Beilngries
„Die Freude am Herrn ist meine Stärke“

Der Beilngrieser Ehrenbürger und frühere Stadtpfarrer Michael Harrer blickt auf 65 Priesterjahre zurück

18.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:09 Uhr

Ein Gesprächspartner mit wachem Geist ist der frühere Beilngrieser Stadtpfarrer Michael Harrer nach wie vor. Foto: Hieke

Von Daniela Hieke

Beilngries – Er bleibt vielen Beilngriesern als engagierter Seelsorger in Erinnerung: 1957 wurde Pfarrer Michael Harrer im Eichstätter Dom zum Priester geweiht – und somit kann er am 29. Juni auf 65 Priesterjahre zurückblicken. Seinen wachen Geist hat er behalten und auch jetzt noch ist für ihn der Bibelvers „Die Freude am Herrn ist meine Stärke“ Programm, trotz mancher alters- und krankheitsbedingter körperlicher Einschränkungen.

Lebendig sind die Schilderungen des fast 91-Jährigen aus seiner langen Priesterzeit. „Ich habe angefangen mit sehr reichen Erfahrungen als Kaplan. Dann kam eine interessante, erfüllende, beglückende Zeit der Jugendarbeit als Diözesanjugendseelsorger.“

Als Harrer 1972 die Pfarrei St. Walburga in Beilngries übernahm, war die Umstellung für ihn ein Gewöhnungsprozess. „Vorher war ich sehr viel unterwegs, mit immer neuen Leuten, jetzt hieß meine Aufgabe, den Glauben an einem festen Ort zu verkünden und zu leben. Aber mir haben viele gute Mitarbeiter zur Seite gestanden; vor allem meine Schwester Resi hat mich rundum sehr unterstützt.“

Am 5. August 2000 bereiteten ihm die kirchlichen Gremien und Verbände eine große, würdige Verabschiedung. Auch die Ernennung zum 14. Ehrenbürger der Stadt Beilngries zeigte die Wertschätzung für seine Arbeit. Er kommentierte dies damals mit „Ich habe nur versucht, meiner Verantwortung gerecht zu werden“.

Nach 28 Jahren, davon 19 Jahre zusätzlich als Dekan, kehrte der engagierte Priester zu seiner Heimatpfarrei Hilpoltstein zurück, wo er noch 19 Jahre aushelfen konnte. Krankheitsbedingt zog Harrer 2019 in das Betreute Wohnen der Caritas Abenberg. „Hier bin ich zuhause, aber nicht daheim“, sagt er dazu, dankbar, dass sich Nichten und Neffe „in allen persönlichen Belangen so wunderbar um mich kümmern“.

Durchaus realistisch sind die Seelsorgeerinnerungen des Jubilars, der um die menschlichen Unzulänglichkeiten auch eines Priesters weiß. „Aber im Gebet kann ich alle Erlebnisse vor Gott tragen.“ Das ist in seinem Ruhestand neben der täglichen Heiligen Messe seine Hauptbeschäftigung. Nach dem Mittagessen geht es mit dem Rollator ins nahe gelegene Stilla-Kirchlein, wo der Ruhestandsgeistliche alle in sein Rosenkranzgebet einschließt. Täglich liest er den DONAUKURIER, ein Geschenk der Stadt Beilngries an den Ehrenbürger.

Anlässlich des Priesterjubiläums hat unsere Zeitung einige Beilngrieser befragt, woran sie sich spontan erinnern, wenn sie „Pfarrer Michael Harrer“ hören. Eine ältere Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, sagt: „Ich werde Pfarrer Harrer nicht vergessen. 18 Jahre lang ist er einmal monatlich zu meinem bettlägerigen Mann mit der Krankenkommunion gekommen. Manchmal hatte der Pfarrer auch 13 oder gar 16 Besuche zu machen, dann fiel die persönliche Unterhaltung kürzer aus. Als mein Mann starb und gerade kein Priester Zeit hatte zur Beerdigung, hat Pfarrer Harrer gern ausgeholfen. Ein Predigtgespräch war da nicht nötig, ,Wir kennen uns‘ – ich bin sehr dankbar für diese Jahre.“

Ähnliches weiß Helene Kalkan zu berichten, deren Eltern regelmäßige Kirchgänger waren. „Als dann plötzlich die Mutter immer allein kam, wurde Pfarrer Harrer aufmerksam und sprach sie an: ,Wenn Ihr Mann aus dem Krankenhaus kommt, geben Sie mir Bescheid!‘, bat er. Über Monate hat sich zwischen den beiden gläubigen Männern durch Harrers regelmäßige Besuche eine richtige Freundschaft entwickelt. Da mein Vater bettlägerig war, haben wir seinen 84. Geburtstag am Krankenbett zusammen gefeiert im September 1998, im November ist er gestorben. Ich schaue sehr dankbar auf diese Zeit zurück.“

Marlene Breitschopf, die im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten viel mit dem Seelsorger zu tun hatte, erzählt: „Er war ein Pfarrer durch und durch, wie ich ihn von meiner Jugend her in der Blütezeit der Volkskirche kannte“, meint die 81-Jährige. „Wir sind immer gut ausgekommen. Er hat damals bei der 20-Jahr-Feier des Offenen Kreises die Fahnenspitze bezahlt, hatte stets ein offenes Ohr für unsere Belange. Lustig war’s auch immer mit ihm bei den jährlichen Faschingsveranstaltungen.“

„Pfarrer Harrer war von 1972 bis 1988 Präses unserer Kolpingfamilie“, erinnert sich der Vorsitzende Edi Babiel. „Unser Kinder- und Jugendzeltlager in Hilpoltstein begann 2001. Harrer besuchte uns täglich, hielt Morgenandacht, Tischgebete und Zeltlagergottesdienst, war auch beim Essen dabei. Als seine Schwester Resi starb, kam er nach dem Leichtrunk mit einigen Schachteln Wurst und Kuchen ins Zeltlager, die übrig geblieben waren. Für mich war Pfarrer Harrer ein guter und geradliniger Priester.“

Harrer bereicherte durch seine sichere Bassstimme die wöchentlichen Proben des Kirchenchors, der ihm liturgisch sehr wichtig war, auch wenn er als Pfarrer an den Festtagen selbst nicht mitsingen konnte. Aber an den Jahresausflügen nahm er gern teil. Sein ganzer Stolz waren die rund 80 Ministranten, die zu seinem Abschiedsgottesdienst nochmals aufmarschierten.

DK