Eichstätt
„Es ist ein Erfolg für den ganzen Konvent“

Einweihung des Gästehauses „Sankt Anna“ – Sanierungsarbeiten an der Abtei St. Walburg beendet

08.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:33 Uhr

Das Gästehaus „Sankt Anna“ ist bezugsfertig. Schon im Juni können die ersten Gäste kommen. Foto: Seifert

Von Sabrina Seifert

Eichstätt – Es riecht neu. Nach Farbe. Menschen mit grauen Haaren und Kinder mit blau-weißer Fußballjacke streifen am Samstag durch die weißen Gänge das frisch eingeweihten Gästehauses Sankt Anna der Abtei St. Walburg. Sie laufen über den historischen Dielenboden und vorbei an alten, dunkelbraunen Holzmöbeln.

Viele treibt vor allem die Neugier. „Oh wow!“, ruft Margit Auer, als sie das Zimmer betritt, in dem der Hausgeistliche wohnen soll. „Ich bin Nachbarin und wollte das hier sehen. Die haben ja jahrelang vor sich hingewerkelt. Jetzt ist es wirklich schön geworden.“ Julia Tiefenthaler und ihren Kindern Damian und Carolina geht es ähnlich: „Wir sind Nachbarn und beobachten die Baustelle schon seit Jahren. Und jetzt wollten wir halt wissen, wie es geworden ist.“

Zehn Nonnen haben sich über die Stockwerke verteilt und beantworten die Fragen der Besucher. Eine davon ist Schwester Elisabeth. „Die ganze Planung war unglaublich aufwendig“, erzählt sie. Und gleich am Anfang waren archäologische Untersuchungen notwendig. Laut Äbtissin Hildegard Dubnick kostete die Sanierung insgesamt fast acht Millionen Euro. Viel davon musste in das Fundament gesteckt werden. „Das geht so nicht, das ganze Haus rutscht in die Altmühl“, hieß es damals. Sie freut sich über den Abschluss der Sanierung: „Es ist ein Erfolg für den ganzen Konvent. Eine Erleichterung.“

Auch der Dielenboden musste restauriert werden. Das Holz stammt noch aus der Barockzeit. „Man durfte die barocke Struktur selbst nicht anrühren“, erklärt Schwester Elisabeth. Die Betten und die Nachttische sind neu, alles andere ist alt. Einige der Möbel stammen aus der Aussteuer, die neue Schwestern mit in die Gemeinschaft brachten. Aufgrund des Denkmalschutzes durfte auch der Holzboden in den Zimmern nicht verändert werden. Die Bäder sind deshalb als Raum-in-Raum-System in die Zimmer integriert.

Bereits früher wurde das Haus als Gästehaus genutzt. Ende des 18. Jahrhunderts zog eine Fürstin in die Räume ein. Von ihr stammen laut Schwester Elisabeth auch noch einige der dunkelbraunen Holzmöbel, an denen die Besucher vorbeischlendern. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Haus als Privatschule mit Internat für Mädchen genutzt. Aus dieser Zeit könnte laut Schwester Elisabeth auch die Klingel stammen, an der Julia Tiefenthalers Kinder ziehen. Später wurde das Haus als Kindergarten und Zufluchtsort für Vertriebene genutzt.

Heute enthält das erste Stockwerk Gästezimmer für die Angehörigen der Nonnen. Bisher mussten Freundinnen der Nonnen oder ehemalige Priester im Gästehaus für Urlauber unterkommen. „Das mischt sich nicht so gut mit den Hausgästen“, erklärt Mutter Hildegard. Doch nicht nur Angehörige sollen die Räume nutzen können: „Worauf wir uns besonders freuen, ist die Möglichkeit, interessierte Frauen aufzunehmen“, erklärt sie. Frauen, die das klösterliche Leben kennenlernen wollten, mussten bisher ebenfalls im Gästehaus für Urlauber unterkommen.

Mutter Hildegard kann sich zum Beispiel eine Einführung in die Psalmen vorstellen. Bisher gibt es im Kloster dafür keinen geeigneten Raum. „Wir wollen etwas von unserem Leben zugänglich machen, auch für andere“, erklärt sie. Die ersten Gäste sollen im Juni kommen.

EK