„Überwältigende“ Hilfsbereitschaft
Große Nähaktion beim Verein Nähen für Frühchen und Sternenkinder Beilngries

Kirschkernkissen als Ostergeschenk

31.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:13 Uhr

Gewohnt aktiv ist der Frühchen-Nähverein. Jüngst fand wieder ein großes Nähtreffen statt. Foto: Adam

Die Pakete sind fertig gepackt: Beim Verein Nähen für Frühchen und Sternenkinder Beilngries waren die Mitglieder wieder fleißig und haben für Kliniken und Nachsorgevereine der weiten Region kleine Geschenke für die Ostertage, dieses Mal Kirschkernkissen, vorbereitet und verschickt.

Dazu wurde erneut der große Sitzungssaal der Raiffeisenbank Altmühl-Jura in Beilngries in ein Nähcenter verwandelt. Das Interesse an dem Näh- und Informationsabend war so groß, dass Andrea Heiber, die zweite Vorsitzende des Vereins, sich überaus begeistert zeigte: „Es sind so viele da, die helfen wollen, auch etliche zum allerersten Mal. Das ist überwältigend. Wir sagen allen danke.“

Und tatsächlich – im Saal herrscht eine knappe Stunde nach Beginn Hochbetrieb. In der Mitte des Raums sind im Kreis Nähmaschinen aufgebaut, an denen erfahrene Vereinsmitglieder den Anfängerinnen zeigen, auf was es bei den Näharbeiten der Kleidung für Frühchen besonders ankommt. Für Monika Dietz aus Dürn ist Nähen „schon immer mein liebstes Hobby gewesen“, sagt sie. Jetzt könne sie dieses Hobby mit dem guten Zweck verbinden – perfekt. Die Kirschkernkissenhüllen sind für sie keine Herausforderung, trotzdem näht sie ganz nebenbei Säckchen um Säckchen fertig, während sie Informationen über weitere Nähstücke weitergibt und mit ihrer Begeisterung rundum ansteckt.

Wenige Meter entfernt, am Rande des großen Raums, sind Tische mit fertig genähten Teilen aufgebaut. Strampler und Shirts, Mützchen und Jacken, Pucksäcke und Accessoires werden hier von fleißigen Händen unter Aufsicht von Christa Geyer sortiert. Geyer ist für das Fertigteillager verantwortlich und froh über die Helferinnen, die mit ihr an diesem Abend die Berge an Waren gezielt in Kartons packen. Immer wieder wird auch ein Stück hochgehalten, neuen Interessentinnen gezeigt. „So soll es fertig aussehen, auf das muss man achten, das ist wichtig, damit es die Kliniken für Frühgeborene verwenden dürfen.“

Andrea Heiber ist derweil im Gespräch mit Petra Müller, die extra aus Thalmässing zu dem Info-Treffen gekommen ist. „Ich nähe schon immer sehr gern. Früher habe ich einiges für meine Enkelkinder gefertigt. Da habe ich noch schöne Stoffe übrig und schaue mal, ob ich hier helfen kann“, sagt Müller. Der Zweck des Vereins liege ihr sehr am Herzen, betont sie, „nicht zuletzt aus aktuellen, ganz persönlichen Gründen“. Sie stricke auch sehr gern, verrät sie und wirft einen Blick in den Vorraum, in dem an zwei Stehpulten Wolle aufgebaut ist und es Informationen über das Fertigen von Mützchen und Socken oder auch zu gehäkelten „Frühchenkraken“ gibt. „Die Tentakel der Kraken müssen eine ganz bestimmte, genau vorgegebene Länge haben, das ist wichtig“, erklärt hier Madeleine Mehrkorn. „Da müssen wir genau hinschauen, dass die Vorgaben eingehalten werden.“ Kein Problem für die erfahrenen Handarbeiterinnen, die sich hier passende Wolle für die nächsten Stücke aussuchen.

Etwas fern des Trubels, gleich am Eingang, stehen Sophie Ketzler und Cornelia Maier über ein Laptop gebeugt, vor sich mehrere eng bedruckte Blätter mit Korrekturtexten. Sie arbeiten an der Broschüre, die der Verein im Laufe des Jahres fertigstellen will – mit den ganz persönlichen, individuellen Erfahrungsberichten von Eltern, deren Kind zu früh oder sogar tot geboren wurde. Zu diesem Team gehört auch Birgit Sorgenfrei, die an diesem Abend nicht anwesend sein kann.

An diesem Projekt wird schon länger gearbeitet, die Vorbereitungen sind aufwändig. Trotzdem finden alle die Fertigstellung sehr wichtig. „Betroffene finden in dieser Broschüre hoffentlich Trost. Weil man merkt, dass man mit all diesen Gefühlen nicht alleine ist, Angst, Hoffnung, Sorge, Trauer“, sagt Maier. Bisher wurden 14 Frühchengeschichten und zwölf Schicksalsberichte über Sternenkinder von Betroffenen zur Verfügung gestellt. „Die Arbeit an den Texten ist manchmal schwierig, vieles ist so sehr emotional. Es geht uns selber nah“, sagt Ketzler, die die Broschüre dennoch so wichtig findet, dass sie sich gern für die Fertigstellung mit einsetzt.

Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins gibt es auf Facebook unter „Nähen für Frühchen und Sternenkinder Beilngries“.

DK