Zwei Tage danach nahm Clemens Scherbel den Muskelkater schon recht gelassen. „Das Aufstehen war gestern noch schlimm, heute geht es eigentlich. Im Grunde ist das Gefühl zum Glück nicht sehr viel anders, als nach normalen Hyrox-Wettkämpfen.“ Der Großmehringer gehört in der Trendsportart mit acht Fitness-Workouts und den jeweils dazwischengeschalteten Ein-Kilometer-Läufen im Doppel zur den weltbesten Athleten. Am vergangenen Wochenende hatte er sich mit Kumpel Carsten Flynn, wie er es selbst nannte, dann aber einer „Grenzerfahrung“ gestellt – und in Wiesbaden gleich zehn Hyrox-Runden hintereinander absolviert. Mit Erfolg – und für einen guten Zweck.
„Muskulär ging es letztendlich besser, als ich gedacht hatte. Hinten raus werden die letzten Durchgänge aber vor allem mental zu einer echten Herausforderung“, erzählt der 36-jährige Großmehringer nach der Tortur. Gemeinsam meisterten die beiden aber alle Zwischen-Tiefs und erreichten nach etwas mehr als 15,5 Stunden um 22.40 Uhr am Abend zum letzten Mal die Ziellinie.
80 Kilometer Laufen an einem Tag
Der Weg dorthin war freilich alles andere als einfach. Allein, wenn man die Laufeinheiten zusammenrechnet, dann kamen die beiden Modellathleten auf rund 80 Kilometer an diesem Tag. Pro Runde waren dann natürlich auch die Fitness-Stationen zu bewältigen. Etwa ein Ski- und ein Ruder-Ergometer, das Schlittenziehen und -schieben sowie das Kettlebell- und Sandsack-Tragen (letzteres mit Ausfallschritt), das Medizinball-Stoßen aus der Hocke (Ziel in drei Metern Höhe) und die Burpee Broad Jumps (Mischung aus Streck- und Standweitsprung). Bei internationalen Wettbewerben braucht ein Sieger-Duo ziemlich genau 50 Minuten für einen Durchgang – bei konstant hohem Puls um die 170 Schläge.
Scherbel/Flynn reduzierten ihr Tempo für die „Ultimate Hybrid Challenge“ natürlich, kamen mit recht konstanten Endzeiten zwischen 1:13 Stunde und 1:19 Stunde ins Ziel – und lernten eines recht schnell: „Größere Pause waren nicht unbedingt von Vorteil“, wie Scherbel erzählt. „Der Neu-Start fällt einem irgendwann einfach viel zu schwer.
Scherbel trinkt 15 Liter
Deshalb haben wir uns mit einer Ausnahme – einer 30-Minuten-Unterbrechung nach Runde vier – immer nur zehn bis 15 Minuten verpflegt und sind dann direkt wieder auf den Parcours gegangen.“ Er selbst habe in der Zeit 15 Liter getrunken, beschreibt der Großmehringer, der erst gegen Ende leichte Probleme mit einem Knie bekam. „Das war vermutlich eine Überbelastung von den Sandbag Lunches, bei denen man durch den Ausfallschritt immer wieder mit dem Knie auf dem Boden aufsetzt.“ Unterm Strich waren die Schmerzen aber auszuhalten, sodass Scherbel/Flynn tatsächlich im vorher angedachten Zeitplan ihre Challenge erfolgreich beendeten.
Durch Spenden und ein Teilnehmergebühr für Mitstarter sammelte das Duo mit ihrem selbst organisierten Event überdies für ein Kinderhospiz. Auch wenn die genaue Summe noch ausgezählt werden muss, so darf sich die Einrichtung „Bärenherz“ in Wiesbaden wohl auf einen geschätzten Zuschuss zwischen 600 und 800 Euro freuen.
„So schnell sicher nicht nochmal“
Auf die Frage, ob er sich nun wieder auf einen normalen Hyrox-Wettkampf freue, antwortete Scherbel im Anschluss mit einem klaren „Ja, aber erst im September“. Er sei auf jeden Fall froh und stolz über eine „super Erfahrung“, wie er sagt. Zudem sei es für ihn „unfassbar, was der menschliche Körper aushält“. Zugleich steht aber fest: „So etwas mache ich so schnell sicher nicht nochmal.“
DK
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