Geballte Frauenpower auf der „Offenen Bühne“
Für die Frauentage präsentierten sich junge Sängerinnen, Musikerinnen und Tänzerinnen im Eichstätter Haus der Jugend

07.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:19 Uhr

Fetzig-mitreißende Tänze zeigte die DJK-Tanzsportgruppe auf der Offenen Bühne. Foto: Kusche

Unter dem Motto „Wir zeigen’s Euch!“ verwandelte sich der Ovalbau des Jugendhauses an der Wasserwiese am Freitagabend in eine fantasievolle und bunt beleuchtete Offene Bühne für junge weibliche Talente. In bester Stimmung und mit einem mehr als zweieinhalbstündigen abwechslungsreichen Programm aus Musik, Tanz, Poetry-Slam, Akrobatik und Theater unterhielten junge Frauen ihr zahlreich erschienenes Publikum, die die zwölf Bühnenpräsentationen mit frenetischem Applaus belohnten. Galant und einfühlsam führte Moderatorin Maria Bartholomäus durch den Abend.

„Ich bin stolz, dass es heute Abend anlässlich der Eichstätter Frauentage so viele junge weibliche Talente gibt, die uns mutig und offen hier auf der Bühne einen solch abwechslungsreichen Abend bescheren“, betonte Bartholomäus zur Begrüßung der rund 70 Juze-Gäste.

Profigleich präsentierte sich als Erstes Stella aus Neuburg, die sich als Sängerin und Musikerin ‚Danube‘ ungern in eine musikalische Schublade stecken lassen möchte. Mit melancholischen Balladen, die sich um wesentliche Themenbereiche wie Liebe und Schmerz, Freude und Trauer drehten, berührte Danube ihr Publikum sofort. Auch Poetry-Slammerin Katharina Hofer (18) las sich mit ihren zum Teil zutiefst verstörenden Texten gleich in die Herzen ihrer Zuhörer. Seit Beginn der Corona-Pandemie schrieb sie über Themen, die sie bewegen, und machte keinen Hehl aus den Zwängen, psychischem Druck und ihrer nicht selten verspürten Ohnmacht, den Herausforderungen der Zeit standzuhalten. Mucksmäuschenstill lauschten die Gäste den berührenden Worten der jungen Poetry-Slammerin, die in einem zweiten Text dazu aufforderte, immer wieder innezuhalten und durchzuatmen, um nicht dem Alltagsdruck zu erliegen.

Fetzig und frech präsentierte sich die Tanzsportgruppe der DJK unter Leitung von Michaela Sigl-Weidenhiller, deren junge Tänzerinnen mit großer Freude, akrobatischen Einlagen und mitreißenden Tanzchoreografien geballte Mädelpower ausstrahlten.

Auch Songwriterin Alexandra begeisterte das Publikum mit virtuosem Gitarrenspiel, glasklarer Stimme und spanischen Rhythmen, zu denen sie auch in spanischer Sprache sang. Mit ihrem Lied für ihren Großvater beeindruckte die junge Komponistin ihre Zuhörer ganz besonders, spiegelte sich doch darin ihre Erinnerung an viele schöne gemeinsame Stunden und die Bedeutung des Großvaters als Anker für Sicherheit und Liebe wider. Mit Lina Kininger und Leah Treffer boten zwei weitere Poetry-Slammerinnen nach einer Pause noch einmal emotionale Texte und Gedichte, die großen Applaus ernteten. Joana Leiter, die ein Praxissemester im Haus der Jugend verbracht hatte, verabschiedete sich auf der Bühne mit einem atemberaubenden Akrobatik-Auftritt, in dem sie ihre bewundernswerte Beweglichkeit und viele kühne Akrobatikelemente zeigte.

Einen außergewöhnlichen und spannenden Programmpunkt hatte Andrea Bittlmayer, Inhaberin der Koordinierungs- und Fachstelle Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Eichstätt beim Kreisjugendring, mitgebracht. Sie gab Einblicke in das Forumtheater, der zentralen Methode im Theater der Unterdrückten, wie sie der Brasilianer Augusto Boal in den 1950er- und 1960er-Jahren während der Militärdiktatur in Brasilien entwickelt hatte: „Das Forumtheater ist eine Form des interaktiven Theaters, das zum Ziel hat, Theater für alle erreichbar zu machen – als Mittel des Dialogs und um die soziale Realität zu verändern“, erläuterte Bittlmayer, bevor sie mit drei Schauspielerinnen dem Publikum eine Szene vorstellte, in der ein Mann zwei Billiard spielende Frauen belästigt. Nach der unbefriedigend endenden Szene ermutigte Bittlmayer das Publikum, die dargestellte Szene im Dialog zu einem besseren Ende zu bringen, wobei sich die Zuschauer in die dargestellten Szenen einwechseln und die Schauspielenden, die Schwache, Diskriminierte oder Benachteiligte spielen, ersetzen: „Was würde ich in der dargestellten, gespielten Situation tun? Wie können wir durch unsere Ideen und unser Handeln die Szenen zum Besseren verändern?“ – so lauteten die Grundfragen, denen auch Bittlmayer gemeinsam mit dem Publikum nachging. Die Lösung, die sich während des Gesprächs ergab: eine klare Abwehrhaltung, eine deutliche, auch durch starkes körperliches Auftreten verkündete Aufforderung, nicht gestört werden zu wollen.

Der gelungene Abend klang mit Danube gemütlich aus. Sozialpädagogin Nicole Balzer und Juze-Leiter Bernd Zengerle waren hocherfreut: „Die Anmeldungszahlen für unseren Abend schwankten bisweilen sehr. Aber nun haben wir ein fantastisches Programm mit geballter Frauenpower auf der Bühne erstellen können – das ist wunderbar.“

EK