Krimiautor Philipp Nadler aus Echenzell (Gemeinde Wettstetten) kommt am Samstag, 19. August, zu einer Autorenlesung nach Beilngries in die Verkaufsräume von „Bsunders schee“ in der Hauptstraße 10. Unsere Zeitung hat ihn vorab interviewt.
Einlass zu der Autorenlesung in Beilngries ist ab 18 Uhr, los geht es um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, willkommen sind alle Interessierten, die den Heimatkrimi „Eingekesselt“ des jungen Autors kennenlernen möchten.
Philipp Nadler ist 28 Jahre alt und arbeitet „im echten Leben“ als Web-Analyst bei einem Elektronikhändler. Er ist verheiratet und vor gerade einmal drei Wochen sind er und seine Frau Melanie Eltern eines kleinen Jungen geworden. Sein Herz schlägt nicht nur für die Familie, sondern bereits seit seiner Kindheit für den F.C. Hansa Rostock, „weil mir als kleiner Bub damals das Wappen mit dem schönen Schiff so gut gefallen hat“. Als passionierter Wanderer kommen ihm beim Laufen mit seinem Australian Shepherd Bax oft die besten Ideen, sagt er – und verrät im Gespräch mit unserer Zeitung noch einiges mehr über sich, das Schreiben und sein Buch.
Herr Nadler, mit „Eingekesselt – Ein Altmühltalkrimi“ haben Sie ein sehr facettenreiches, fesselndes und humorvolles erstes Buch geschrieben, das nicht nur spannend und flüssig zu lesen ist, sondern aus dem auch viel Vorbereitungsarbeit und Detailliebe klingen. Wie kam Ihnen die Idee zu der Handlung und wann überhaupt der Gedanke: Ich schreibe ein Buch?
Philipp Nadler: Der Gedanke des Buchschreibens schlummerte tatsächlich schon länger in mir, ehrlich gesagt seit meiner Schulzeit. Vor zwei Jahren im Griechenland-Urlaub, in dem ich den einen oder anderen Heimatkrimi gelesen hatte, entschloss ich mich dazu, diesen Traum nun in die Realität umzusetzen.
So setzte ich mich nach der Rückkehr in die Heimat ,blauäugig’ an ein leeres Word-Dokument und tippte einfach darauf los. Dabei hatte ich keinen konkreten Plan und ließ mich während des Schreibprozesses von Kapitel zu Kapitel immer wieder neu inspirieren: Durch eine neue Wanderung oder eine Alltagssituation zum Beispiel, allerdings recherchierte ich darüber hinaus in für die Handlung spannenden Themenblöcken wie exemplarisch ,alte Sagen aus dem Altmühltal’.
Bis zum Schluss wusste ich selbst nicht, wer denn nun der Täter sein sollte. Irgendwie fühlte es sich an, als wäre ich selbst in der Handlung mit drin, wie in einem Film – deswegen wollte ich auch für mich als Autor bis zum Schluss die Spannung aufrecht erhalten. Vielleicht war das sogar ein Grund, weshalb ich das Buch finalisieren konnte.
Schildern Sie kurz die Handlung Ihres Krimis?
Nadler: „Eingekesselt“ beginnt mit einem entsetzlichen Verbrechen: Ein junger Mann wird nahe eines Wandergebiets in einem Gusskessel voll von siedendem Öl zu Tode gequält. Der Eichstätter Hauptkommissar, der junge Frank Dörfler, macht sich mit seinem ungleichen Team an die Arbeit und an ihren ersten großen Fall. Dieses Team besteht aus dem routinierten Günther Habmann und der jungen Patricia van Ouven, die direkt von der niederländischen Polizeischule nach Eichstätt kam.
Der Tote weist eine rätselhafte Persönlichkeit auf: Frisch geschieden verfügt er über jede Menge Geld. Doch es ist völlig unklar, woher dieses kommt und in welchem Zusammenhang diese Thematik mit dem Fall steht. Eine erste Spur führt in die Schweiz. Einige weitere Hinweise deuten auf die Familie des Opfers hin, welche kein gutes Verhältnis zum Toten hatte und daher stark unter Verdacht gerät. Je näher sie der Lösung kommen, desto gefährlicher wird es für die Ermittler selbst.
