Kösching
Die Taube des heiligen Geistes

Seit dem Jahr 1726 ist das Symbol am Taufsteindeckel der Köschinger Pfarrkirche zu sehen

08.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:05 Uhr
Friedrich Lenhardt

Kunstvoll ist der Deckel des Taufsteins beim Josephsaltar im nördlichen Querarm der Köschinger Pfarrkirche. Er zeigt die Taufe Jesu am Jordan durch den heiligen Johannes. Über der Szene schwebt die Taube des heiligen Geistes. Foto: Lenhardt

Seit 1970 begeht die Kirche den Festtag der „Taufe des Herrn“ am Sonntag nach Epiphanias. Heuer ist das der 8. Januar. Alle Evangelisten berichten von der Taufe Christi im Jordan durch Johannes, der davon den Beinamen „Baptist“, „der Täufer“ bekommen hat.

Die Szene ist auch auf dem Deckel des Taufsteins in der Köschinger Pfarrkirche dargestellt: Johannes hat seinen härenen Rock über die Schulter geschlagen. Er steht bloßfüßig am Ufer des Flusses und gibt aus der hohlen rechten Hand Wasser auf den Täufling Jesus, der mit demütig vor der Brust gekreuzten Armen vor ihm kniet. In seiner linken Hand hält er noch seinen obligaten Kreuzstab und schlägt damit bildlich, wie die Liturgie im Wort, den Bogen von der Taufe zur Auferstehung. Über ihnen flattert gemäß der Schrift die Taube des heiligen Geistes. Die Worte des Vaters über seinen „geliebten Sohn“ machen aus der Darstellung der Taufe eine Darstellung der göttlichen Trinität.

Mit dem Taufstein erhielt die Kirche ihr Baptisterium

Die kleine Gruppe kam als eines der letzten Ausstattungsstücke aus der Regensburger Machalky-Werkstatt 1726 nach Kösching. Hier fand der Taufstein mit seinem neuen Deckel beim Josephsaltar in einer mit Stuck verzierten Nische seinen Platz. Das machte aus dem nördlichen Querarm der Kirche ihr Baptisterium.

Der Stein selbst ist wesentlich älter. Dieses unverzichtbare Ausstattungsstück stammt noch aus der mittelalterlichen Kirche. Pfarrer Kerschl äußerte sich in seiner Chronik nur zum Schnitzwerk, übersetzt: „Zur Linken dieses Altares habe ich den Taufbrunnen gesetzt, der in diesem Jahr in den gegenwärtigen Schmuckzustand gebracht worden ist, was Ausgaben an Gold, für den Maler, Farben, für den Schnitzer und den Schreiner ungefähr 50 Gulden verursachte.“ Allerdings unterließ er es nicht, den Streit der darüber entstand, dezent anzudeuten: „Dazu hat die Kirchenverwaltung nicht einen Pfennig beigetragen, was ich im Übrigen auch nicht erbeten hatte, da man einen solchen Aufwand als unnötig erachtete, wie von einigen gesagt, von andern gedacht wurde.“

Ähnlich schweigsam sind die alten Inventare. Sie waren nur am Materialwert des eingesetzten kupfernen „Kössls“ interessiert Der neue Deckel mit der Taufgruppe, ein qualitätvolles Kleinkunstwerk, typisch für das Machalky-Team, gerät in stilistischen Kontrast zum älteren Taufbecken aus Stein, dessen Formen zeitlos sind, gebuckelte, sehr sorgfältig ausgeführte Muschelspangen, leider ohne jedwede Inschrift. Das verwendete Material scheint echter Rotmarmor zu sein. Diesem versuchte man die jüngere Stützsäule anzupassen und gab dem Kalkstein eine rote, ehemals stark beriebene, heute wieder hergestellte Fassung. Hier zeigt sich ornamentale Gestaltung mit stark vereinfachten Akanthusblättern, aus denen der kurze Säulenschaft mit seinem simplen Tellerkapitell entspringt. Für eine zeitliche Einordnung eignen sie sich nicht besonders. Man mag an späteste Renaissance denken und das ausgehende 16. Jahrhundert postulieren. Solches unterstützt der Vergleich mit dem Grabstein unter der Empore. Hier findet sich die gleiche fleischige Gestaltung der Blätter, die sogar die typische letzte Einklappung einer Blattspitze wie dort aufweisen.

Kleines Kunstwerk als Mahnung

Trotz der allgemeinen Formen der Schale sind Parallelen dazu anscheinend nicht allzu häufig. Überraschenderweise führt die Kirche von Niedermünster ein vergleichbares Stück, nicht aus Stein, sondern in Bronze gegossen. Eine ähnliche Dekoration zeigen die steinernen Weihwasserbecken beidseits der Köschinger Eingangstüren.

Leider hat die Amtskirche gemeint, Teile der Menschen, die das grundlegende Sakrament der Taufe erhielten, aber mit ihrer Lebensführung nicht den Ansprüchen der hohen Geistlichkeit entsprachen, als, wie jüngst wieder im Druck publiziert, „Taufscheinchristen“ verunglimpfen zu müssen. Das kleine Kunstwerk am Taufsteindeckel der Köschinger Pfarrkirche sollte beim Betrachten ein Umdenken bewirken. Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit.