Journalistisches Kolloquium
Gottfried Bohl von der Katholischen Nachrichtenagentur zu Gast an der KU

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 22:34 Uhr

Referierte an der KU: Gottfried Bohl von der Katholischen Nachrichtenagentur. Foto: Ambron

Von Jan Wullimann und Antonia Ambron

Eichstätt – Beim zweiten Termin des Journalistischen Kolloquiums der Katholischen Universität Eichstätt hat Gottfried Bohl referiert. Der Nachrichtenchef der Katholischen Nachrichtenagentur sprach in seinem Vortrag über die Aufgaben und die Entwicklung von Nachrichtenagenturen und die Besonderheiten von kirchlich getragenen Agenturen.

Der Vortrag mit dem Titel „Schwarzbrot statt Kaviar“ begann mit einer kurzen Entstehungsgeschichte der Nachrichtenagenturen. Dabei spannte Bohl einen Bogen von der Übermittlung von Nachrichten über Brieftauben und reitenden Boten zum Telegramm und schließlich zur modernen Nachrichtenvermittlung via Internet. Es folgte eine Übersicht der wichtigsten Nachrichtenagenturen in Deutschland und international.

Neben der Deutschen Presseagentur (dpa), der Agence France-Presse (AFP) und Reuters erwähnte er unter anderem auch den Sport Informations-Dienst (SID) und den Evangelischen Pressedienst (epd). Die grundsätzliche Aufgabe der Agenturen sei seiner Meinung nach die Belieferung von Redaktionen mit Nachrichten. Dabei funktioniere die Agentur als „Gatekeeper“, der eine Vorauswahl trifft und damit festlegt, welche Themen ausreichend Relevanz besitzen. An dieser Stelle betonte er auch die besondere Verantwortung der Agenturen, da sich die Kunden auf die Richtigkeit der Meldungen verlassen können müssten.

Problematik: Nachrichten aus Filterblasen

Den Titel seines Vortrags erklärte Bohl damit, dass Journalisten in der KNA und anderen Agenturen meist keine reichen und berühmten Autoren seien, weil ihre Meldungen in aller Regel nur als Grundbaustein für die weitere Berichterstattung benutzt werden und ihre Namen nicht genannt werden.

Er beschrieb die Meldungen der Agenturen als „Grundrauschen“, mit dem sich die Journalisten zunächst über die wichtigsten Themen des Tages informieren, weswegen sie besonders morgens erfolgreich seien. Die Entwicklung von früher, von zwei Meldungs-Schüben pro Tag, zu einer Nachrichtenproduktion rund um die Uhr, sieht er in gewissem Sinne kritisch und fragt sich, ob die Redaktionen früher denn wirklich schlechter informiert waren. Als Auftrag der KNA bezeichnete Bohl es, über die katholische Kirche und ihr Wirken in der Welt, aber auch über weitere Konfessionen und andere Religionsgemeinschaften, wie das Judentum oder den Islam, zu berichten. Als Herausforderung für die Agenturen sieht er in jüngster Zeit, dass viele Menschen zunehmend Nachrichten nur aus ihren Filterblasen im Internet erhielten und dass heutzutage auch jede Privatperson ein Nachrichtenproduzent sei. Um sich in Zukunft zu behaupten, müsse man mehr auf die Themenwünsche der Kunden, wie zum Beispiel Ratgeber und Serviceangebote, eingehen.

Journalistische Neutralität wahren

Die öffentliche Wahrnehmung der KNA reicht laut Bohl von Unterstellungen mangelnder Objektivität zur Kritik, dass zu oft über negative Themen innerhalb der katholischen Kirche berichtet werde. In der abschließenden Fragerunde erklärte Bohl, dass die KNA bei kontroversen Themen wie Abtreibung oder Sexualität die Position der Kirche, aber auch die aller anderen Seiten der Diskussion abbilde, um eine journalistische Neutralität zu wahren.

EK

Antonia Ambron und Jan Wullimann sind Studenten der Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Die nächste Veranstaltung des Kolloquiums findet am Mittwoch, 14. Dezember, an der KU statt. Janina Lückoff, Teamlead des BR24 #Faktenfuchs, wird dann über Faktenchecks im Kampf gegen Desinformation sprechen.