Mit dem Rückgang des Lesens gedruckter Bücher geht auch der Gebrauch von Lesezeichen zurück. Damit versiegt dem Heimatforscher eine beliebte Informationsquelle. Insbesondre kirchliches Schrifttum, Gebet- und Erbauungsliteratur wird nicht mehr eingelagert.
In die Hände eines bibliothekarisch agierenden Heimatfreunds kamen auch familiäre Aufzeichnungen und genealogische Primärquellen in Form von Sterbebildchen, Beichtzetteln, Erinnerungsstücken an episkopale Besucher oder an Wallfahrten und Schulzeiten.
Ganz besonders erfreute ihn wegen der aktuellen Beschäftigung mit der Wallfahrt nach Bettbrunn die heuristische Bekanntmachung mit einer der wichtigsten Gestalten ihrer Geschichte. Als Botschaft aus alter Zeit hatte ein Sterbebildchen – zwischen den sakralen Seiten bestens konserviert – zwei Weltkriege überstanden. Es galt Josef Pleysteiner (geboren am 8. März 1824 in Neunburg vorm Wald, zum Priester geweiht am 18. Juli 1848). Daher konnte er 1898 seine Sekundiz feiern. Er starb als Pfarrer, Kammerer und Jubelpriester in Bettbrunn am 1. August 1908.
Der „gottselige Pfarrer“ war am 11. April 1883 nach Bettbrunn gekommen und blieb dort bis zu seinem Tode. Er förderte die Wallfahrt durch intensive Suche nach Anlässen zu Wallfahrtsjubiläen und beauftragte den Mesner, die betroffenen Ortschaften aufzusuchen und dort eine solche Wallfahrt anzuregen. Auf der Rückseite des Sterbebildchens ließ dessen Auftraggeber bei der Druckerei Kettner in Riedenburg die „Grundsätze für christl. Liebenswürdigkeit von Pfr. Pleysteiner“ abdrucken. Sie zeigen den Verstorbenen in einer stark gefühlsbetonten, kindlich-naiven Glaubenswelt stehend, die man meint, in seinem Porträt lesen zu können.
Als Begleitliteratur verfasste er zwei Wallfahrtsbüchlein. Ein älteres (1889) und in Zusammenarbeit mit Johann Baptist Mehler, einem produktiven Autor katholischer Erbauungsliteratur aus Regensburg, das jüngere „Wallfahrtsbüchlein zum heil. Salvator in Bettbrunn“, gedruckt in Ingolstadt ohne Jahresangabe. Dieses verwendete zum ersten Mal Fotografien zur Illustration.
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