – wie vor mehr als 350 Jahren. Foto: Schumann

Das 374. Hochfest der Sebastianibruderschaft Kösching ist am Sonntag kirchlich, aber auch als historisches Gedenken der Marktgemeinde gefeiert worden. Ein großer Teil der rund 450 Mitglieder dieser Traditionsgemeinschaft füllte die Pfarrkirche und zog dann betend und an den heiligen Sebastian erinnernd mit dessen Reliquiar durch die Straßen von Kösching.

Fürbittgebete an Sankt Sebastian richtend ging die kleine Prozession am Rathaus vorbei rund um das ehemaliges Kloster und den Kirchhof. Im Rahmen der Eucharistiefeier, die vom Jugendchor unter der Leitung von Maxi Liebhard gestaltet wurde, gedachten die Gottesdienstbesucher auch derjenigen Bruderschaftsmitglieder, die 2024 gestorben sind.

1651 hatten die Ahnen der diesjährigen Teilnehmer des Bruderschaftsfestes – verbunden mit einem tiefgläubigen Gelöbnis der Bürgerschaft zu einer Wallfahrt nach Arnsberg – diese Gemeinschaft gegründet. Unmittelbar zuvor war nämlich gut ein Drittel der damaligen Bevölkerung der Pest zum Opfer gefallen. Die Sebastianibruderschaft und ihr Pilgergelübde überdauerten die Jahrhunderte.

Verehrter Patron im Markt

Der heilige Sebastian aus dem dritten Jahrhundert ist ein sehr verehrter Patron der Marktgemeinde. Bei der Wertschätzung dieses Märtyrers wenden sich die Menschen noch heute zur Fürbitte an Sebastian, dass er auch die Zeitgenossen in einem eher säkularen Umfeld stark machen möge in ihrem christlichen Zeugnis. Und das nehmen viele Köschingerinnen und Köschinger bis heute ernst und engagieren sich im Gemeinwohl – zivilgesellschaftlich oder im Krankenbesuchsdienst.

„Barmherzig, verlässlich, glaubwürdig“

Genau an diese Aktualität des Heiligen erinnerte Domkapitular Peter Stier aus Regensburg, der während der Coronazeit in Kösching Kaplan gewesen ist. Als Festprediger stellte er heraus, was diesen kaiserlich-römischen Soldaten Sebastian zum heiligmäßigen Wegweiser auf Christus bis heute machte: „Er hat das Leid und die Not der Menschen gesehen und erleichterte barmherzig ihr Elend. Dafür nahm er auch Anfeindung und eigene Nachteile in Kauf.“ Auf Sebastian habe man sich verlassen können; er sei Gott und den Menschen gegenüber treu und loyal gewesen; er habe sich nicht auf Kosten anderer bereichert. Sebastian bezeugte seinen Glauben und erzählte seinen Mitmenschen von der frohen Botschaft. Und er habe sie glaubwürdig vorgelebt. „All dies sind Tugenden, an denen wir uns heute immer noch ausrichten könnten: barmherzig, verlässlich, glaubwürdig und unbeirrbar glaubensstark“, sagte Stier.

Nachmittags versammelten sich die Mitglieder der Bruderschaft noch zu einer Vesper in der Pfarrkirche und zur Jahresversammlung im Pfarrsaal. Dabei berichtete der Domkapitular von seiner neuen Aufgabe als Offizial des Bistums.

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