Die deutschen Handballerinnen steigen bei den Olympischen Spielen in Paris schon vor der Eröffnungsfeier in die Wettkämpfe ein. Fester Bestandteil des Teams ist Lisa Antl aus Gaimersheim. Trotz dreier Weltklasse-Gruppengegnern will die 24-Jährige aufs olympische Siegertreppchen.
Die gebürtige Ingolstädterin begann ihre Handballkarriere beim TSV Gaimersheim und MTV Ingolstadt. Seit 2019 ist sie in der Bundesliga aktiv, geht seit 2022 für Borussia Dortmund auf Torejagd und gab im November 2021 ihr Debüt bei der Nationalmannschaft. Zum ersten Mal seit 16 Jahren sind die deutschen Handballerinnen wieder wieder für die Sommerspiele qualifiziert.
Olympia: „Einfach unbeschreiblich“
„Wir haben wirklich etwas Historisches geschafft – das ist einfach unbeschreiblich. Niemand von uns war jemals bei Olympia dabei. Uns fehlt daher zwar die Olympia-Erfahrung, aber die Vorfreude ist dafür umso größer“, beschreibt Kreisläuferin Antl. Schon die Vorbereitung sei ganz anders gewesen als bei Europa- oder Weltmeisterschaften, von denen Antl ja bereits einige bestritten hat, so die 24-Jährige.
Bei Olympia dabei sind auch Enrique Bösl und Lukas Dauser
Seit Mitte Juni ist die Mannschaft um Antl bereits bei Lehrgängen zusammen und kann den Fokus komplett auf das Turnier legen. „Die mediale Präsenz ist zudem enorm“, erzählt Antl, die mit ihren Teamkolleginnen allein vier Stunden bei der Einkleidung in der Düsseldorfer Messe verbracht hat. „Zwei Koffer mit Ausstattung, jede Menge Schuhe und Accessoires“ bekamen die Spielerinnen. Lisa Antl, „eigentlich kein Modemensch“, wie sie über sich selbst sagt, findet es toll, ein Outfit zu besitzen, das man mit Olympia und dem Team Deutschland verbindet – vor allem von der Sonnenbrille und der Podiumsjacke ist sie begeistert.
Erstes Spiel von vor der großen Eröffnungsfeier
Weniger schön ist, dass sich die Spannung auf die spektakuläre Eröffnungsfeier am Seine-Ufer am nicht wirklich aufbauen kann, da die Konzentration bereits auf das am Vortag stattfindende Auftaktspiel gerichtet ist. „Wir sind schon mitten im Turnier, bevor die anderen anfangen – daher gilt unser voller Fokus Südkorea. Danach können wir an die Eröffnungsfeier denken, die überwältigende Eindrücke bieten wird“, sagt Antl. Natürlich kenne „jeder von uns diese Zeremonie – nur sitzen wir diesmal nicht wie als Kind im Schneidersitz vor dem Fernseher und schauen zu, sondern sind diesmal auf der anderen Seite und nehmen selbst teil. Das ist echt surreal“, sagt die Gaimersheimerin.
Entscheidungsspiele in Lille
Sie freut sich auch auf das Leben im Olympischen Dorf im Norden der französischen Hauptstadt. „Man läuft unweigerlich anderen Sportlern über den Weg, trifft die Top-Elite der ganzen Welt – das ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt die 24-Jährige, deren Familie und Freunde die Vorrunde am Fernseher verfolgen werden. „Zu den Entscheidungsspielen werden sie aber nach Lille reisen“, verrät die Kreisläuferin. In der K.-o.-Runde in Nordfrankreich wollen die deutschen Frauen dann auf alle Fälle eine gute Rolle spielen. Mit dem Team hat Torschützin Antl bei den letzten beiden Testspielsiegen gegen Ungarn und Brasilien viel Selbstbewusstsein getankt hat und weilt seit Montag in Paris.
„60 Minuten Vollgas geben“
Nach zwei Trainingstagen wartet am Donnerstag die erste Partie gegen Südkorea, weitere Gegner der Deutschen in der „brutalen Hammergruppe“ (O-Ton Antl) sind neben Slowenien die skandinavischen Top-Teams aus Schweden, Norwegen und Dänemark. „Aber bei Olympia misst man sich eben mit den Besten“, sagt die Kreisläuferin mit Blick auf dieses starke Trio. Aber auch Südkorea spiele eine ganz andere Art von Handball, auf die man sich „erst einstellen und dann 60 Minuten Vollgas geben“ müsse, so die Gaimersheimerin.
Spiele schon um 9 Uhr morgens
Eine Herausforderung beim Turnier sind auch die unterschiedlichen Anwurfzeiten zwischen 9 Uhr morgens und 19 Uhr abends. „Wir haben für die sehr frühe Uhrzeit einen Probelauf durchgespielt. Der Wecker klingelt um 5 Uhr, leichte Aktivierung, zwei Stunden vor dem Spiel etwas essen – das ist um diese Uhrzeit extrem ungewöhnlich. Unsere gängige, optimale Vorbereitung greift da nicht“, sagt Antl. „Generell ist eine geregelte Regeneration bei diesen Wechseln von Spiel- und Trainingszeiten schwierig und ein extremes Belastungspensum für den Körper.“
Leitspruch „schneller, höher, weiter“ gefällt Lisa Antl
Die 24-Jährige geht dennoch optimistisch in das Turnier: „Unser Anspruch ist es auf jeden Fall, die Vorrunde gut abzuschließen und nach Lille zu kommen.“ Es sei der große Reiz am Sport, „sich mit den Besten der Besten zu messen und der olympische Leitspruch ,schneller, höher, weiter‘ gilt für mich noch immer“, sagt Antl. „Daher würde mit einer olympischen Medaille alles, was ich mir vom Handball wünsche, wahr werden.“
ZEITPLAN
• Das olympische Handballturnier der Frauen wird ab dem morgigen Donnerstag, 25. Juli, bis 10. August ausgetragen, die Vorrunde findet in Paris, die K.-o.-Phase in Lille statt. Die deutschen Handballerinnen spielen in der Gruppenphase am 25. Juli gegen Südkorea (16 Uhr), am 28. Juli gegen Schweden (14 Uhr), am 30. Juli gegen Slowenien (9 Uhr), am 1. August gegen Dänemark (19 Uhr) sowie am 3. August gegen Norwegen (19 Uhr).
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