Engagement
Ehrenamtlicher Dienst mit hohem Wert: BRK-Bereitschaft Beilngries berichtet von ihren Aufgaben

14.08.2024 | Stand 14.08.2024, 18:00 Uhr |

Bei den regelmäßigen Bereitschaftsabenden werden allerlei Themen behandelt. Jüngst ging es um die Schnelleinsatzgruppe Personenauskunft. Foto: Adam

Eine engagierte Gemeinschaft bildet die BRK-Bereitschaft Beilngries. Unsere Zeitung hat die Ehrenamtlichen besucht und mehr über deren Engagement erfahren.

Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen, jeder Arbeitsablauf klar sein, jedes Formular bereitliegen. Im Ernstfall muss jeder genau wissen, was zu tun ist, und Hand in Hand mit den eigenen Kameraden, aber auch anderen Helfergruppen arbeiten. Damit das so ist, werden bei der Bereitschaft des BRK Beilngries regelmäßig Bereitschaftsabende für die ehrenamtlichen Mitglieder abgehalten.

Vor Kurzem wurden an solch einem Abend die Aufgaben im Bereich der Schnelleinsatzgruppe Personenauskunft (SEG PA) von Bereitschaftsleiter Erhard Schmailzl und seinem Sohn Severin Schmailzl durchexerziert. Die SEG PA ist zuständig dafür, Gerettete, Verletzte oder Unverletzte, sogar Gestorbene, namentlich zu erfassen, um so als Schnittstelle zu dienen zwischen denen, die vielleicht Angehörige in einem Katastrophengebiet oder als Beteiligte bei einem großen Unfall vermuten und nach ihnen suchen, und denen, die in Behelfsunterkünften oder Kliniken untergebracht sind und ihre Lieben vielleicht selbst nicht mehr erreichen können.

„Klarheit bringen“ in Ausnahmesituationen



„Natürlich ist die Arbeit am Patienten erst einmal wichtiger. Jemand, der blutet, verletzt ist, braucht schnelle medizinische Hilfe und kein Formular vor der Nase. Aber unterschätzt unsere Arbeit nicht. Es ist für Angehörige die Hölle, wenn sie nicht wissen, was mit Eltern, Kindern, Verwandten ist, ob sie leben, verletzt oder wohlauf sind. Da können wir Klarheit bringen und das ist viel wert“, sagte Severin Schmailzl.

Dann erläuterte er die verschiedenen Formulare, die die PA-Einsatzkräfte möglichst griffbereit haben müssen: Solche, mit denen Personen aus einem Katastrophengebiet in Hilfsunterkünften beispielsweise erfasst werden, und solche, mit denen Nachfragen von Angehörigen, die nach Personen suchen, dokumentiert werden. „Wir können uns dank der schnellen Erfassung auch einen schnellen Überblick verschaffen, was nötig ist. Mehr Krankenwagen, mehr Notbetten, ganz profan mehr Essen oder Trinken“, erklärte Severin Schmailzl.

Wichtige Informationen



Auf den Erfassungsblättern werden neben Name und Adresse vielleicht nötige Medikamente oder Krankheiten notiert, auch der Beruf und die Nationalität. „Das ist sehr hilfreich, wenn wir beispielsweise für jemanden, der kein Deutsch spricht, einen Dolmetscher brauchen. Dann kann man nachschauen – da war doch jemand mit dieser Nationalität, der bestenfalls dann übersetzen kann“, erläuterte Erhard Schmailzl. Wer kommt, wer ist da, wer geht, wer wird in welche Klinik transportiert oder von wem abgeholt, das alles wird registriert, um möglichst detailliert Überblick zu haben und Suchende mit Gesuchten zusammenzubringen.

Im Hochwassergebiet im Einsatz



Nach der Theorie ging es an die Praxis und Severin und Erhard Schmailzl wiederholten in einer Übung mit den Bereitschaftsmitgliedern genau das Vorgehen im Katastrophenfall, das sie vor wenigen Wochen erst bei dem Hochwassereinsatz in der weiteren Region ganz real erlebt hatten. Damals war zuerst die SEG Transport alarmiert worden und ein Sanitäter und ein Notfallsanitäter der Bereitschaft ließen alles stehen und liegen, um mit dem zweiten Rettungswagen der Wache Beilngries in den ehrenamtlichen Einsatz zu fahren. „In Schrobenhausen halfen sie, Anwohner, überwiegend Bewohner von Seniorenheimen, aus den Häusern zu evakuieren und in sichere Notunterkünfte oder Krankenhäuser zu fahren. Wo es nötig war, wurde auch medizinische Hilfe geleistet“, erinnerte Severin Schmailzl an den Einsatz.

Als klar wurde, dass sich das Hochwasser nicht schnell eindämmen lassen würde, sondern sich zu einer nicht überblickbaren Katastrophe ausweitete, wurde auch die SEG PA alarmiert, um Betroffene in der Betreuungsstelle in Reichertshofen zu registrieren. Die Beilngrieser rückten aus, um die Daten derer, die sich in der Betreuungsstelle aufhielten, mit Hilfe der EDV-Ausstattung der SEG aufzunehmen. „So konnte die Abschnittsleitung den Überblick über die Anzahl der zu versorgenden Personen behalten und den Bedarf an Betten, Hygieneartikeln und Verpflegung besser organisieren“, erläuterte Severin Schmailzl.

Auch Angehörige hätten nach Rücksprache mit den Betroffenen Auskunft über deren Verbleib erhalten. „Für viele eine große Beruhigung“, war sich Schmailzl sicher. Auch in Zeiten des Handys sei der Dienst der PA überaus wichtig gewesen. „Gerade ältere Mitbürger hatten gar kein Mobiltelefon oder hatten es in der Hektik des überstürzten Aufbruchs daheim vergessen. Deshalb konnten sie keinen Kontakt mit ihren Verwandten oder Bekannten aufnehmen“, erinnerte sich Erhard Schmailzl. Hier habe die SEG PA schnelle Abhilfe schaffen und mit verlässlichen Informationen zur Beruhigung beitragen können. Drei Tage rund um die Uhr waren die Beilngrieser mit insgesamt 26 Helfern in Reichertshofen im Einsatz.

Ein Stamm von etwa 50 Aktiven



„Durch mehrere Schichten konnte die Aufgabe sehr gut gemeistert werden. Für uns war dieser Einsatz der erste Katastrophenschutzeinsatz dieser Art und ich war mit dem Ablauf zufrieden“, sagte Erhard Schmailzl. Rund 150 Personen gehören der Beilngrieser Bereitschaft derzeit an, etwa 50 sind aktive Mitglieder. 40 Frauen und Männer haben mittlerweile den Fachkurs PA besucht und sich so für die Hilfe bei der Personenregistrierung qualifiziert. Auch wenn niemand sich einen weiteren Ernstfall wünscht, die Beilngrieser BRK-Bereitschaft wäre – wie ihr Name es verspricht – jederzeit bereit, wieder zu helfen.

arg


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