Raitenbuch
Eine Gemeinde auf dem Prüfstand

In Raitenbuch Auftaktveranstaltung zum „Vitalitäts-Check“ im Vorfeld einer Dorferneuerung

23.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:58 Uhr
Thomas Irro

Projektleiterin Franziska Burlefinger (links) stand den Gemeindemitgliedern für Fragen zur Dorfentwicklung zur Verfügung. Foto: Forster

Von Andreas Forster

Raitenbuch – Als erste der vier Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft Nennslingen hat Raitenbuch mit dem „Vitalitäts-Check“ begonnen, wohl eine neue Form der Dorferneuerung. Damit werden der Ort Raitenbuch selbst und dann die Ortsteile Reuth am Wald, Bechthal und St. Egidi genau unter die Lupe genommen, um Möglichkeiten herauszufinden, wo der Gemeinderat mit Verbesserungen oder Änderungen ansetzen soll. Gerade was Einsparungen und Förderung betrifft. Ziel ist, dass das Leben auf dem Dorf an Qualität gewinnen soll.

Das Interesse an der Veranstaltung war groß, gerade unter jungen Bürgerinnen und Bürgern, die zu dem Treffen in das Gasthaus Flierler gekommen waren. Bürgermeister Joachim Wegerer begrüßte Franziska Burlefinger, die Inhaberin vom Planungsbüro Herb und Partner aus Thierhaupten. Ihr Planungsbüro arbeitet eng mit dem Landesamt für ländliche Entwicklung in Mittelfranken zusammen und bietet Städteplanungen an.

Die Landschaftsarchitektin legte Zahlen der Behörde in Ansbach und Daten des Bundesamtes für Statistik vor. Sie konnte sich auch auf eigene Zahlen berufen, da sie die Orte bereits mehrfach besucht hatte. Es seien Trends und Perspektiven zu erkennen, sagte sie. Ein einfaches Beispiel: Die Gemeinde habe im gesamten Bereich etwa im Jahr 2003 noch 60 Landwirte gehabt, 2019 nur noch 35. In Nennslingen gebe es vergleichsweise mehr Landwirte, in Burgsalach weniger. Raitenbuch selber habe aktuell 1195 Einwohner. Doch die Bevölkerung sei überaltert.

In Raitenbuch sei die Versorgung mit Bäcker, Metzger, Handwerker und drei Gaststätten klassisch gut, sagte sie. In den Ortsteilen sei die Lage schlecht. Burlefinger bedauerte auch die Versiegelung vieler Flächen.

In einer Pause wurden dann die Besucher befragt, zu Aktivitäten in Vereinen oder dem erwünschten Wachstum der Gemeinden. In der Regel befürworteten die Befragten ein mittleres bis starkes Wachstum. Viele wünschten sich auch eine bessere Grundversorgung.

Mit den Antworten auf die in den Interviews gestellten Fragen sollen Datenbanken „befüllt“ werden, um den Handlungsbedarf feststellen zu können. Um die weite Entwicklung in den Gemeinden vorwärtszubringen, scheint nun die Einbindung der Unternehmensberatung Burlefingers sinnvoll. Letztlich gehe es auch um Erfahrungen mit Förderungsmöglichkeiten und staatlichen Zuschüssen.

Die Kosten für die Beratung fördert zum Großteil das Landesamt für ländliche Entwicklung, das auch für das Projekt Dorferneuerung zuständig ist. Den Rest müssen die Gemeinden aufbringen, etwa 2000 bis 3000 Euro pro Gemeinde.

Auf dem Treffen wurde noch ein fünfköpfiger Arbeitskreis gebildet, damit Ortskundige bei einer erneuten Begehung der Gemeinden – vermutlich im Herbst – dabei sind. Auch stehen noch Themen wie die Innenentwicklung an. Burlefinger rechnet damit, dass der „Vitalitäts-Check“ und die damit verbundenen Änderungen noch „einige Jahre“ dauern werden. Sie geht von zehn Jahren aus.

Ein weiteres Schwerpunktthema sind die Leerstände in Anwesen. Nach Meinung der Planerin könnten diese abgebaut oder umgewidmet werden. Gleiches gilt für ungenutzte Flächen, Wege und Straßen.

Bürgermeister und Besucher bewerteten die Idee des „Vitalitäts-Checks“ positiv. Am Mittwoch findet die Auftaktveranstaltung dazu in Bergen statt.

Am Ende des Treffens stellte der Bürgermeister in Aussicht, dass der Radweg nach Nennslingen in einem Jahr gebaut werden könne. Zudem kündigte er eine Bürgerversammlung in absehbarer Zeit an.

EK