In der Nacht auf Mittwoch sind an der Altmühl alle noch lebenden fünf Jungtiere der Schwanenfamilie am Eichstätter Hechtstau verschwunden. Brunhilde Lutz vermutet, dass der Anglerverein beteiligt ist. Der wiederum wehrt sich gegen die Vorwürfe.
„Die waren doch schon immer gegen die Schwäne“, sagt sie. „Ein Fuchs holt sich ein oder zwei der Tiere, aber doch nicht alle“, so Lutz. „Aber mit einem Netz oder so kann man sie bestimmt schnell rausholen.“
Diese Vorwürfe weißt der Anglerverein zurück: „Wenn das jemand behauptet, werde ich ihn wegen Verleumdung und übler Nachrede verklagen, weil da nichts dran ist“, sagt Rolf Rippich, der Vorsitzende des Eichstätter Anglervereins, auf Nachfrage unserer Zeitung. Doch zwischen den Schwanenliebhabern und dem Anglerverein schwelt schon länger ein Streit um den Platz der Schwäne und die Fütterung der Tiere.
„Das war kein Fuchs und kein Marder, hundertprozentig nicht.“
Lutz ist mit ihren Vorwürfen nicht allein. Auch Josef Eisen, der von vielen Eichstättern Schwanenvater genannt wird, weil er sich seit vielen Jahren mit Hingabe um die Schwäne kümmert, ist sicher: „Das war kein Fuchs und kein Marder, hundertprozentig nicht.“ Er vermutet deshalb ebenfalls, dass jemand nachgeholfen hat.
„Nein, ich sage nicht, dass es der Anglerverein war, gar nicht“, betont er. Aber: „Die Fischer waren schon bei mir und haben gesagt, dass die Schwäne hier nicht mehr brüten dürfen.“ Das wurmt ihn: „Die Schwäne sind hier seit 25 Jahren – und jetzt sollen sie auf einmal weg?“
Eisen war noch am späten Dienstagnachmittag bei den Schwänen. Dort waren alle fünf Jungtiere wohlauf. Ursprünglich hatte das Paar sogar sieben Junge. „Eines hat der Greifvogel geholt, ein anderes war einfach zu schwach“, sagt Eisen und zuckt mit den Schultern. „Das ist eben die Natur.“ Am Mittwochfrüh waren die Jungtiere allerdings nicht mehr da.
Ärger um den Schutzzaun
Eisen hat, um die Schwäne insbesondere während der Brutzeit zu schützen, einen Zaun aufgestellt. Und auf diesem haben die Schwanenfreunde schon einen Zettel aufgehängt, der aus Sicht der Schwäne sprechen soll: „Hallo miteinander, wir müssen euch was Trauriges sagen: Dass meine Familie und ich vom Fischerverein vertrieben werden.“
Der Anglerverein hat Eisen inzwischen auch aufgefordert, den Zaun zu entfernen. „Entweder ich mache ihn selber weg oder sie machen es und schicken mir die Rechnung, hat Rippich zu mir gesagt“, so Eisen.
Rippich will dazu erst einmal gar nichts sagen: „Ich gebe keine Auskunft.“ Räumt dann aber ein, dass es ihm nicht passt, „wenn jemand auf unserem Grundstück einfach Zäune aufstellt“. Er sagt nichts dazu, ob er die Schwäne mag oder nicht, aber eines hat er satt: „Dass hier zentnerweise Futter hineingeschüttet wird.“ Dadurch würden in das Gewässer über die Maßen Nährstoffe eingetragen. „Und wissen Sie, was dann daraus wird? Eine Kloake.“
Problematisch sieht das „extrem starke“ Füttern der Enten und Schwäne auch Johann Beck, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Eichstätt. Semmeln und andere Backwaren würden zudem nicht ihrem „,natürlichen‘ Futter, das im Wesentlichen aus den Pflanzen im Wasser besteht und ausreichend zur Verfügung steht“ entsprechen.
Schwanenvater trauert
Davon abgesehen bleibt immer noch die Frage, wo die Jungtiere sind. Rippich weiß laut eigener Aussage nicht, dass sie weg sind: „Nein, ich bin ja nicht jeden Tag draußen.“
Laut Lutz würden die Schwaneneltern seit dem Verschwinden ihres Nachwuchses sichtlich trauern. Und mit ihnen Schwanenvater Eisen. „Ich war heut früh draußen, Mutti hat geschrien und ich hab sie noch gefragt: Ja Mutti, wo sind denn deine Kinderle?“
EK
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