Energieautark bis 2035
Gemeinderat Pollenfeld setzt sich Klimaziel – Mehr Flächen für Windkraft

03.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:48 Uhr
Siegfried Fries

49 Prozent der benötigten Strommenge in der Gemeinde Pollenfeld wird durch direkt im Gemeindegebiet erzeugte erneuerbare Energien aus Windkraft, Biomasse und Photovoltaik eingespeist. Hier ist durchaus noch „Luft nach oben“. Im Bild die Windenergieanlagen und die Biogasanlage in Pollenfeld. Foto: Fries

Pollenfeld – „Die Gemeinde Pollenfeld will im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Zuständigkeiten darauf hinwirken, bis zum Jahr 2035 Energieneutralität zu erreichen.“ Diesen einstimmigen Beschluss fasste der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Im Ergebnis bedeutet dies, dass es erklärtes Ziel ist, bis dahin im Gemeindegebiet mindestens so viel regenerative Energie zu erzeugen, wie insgesamt verbraucht wird. Mit dieser Absichtserklärung setzt die Gemeinde Pollenfeld auch ein Zeichen zur Unterstützung des Vorhabens des Landkreises, ein gemeinsames Klimaziel sowie ein Klimanetzwerk zusammen mit den Kommunen zu bestimmen.

Der Entscheidung vorausgegangen war eine Vorstellung des Abschlussberichtes des digitalen Energienutzungsplans (ENP) des Landkreises durch Anne Fröhlich vom Landratsamt, die als Gemeindebürgerin gleichzeitig ehrenamtliche Umweltbeauftragte in Pollenfeld ist. Der Fokus liegt dabei auf der Identifizierung und dem Aufzeigen von konkreten Handlungsmöglichkeiten in den einzelnen Kommunen, um die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen und den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. Allerdings ist der Energieverbrauch der gemeindeeigenen Liegenschaften im Vergleich zu den privaten Haushalten und den Gewerbebetrieben verschwindend gering, wie der „Energetische Steckbrief“ des ENP für die Gemeinde Pollenfeld ausweist. Beim Stromverbrauch liegt dieser bei einem Anteil von einem Prozent, während die privaten Haushalte fünf Prozent oder 2817 Megawattstunden (MWh) und die Gewerbebetriebe 94 Prozent (51329 MWh) des Gesamtverbrauchs von 54572 MWh, im Mittel der Jahre 2017 bis 2019, ausmachen. Dies sei natürlich durch das große Gewerbegebiet in Preith bedingt.

Vom Gesamtverbrauch werden 35 Prozent durch Windkraft (19079 MWh), 9 Prozent durch Photovoltaik (5118 MWh) und 5 Prozent durch Biomasse (2546 MWh) im Gemeindegebiet direkt erzeugt. Die restlichen 51 Prozent müssen von außen eingekauft werden. Um dem Ziel der Energieneutralität näher zu kommen, gilt es nun, weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung auch an den Liegenschaften der Gemeinde umzusetzen. Bürgermeister Wolfgang Wechsler nannte hierzu einige Möglichkeiten, wie eine PV-Freiflächenanlage für die Kläranlage Pollenfeld, ebenso eine PV-Anlage für die Schule oder das Feuerwehrhaus. Durch die notwendige Sanierung der 1984 erbauten Schule in Pollenfeld wird viel Energieeinsparungspotenzial erwartet. Auf der Internetseite des Landratsamts www.solare-stadt.de/landkreis-eichstaett kann sich jedermann im Solarpotenzialkataster informieren, ob auch seine Dachflächen für Photovoltaik oder Solarthermie geeignet sind. Ziel ist es, dass möglichst viele Privathaushalte auf ihren Dächern die nötige Energie selbst erzeugen.

Auch ein weiterer Tagesordnungspunkt beschäftigte sich mit der künftigen regenerativen Energieerzeugung. Durch gesetzliche Änderungen ist das Land Bayern künftig verpflichtet, 1,8 Prozent seiner Staatsfläche für den Bau von Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen. Bereits im Jahr 2003 hatte Pollenfeld eine Konzentrationsfläche „Windkraft“ mit 30 Hektar ausgewiesen. Nun werden für die Gemeinde insgesamt mindestens 81 Hektar notwendig sein. Mit der neuen Gesetzeslage fallen auch die bisherigen Beschränkungen der Naturparkverordnung, insbesondere die Höhenbegrenzung für Windräder auf 200 Meter, weg. Der Gemeinderat beschloss, den Flächennutzungsplan zur Darstellung einer oder mehrerer Konzentrationszonen für Windkraft zu ändern und fasste darüber einen Aufstellungsbeschluss. Wie Bürgermeister Wechsler erläuterte, will die Gemeinde dadurch „das Heft in der Hand halten, um Wildwuchs bei der Aufstellung von Windkraftanlagen zu vermeiden“. Der mögliche Geltungsbereich ergibt sich dann aus einer dafür anzufertigenden Standortanalyse durch ein Fachbüro.

Aus der Sitzung

Der Gemeinderat erteilte das Einvernehmen zum Bauantrag zur Erweiterung der Gastwirtschaft Ziegelhütte in Seuversholz. Neben der Vergrößerung der Gasträume sind der Anbau eines Hofladens, die Verlegung und Vergrößerung des Biergartens und der Umbau der Hirschenhalle vorgesehen.

Dem Antrag des Schützenvereins Jura-Alp Pollenfeld auf Förderung der Jugendarbeit stimmte das Gremium zu. Für 25 jugendliche Mitglieder erhält der Verein einen Zuschuss von 150 Euro.

Für den Bauhof wird ein neues Mulchgerät für den Kommunaltraktor angeschafft. Den Zuschlag erhält eine Firma aus Wachenzell.

Das Gremium stimmte auch dem Kooperations- und Mietvertrag mit Vodafone bezüglich des geplanten Mobilfunkmastes bei Sornhüll zu.

fsg