Besuch aus Amerika
Erste Oberin der Benediktinerinnen in Alabama kam aus St. Walburg

24.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:22 Uhr

Mutter Hildegard und Schwester Lynn in der Kirche der Abtei St. Walburg: In der Wallfahrtsstätte ist auch das Grab der Ordensgründerin, der heiligen Walburga. Foto: Wermter

Schnell mal von Rom nach Eichstätt: Für Schwester Lynn McKenzie aus Cullman in Alabama ist so eine Reise ein Katzensprung.



„Die Stadt an der Altmühl liegt ja quasi in der Nachbarschaft der italienischen Hauptstadt - zumindest für US-Verhältnisse“, sagt die Benediktinerin. Sie ist zu Besuch in Eichstätt, bei ihren Ordensschwestern im Kloster St. Walburg. Äbtissin Hildegard Dubnick, sie ist selbst gebürtige US-Amerikanerin, ergänzt schmunzelnd: „Für Amerikaner sind 100 Jahre eine lange Zeit und 100 Kilometer eine kurze Distanz.“

Für Schwester Lynn ist die Visite in Eichstätt der vierte Besuch in Deutschland und der erste in Bayern. Der „Abstecher“ hatte sich angeboten. „Ich hatte in Rom an einem internationalen Treffen der Benediktinerinnen teilgenommen“, sagt Schwester Lynn, die für das Kloster Heiligstes Herz Jesu in Cullman die öffentlichen Termine wahrnimmt. 35 Benediktinerinnen leben dort. „St. Walburg ist für uns Benediktinerinnen in den USA von größter Bedeutung“, so Schwester Lynn. „Schließlich gingen die Klostergründungen der Benediktinerinnen in den USA von St. Walburg aus.“

Schwestern in den USA tragen kein oder nur selten ein Habit



So hatte die damalige Oberin Eduarda Schnitzer 1852 die ersten Schwestern in die USA geschickt. Schwester Benedicta Riepp war dann dort die Oberin des ersten Klosters. Es hatte seinen Sitz im Bundesstaat Pennsylvania. Heute gibt es laut Schwester Lynn etwa 50 Klöster der Benediktinerinnen in den USA. Dass die Abtei St. Walburg bei den Mitschwestern in Amerika größte Wertschätzung erfährt, versteht sich angesichts der Geschichte von selbst. Und natürlich hat Schwester Lynn auch die Gräber der Ordensgründerin, der heiligen Walburga, und der Oberin Eduarda Schnitzer besucht.

Das klösterliche Miteinander konnte Schwester Lynn dann auch in St. Walburg praktizieren. „Bei den üblichen Tagesabläufen unterscheiden sich Walburg und Cullman kaum“, erläutert sie. Allerdings trügen die Schwestern in den USA kein oder nur selten ein Habit. „Ein Auftreten in Ordenstracht ist bei uns nicht üblich.“

„Nur in Einzelfällen gibt es junge Bewerberinnen“



Beim Thema Nachwuchs gibt es in beiden Klöstern wieder Gemeinsamkeiten: „Das Interesse an einem Eintritt in den Orden ist doch eher mäßig“, bedauert Schwester Lynn. „Und wenn, dann sind die Bewerberinnen meist schon etwas älter. So um die 30 bis 40. Sie bringen in der Regel auch Erfahrungen aus einem säkularen Berufsleben mit.“ Eine Einschätzung, die Mutter Hildegard teilt. „Nur in Einzelfällen gibt es junge Bewerberinnen.“

Sorgen um die Zukunft des Ordens des heiligen Benedikt machen sich allerdings weder Schwester Lynn noch Mutter Hildegard. „Benediktiner und Benediktinerinnen gibt es seit dem 6. Jahrhundert“, zeigt sich Mutter Hildegard zuversichtlich. „Natürlich kann es sein, dass das eine oder andere Haus schließen muss. Dass aber der Orden ausstirbt, ist eher unwahrscheinlich.“

EK