Signa setzt Zeichen
Die Eichstätter Künstlerin Sabine Wimmer stellt in der Lithografie-Werkstatt aus

09.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:16 Uhr

Freuten sich über die Möglichkeit, nach langer Corona-Pause endlich wieder bei einer Vernissage zusammenzukommen (von links): der stellvertretende Landrat Sven John, Maria Lechner, Li Portenlänger, Sabine Wimmer und Susanne Reuter. Foto: Kusche

Über großen Andrang konnten sich Künstlerin Sabine Wimmer und ihre Gastgeberin Li Portenlänger bei der Vernissage der Ausstellung Signa freuen. Rund 50 Gäste waren der Einladung in die Lithografie-Werkstatt in der Pfahlstraße gefolgt, die hervorragend in das Programm der „Eichstätter Frauentage“ passte. In einem inspirierenden Künstlerinnengespräch zwischen Portenlänger und Wimmer erfuhren die Gäste, wie und vor welchem Hintergrund die lithografischen Kunstwerke, die nun die Wände der Werkstatt schmücken, entstanden sind.

„Es ist nicht nur eine Kunst, lithografische Werke zu schaffen, sondern auch, sie klug und künstlerisch geschickt zu präsentieren“, betonte Lithografin Li Portenlänger gleich zu Beginn des Künstlergesprächs. „Fragmentarisch“ – so bezeichnete Wimmer ihr Raumkonzept, das einerseits die zahlreichen wunderschönen, von ihr bedruckten kleinen Fundstücke aus der Natur beinhaltet, die die Wand schmücken, andererseits aber auch große Elementtafeln, auf denen sie mit Farbe gespielt und verschiedenste Pflanzen gedruckt hat. Als drittes Kunstprodukt finden sich im Nebenraum der Werkstatt schließlich lange Holzsetzkästen, mit denen Wimmer für die Erstellung ihrer ganz eigenen Alphabete und Schriftzeichen gearbeitet hat. „Die kleinen bedruckten Fundstücke aus Solnhofener Marmor sind geradezu ‚Objets trouvés’, also Naturgegenstände aus unserer Region, die zu einem kleinen Kunstwerk gemacht wurden“, erläutert Wimmer und zeigt die vielen kleinen, aufwendig von ihr bedruckten Steindrucke, auf denen Blüten und Pflanzen zu sehen sind. Wie viel Zeit dafür nötig war, verleugnete die Künstlerin nicht: „Jeder einzelne Stein musste fünfmal geschliffen und dreimal präpariert werden, bevor er bedruckt werden konnte.“

Wimmers intensive Beschäftigung mit der Kunstgeschichte und Literatur kommt sowohl in den Elementtafeln im Hauptraum der Werkstatt und den originellen Alphabetreihen und Zeichensystemen zum Ausdruck, die sie auf der Grundlage verschiedenster Symbole entwickelte und die den Kern ihrer Ausstellung Signa bilden: „Schriftspracignaen und Zeichensysteme, mit denen man kommunizieren kann, haben mich schon fasziniert“, betont Wimmer, die ihre Signa-Arbeiten aber zugleich als Fortführung ihrer bisherigen Ausstellungen versteht. So hatte sie sich zum Beispiel für ihre Ausstellung Twone (2018) ein Jahr lang dem Roman Finnegans Wake von James Joyce gewidmet – einem bemerkenswerten Text, in dem Wörter unterschiedlicher Sprachen gemischt, verschachtelt, umgebaut und zusammengefügt werden: „So ergeben sich zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten; der Leser findet sich im ständigen Wechsel zwischen Ordnung und Chaos wieder.“ Genau dies ist die Botschaft auch der Ausstellung Signa: Letztlich kann man immer eigene Systeme der Sprache und Kommunikation entwickeln; das „eine“ System, wie unser Alphabet, gibt es nicht.

Dass Sabine Wimmer sich meisterhaft in den Möglichkeiten eigener Schriftsysteme bewegt, zeigt ihre Ausstellung in herausragender Weise. Mit freien horizontalen Linienstrukturen und Pigmentfarben, die von sanftem Grau bis Schwarz reichen, schafft sie den Hintergrund für ihr Pflanzenalphabet, das wiederum in drei Reihen vertikal von links unten nach rechts oben gedruckt wurde und dessen Pflanzen in der Reihenfolge ihres jeweiligen Anfangsbuchstabens zu bewundern sind. Darüber hinaus schuf sie auch einzelne Elementtafeln, auf denen sie mit Pflanzensymbolen kurze Worte schrieb: „Natur“, „Licht“ oder „Stille“ – wesentliche Lebensbegriffe für die Künstlerin – sind da in ihren aufwändig auf Acryl und Pigmentfarben gedruckten Lithografien zu lesen, hat der Leser erst einmal Wimmers Prinzip des Pflanzen-Abcs entschlüsselt.

Spielerisch und interaktiv endete die Vernissage mit der Vorstellung und dem Eintragen verschiedenster Wörter, die die Gäste mitgebracht hatten und in einen antiken Brockhaus schreiben konnten. So hinterließen manche Besucher ihre ganz eigene „Signatur“.

EK



Die Ausstellung ist noch bis zum 19. März jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr in der Pfahlstraße 25 zu sehen.