Beilngries
Evangelischer Pfarrer geht in Ruhestand: „Ich habe mich wohlgefühlt“

Hans-Michael Hechtel verlässt zum Monatsende seine Gemeinden Beilngries, Dietfurt und Berching

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:35 Uhr

„Überzeugter Lutheraner“: Hans-Michael Hechtel war zehn Jahre lang der evangelische Pfarrer für Beilngries, Berching und Dietfurt. Zum Ende des Monats geht er in Ruhestand. Foto: F. Rieger

Von Fabian Rieger

Beilngries – Die große Modell-Eisenbahn-Landschaft im Dachgeschoss ist nur noch in Ansätzen erkennbar. Hans-Michael Hechtel hat sich längst daran gemacht, dieses Schmuckstück fein säuberlich abzubauen und auf den Transport vorzubereiten. Die Zeit des evangelischen Pfarrers in der Gemeinde Beilngries geht mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Am kommenden Sonntag, 25. September, wird Hechtel bei einem Gottesdienst in der Beilngrieser Christuskirche (10.45 Uhr) verabschiedet, zum Monatsende geht er in Ruhestand. Unsere Zeitung hat den Pfarrer vorab noch einmal für ein Gespräch besucht.

2012 nach Beilngries gekommen



Ein Jahrzehnt hat er in Beilngries verbracht. Im Frühsommer 2012 übernahm er die damals vakante Pfarrstelle, die auch die Betreuung der Nachbarorte Dietfurt und Berching mit einschließt – mit insgesamt rund 1800 Gläubigen. Der erste Eindruck von Beilngries? „Man, ist das kalt“, sagt Hechtel und lacht. Er war Anfang 2012 schon einmal hier, um sich mit den Begebenheiten vertraut zu machen. Wie kalt es dabei war, zeigt folgende Erinnerung des Pfarrers: „Es war das einzige Mal, dass ich den Main-Donau-Kanal hier komplett zugefroren erlebt habe.“

Dieses erste eher frostige Erlebnis sollte Hechtel und seine Frau nicht daran hindern, sich nach Amtsantritt einzuleben in der Region. „Diaspora“, so sagt es der Pfarrer auch selbst mit Blick auf die Anzahl der Mitglieder seiner evangelischen Gemeinde im Vergleich zur deutlich stärker ausgeprägten katholischen Kirche in Beilngries, Berching, Dietfurt. Voll waren und sind sie oftmals beileibe nicht, die evangelischen Gotteshäuser. Allerdings verweist Hechtel darauf, dass man den allgemeinen überregionalen Prozentsatz der Gottesdienstbesucher im Bezug zur Gesamtzahl der evangelischen Christen durchaus erreicht habe. In absoluten Zahlen sei das bei einer kleinen Glaubensgemeinschaft dann aber eben bisweilen ein überschaubarer Wert, sodass sich die Zahl der Gläubigen im Gottesdienst schon mal an einer oder zwei Händen abzählen lässt. Allerdings könne es in der Kirche – genau wie gesamtgesellschaftlich – auch nicht rein um quantitatives Wachstum gehen, so Hechtel.

Abschied mit guten Erinnerungen im Gepäck



Wenn seine Zeit hier in der Region in zwei Wochen endet, werde er jedenfalls mit guten Gedanken auf diesen Lebensabschnitt zurückblicken. „Ich habe mich wohlgefühlt – schöne Gegend, nette Leute, es war gut.“ Gefragt nach besonderen Erlebnissen erinnert sich der Pfarrer neben dem Beilngrieser Kirchenjubiläum, das 2018 gefeiert wurde, auch an gute Kontakte mit katholischen Amtskollegen gerne zurück. Der frühere Berchinger Kaplan Thomas Rose beispielsweise habe ihn zu seiner Primiz eingeladen und der Austausch mit Gerhard Schlechta sei besonders angenehm und fruchtbar gewesen. Der frühe Tod des Dietfurter Pfarrers habe ihn ebenso betroffen gemacht wie der Tod des Berchinger Diakons Ludwig Fuchs.

Ein Teil der Region sein, „ohne Berührungsängste“ Gespräche führen – das war Hechtel in seiner Amtszeit wichtig, wie seinen Erläuterungen zu entnehmen ist. Er habe es geschätzt, bei Gelegenheiten wie dem Berchinger Neujahrsempfang die Menschen besser kennenzulernen.

