Kettenhemd, Helm und Schwert
Fest des Römer- und Bajuwaren-Museums Burg Kipfenberg mit vielen Besuchern

17.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:01 Uhr |
Hans-Peter Gabler

In einer Modenschau wurden Gewänder und Accessoires der Römer gezeigt und erklärt. Fotos: Gabler

Die Römer waren für ein Wochenende wieder einmal ins Altmühltal gezogen und hatten ihr Lager rund um das Römer- und Bajuwaren-Museum an der Kipfenberger Burg aufgeschlagen.

Das traditionelle Museumsfest wurde zu einer lebendigen Geschichte der Römerzeit. Es zog vor allem am Sonntag zahlreiche Familien mit Kindern aus dem ganzen Landkreis zu dem historischen Markttreiben.

Bürgermeister Christian Wagner, in voller Römermontur mit Kettenhemd, eröffnete an beiden Tagen das Fest mit der amtierenden Limeskönigin Sabrina Picker und der Museumsleitern, Claudia Stougard. Letztere führte auch durch das Museum im Wechsel mit dem wissenschaftlichen Leiter, Karl Heinz Rieder.

An beiden Tagen konnten die Besucher das alltägliche römische Lagerleben hautnah erleben und damalige Bräuche und Lebensgewohnheiten näher kennenlernen. Einmal ein Kettenhemd überstreifen, den harten Helm aufsetzen und mit dem Schwert in kämpferischer Position furchterregend wirken hatte schon was – gerade für Kinder.

Wobei allen ganz schnell klar wurde, dass die Filmvisionen sehr weit weg waren von der damaligen Realität. Das Kettenhemd war eine Last und das Schwert durch sein Gewicht längst nicht so beweglich wie vermutet. Frauen konnten sich in historische Gewänder hüllen.

Im Lager war historisches Handwerk zu bestaunen. Alte Techniken wie die Flechttechnik Sprang konnten kennengelernt werden. Im Gegensatz zum Weben werden die Fäden nicht kreuzförmig, sondern in Längsrichtung geflochten. Die Römer hatten gerne Bronzeschmuck und Accessoires gegossen. Es wurde symbolhaft über einem offenen Feuer gezeigt.

In einer Modenschau wurde die Kleidung aus dieser Zeit vorgeführt und erklärt. Die gezeigten Tuniken, die früher unmittelbar auf dem Körper getragen wurden, und das Drumherum waren überwiegend für die besseren Gesellschaft, die sich auch etwas leisten konnte, hieß es. Das einfache Volk oder gar Sklaven trugen in der Regel schichte und unspektakuläre Einheitskleidung. Das galt auch für die übrige Ausstattung wie Gürtel, Halsketten oder Schuhe. Der „bessere“ Römer trug bereits beschlagene Schuhe mit Nieten an den Sohlen. Zum Schutz oder auch als Schmuck wurde um den Unterschenkel ein farbiges Tuch gebunden, wie ein langer Strumpf und mit Lederriemen gefestigt.

Großen Wert legten die Römer auf die Annehmlichkeit „Baden“. Die Limeskönigin und Stougard zeigten einige Dinge, mit denen die Römer schon ausgeprägt Wellness betrieben hatten. In den Badehäusern musste Eintritt bezahlt werden – Frauen mehr als Männer. Über die abgelegte Kleidung wachte ein Sklave, der ebenfalls bezahlt werden musste. Es gab Düfte und alle möglichen Salben zum Einreiben. Eingekleidete Kinder opferten in einer Zeremonie ein Lamm.

Das Fest solle das regionale Geschichtsbewusstsein stärken, stellte Stougard heraus. „Wir legen größten Wert auf die Authentizität der Darsteller“, betonte sie. Dinge jeder Art, die nicht in die Zeit passten, würde man an keinem Lager finden, betonte sie.

Auch die Besucher waren erfreut. Für Melanie Rosenplänter aus Großmehring war es ein willkommener Muttertagsausflug mit ihrer Familie. „Es ist sehr sehenswert hier und auch für die Kinder ist einiges geboten“, urteilte sie. Sie hatte sich sogar probeweise einkleiden lassen. Wiltrud Hopfner war mehr spontan auf dem Fest. Als ehemalige Kipfenbergerin und jetzt Allgäuerin fand sie es sehr interessant und auch die Enkelin war Feuer und Flamme beim anprobieren des Kettenhemdes mit Helm und Schwert.

EK

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