Erstlingswerken wird ja nachgesagt, dass viel Persönliches einfließt. Wie viel hat Kommissar Frank Dörfler mit Ihnen gemeinsam? Und die Protagonisten Ihres Buches mit Ihrem Umfeld? Wie entstehen Ihre Charaktere?
Nadler: Generell sind alle Charaktere völlig fiktiv und wollen keine Person aus dem echten Leben darstellen. Allerdings gibt es sicher das eine oder andere persönliche Detail, das übereinstimmen könnte. Sie fragen ja, was der Kommissar mit mir gemeinsam haben könnte. Beide verbindet die oberbayerische Heimat, die kulinarische Ausrichtung, die Leidenschaft für König Fußball (und für exotische Lieblingsvereine), das Weizenbier und die Vorliebe für die Musik und Fernsehlandschaft der 80er.
Doch es gibt ebenso viele Dinge, in denen sie grundverschieden sind: Dörflers Gemütlichkeit trifft ebenso wenig auf mich als Autor zu wie dessen Einstellung zum Thema Hochzeit. Dörfler hat zudem erhebliche Probleme mit seiner Schwiegermutter, auch hierin liegt ein Unterschied. Dörfler steht an einem anderen Punkt im Leben als ich: So ist er noch nicht verheiratet, hat noch keine Kinder und lässt sich generell bei diesen Dingen alle Zeit der Welt. Ich beobachte mein Umfeld, seitdem ich Bücher schreibe, sehr genau – und picke mir allerlei Eigenschaften und Redensarten heraus. Wenn etwas zu einer Person, die es in meiner Fantasie gibt, passt, dann wird es übernommen. Ich versuche allerdings, dass es zuerst den fiktiven Charakter mit einer groben Richtung gibt, welcher erst im Nachhinein mit der einen oder anderen Eigenschaft versehen wird.
Die Charaktere sollen zudem während der Geschichte wachsen – auch hier verfolge ich keinen klaren Plan, wie diese Entwicklung exakt auszusehen hat, sondern möchte jeden Protagonisten auf dieser ,Reise’ sich individuell entwickeln lassen.
Zwischen Oberbayern und Franken – wie wichtig war Ihnen dieses liebevolle Spannungsfeld? Haben Sie ihren Roman nach Eichstätt verlegt, weil Heimatkrimis gerade aktuell sind? Oder weil...
Nadler: Dieses liebevolle Spannungsfeld war mir tatsächlich sehr wichtig. Die Idee dazu kam daher, dass ich dieses Thema an der eigenen Haut seit nunmehr neun Jahren erlebe. Meine Frau Melanie kommt aus dem schönen mittelfränkischen Städtchen Spalt am Brombachsee, ich selbst bin waschechter Oberbayer, lebe fast durchgängig seit meiner Geburt in Echenzell/Wettstetten (mit einem einjährigen Abstecher in die Hansestadt Rostock). Da wir beide sehr große Familienmenschen sind und daher dementsprechend oft bei unseren Eltern zu Besuch sind, entwickeln sich dort immer wieder ganz spannende und lustige Spitzen zwischen den beiden Parteien Oberbayern und Mittelfranken. Diese Spitzen und generell die sprachlichen Unterschiede fand ich immer sehr amüsant und wollte sie unbedingt ins Buch mit aufnehmen.
Eichstätt ist daher der perfekte Ort für meinen Krimi, da er direkt zwischen den beiden Regierungsbezirken liegt. Zudem verschafft mir dieser Standort für künftige Bücher die Möglichkeit, die eine oder andere Handlung auch nach Mittelfranken zu verlegen.
Stichwort „künftige Bücher“: Es wird also weitere Geschichten mit Kommissar Dörfler geben?
Nadler: Ja, definitiv – das bisherige, sehr positive Feedback ermutigt mich in jedem Fall dazu. Ein zweiter Band zu Kommissar Dörfler ist aktuell in Arbeit und zur Hälfte fertig. Ich hoffe, dass ich diesen schon bald veröffentlichen kann. Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Schauplatz verlagert sich dann zum Teil etwas mehr auf die mittelfränkische Seite.
DK
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