Dem nun anstehenden Übertritt in den Ruhestand blickt der Franke gelassen entgegen. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer habe er auch viele Jahre als Lehrer gewirkt. Diesen Teil seines Berufslebens nicht mehr auszuüben, das sei ihm in den vergangenen Jahren tatsächlich schwer gefallen. Wie das nun aber mit der Aufgabe des Pfarrers sein werde? Das könne er vorab nicht sagen. Überhaupt ist Hechtel kein Freund davon, die anstehende Zeit des Ruhestands mit Erwartungen und besonderen Zielen aufzuladen. „Es wird nicht besser oder schlechter – es wird anders.“ Zeit für das Musizieren will er sich nehmen und natürlich für die große Eisenbahn-Leidenschaft. Dass er rund um die evangelische Kirchengemeinde Beilngries präsent sein werde, kann Hechtel ausschließen. Weil sich das nicht gehöre, wenn irgendwann ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin hier tätig sei und dann der vorherige Pfarrer noch zugegen sei. Für Hechtel und seine Frau geht es zurück ins Fränkische, sie ziehen nach Ansbach. Den einen oder anderen Kontakt nach Beilngries und Umgebung werde er aber freilich weiter pflegen – und dass es mal wieder ausflugsweise für einen Tag in unsere Region gehen könnte, sei nicht auszuschließen.

Welchen Gruß er seiner Kirchengemeinde zum Abschied noch mit auf den Weg geben möchte, lautet die abschließende Frage unserer Zeitung an Hechtel. „Haltet die Ohren steif – und lasst euch nicht unterkriegen.“

Gemeindeleben wird während der Vakanz weitergehen



Mit dem Abschied von Hans-Michael Hechtel bricht eine Vakanz an, was die Stelle des Pfarrers in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Beilngries betrifft. Unsere Zeitung hat mit Dekanin Christiane Murner vom Dekanatsbezirk Neumarkt, zu dem Beilngries gehört, darüber gesprochen, wie es weitergeht.

Sie berichtet, dass kürzlich ein Austausch mit dem Regionalbischof stattgefunden habe, bei dem festgelegt worden sei, jetzt im Oktoberamtsblatt eine Stellenausschreibung vorzunehmen. Beilngries wird weiterhin mit einer ganzen Stelle eingestuft. In der Regel dauere es ein halbes bis ganzes Jahr, bis eine vakante Stelle wieder nachbesetzt werden kann, berichtet Christiane Murner. Es sei aber freilich nie auszuschließen, dass es bei günstiger Fügung auch mal schneller gehe – wie jüngst andernorts geschehen. Dass es auf absehbare Zeit funktionieren wird, wieder eine Pfarrerin oder einen Pfarrer für die Aufgabe in Beilngries zu begeistern, daran hegt die Dekanin keinen Zweifel. Es handle sich um eine attraktive Stelle, „ich schaue hoffnungsfroh in die Zukunft“.

Und auch für die Zeit der Vakanz gebe es Erfreuliches zu vermelden. Man könne weiterhin alle drei Orte – Beilngries, Dietfurt und Berching – mit Gottesdiensten versorgen. Und zwar in einem Umfang, in dem definitiv ein gutes Gemeindeleben möglich sei. Eine ganze Reihe von Kollegen aus dem Dekanat habe sich schon gemeldet, um aushilfsweise für Gottesdienste nach Beilngries zu kommen. Bis Weihnachten stehe der Plan weitestgehend, so die Dekanin. Die Gläubigen werden auf den bekannten Wegen informiert. Und auch die Kasualien – Hochzeiten, Trauerfeiern − könne man abdecken. Zählen kann man zudem auf die Lektoren und Prädikanten. Und auch der Konformationsunterricht wird erfolgen.

Das Pfarramt wird bis zur Installation einer neuen Pfarrerin oder eines neuen Pfarrers von Pfarrer Michael Murner aus Neumarkt mitbetreut. Wer Kontakt aufnahmen möchte, wendet sich weiterhin auf gewohntem Wege an das Sekretariat in Beilngries. Von dort aus werden die Anfragen dann entsprechend weitergegeben.

Wie Dekanin Christiane Murner außerdem ankündigt, wird man die Zeit der Vakanz voraussichtlich nutzen, um das Pfarrhaus zu renovieren. In Kürze werde dort eine Besichtigung stattfinden – angedacht ist eine energetische Sanierung samt allgemeiner Renovierung, beispielsweise Weißeln. Und dann freue man sich darauf, in einem frisch erstrahlenden Pfarrhaus wieder eine dauerhafte Besetzung der Pfarrstelle vornehmen zu können, so die Dekanin.