Hessenbayern im Fußball-Himmel
DFB-Fanklub aus zahlreichen Lentingern erlebt unvergessliches Achtelfinale auf der Dortmunder „Süd“

04.07.2024 | Stand 04.07.2024, 12:19 Uhr |

In vorderster Front auf der Dortmunder Südtribüne: Die Hessenbayern tragen beim 2:0-Sieg der Deutschen im Achtelfinale gegen Dänemark zu einer außergewöhnlichen Atmosphäre bei. Simon Hissen (Mitte) gibt mit der Trommel den Takt vor. Fotos: Hessenbayern

Es läuft die 35. Minute im EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark. Das Gewitter steht direkt über dem Dortmunder Signal-Iduna-Park. Schiedsrichter Michael Oliver hat die Spieler längst in die Kabinen geschickt. Gefühlt kommt der Regen jetzt sintflutartig von allen Seiten. Selbst den hartgesottenen Fans wird es zu viel, sie ziehen sich weit unters Stadiondach zurück. Nur ein kleiner Trupp hält Sturm und Regen stand: Die Hessenbayern haben es sich unter ihrer überdimensionalen Deutschlandfahne gemütlich gemacht.

Wie eine Bastion römischer Legionäre aus den Asterix-Filmen steht der überwiegend aus Lentingern und Darmstädtern bestehende Fanklub an vordester Front auf der legendären Dortmunder Südtribüne. Angestachelt von der bis zu diesem Zeitpunkt herausragenden Stimmung im Stadion stimmen die Hessenbayern den Klassiker „Oh, wie ist das schön...“ an und singen so laut, dass die Euphorie überschwappt und nahezu das ganze Stadion in den Chor einstimmt. Hessenbayern-Vorsitzender Simon Hissen beschreibt diesen Moment als „unvergesslich und einzigartig.“ Ganz nebenbei wurden die Freunde dabei von den Fernsehkameras eingefangen. In der Zusammenfassung auf Magenta TV wird die Szene sogar kommentiert. In der ZDF-Übertragung und in der Tagesschau sind die Hessenbayern zu sehen.

Hessenbayern tragen mit Trommel und Megafon zur Stimmung bei



Doch natürlich ist es schon der gesamte Stadionbesuch, der dem seit 2015 bestehenden Freundeskreis für immer im Kopf bleiben wird. „Stimmungsmäßig war das sicher der Höhepunkt dieser EM“, glaubt Hissen. Dass die Atmosphäre – wie von den deutschen Nationalspielern bestätigt – so herausragend war, daran hatten sicher auch die Hessenbayern einen kleinen Anteil, ist der Geisenfelder überzeugt. Hissen selbst unterstützte als Trommler Pasquale Seliger und Bengt Kunkel. Die beiden Vorsänger hatten Wert darauf gelegt, dass die Hessenbayern in ihrer Nähe waren, „weil durch uns die Gesänge noch besser an die weiteren Fans transportiert werden“, sagt Hissen. Die anderen Hessenbayern-Fanklub-Mitglieder – aus Lenting waren Kilian Heinloth, Andreas Wittmann, Christoph Enzmann, Ralph Kerschensteiner und Christian Korber in Dortmund mit dabei – sangen ebenfalls lautstark mit. Das taten sie, wie schon während der ganzen EM, in ihren aufblasbaren Kostümen in den deutschen Farben, „die zu unserem Markenzeichen geworden sind“, wie Heinloth beschreibt. Zudem fiel der Fanklub auf der Südtribüne mit den Plakaten „No Deutschland, No Party – thx Schottland, we take over now“ und „Fülle = Tor“ auf – auch damit wurden sie von den TV-Kameras eingefangen.

„Ein solches Fußball-Highlight noch nie erlebt“



Für Heinloth waren es mehrere Zutaten, die dieses Achtelfinale in Dortmund zum perfekten Fußballerlebnis machten: „Unsere Plätze ganz vorne auf der Südtribüne mit der weißen Wand dahinter, die Dramaturgie des Spiels mit kniffligen VAR-Entscheidungen, das einsetzende Gewitter, die Spielunterbrechung – ein solches Fußball-Highlight habe ich bis jetzt noch nicht erlebt“, sagt der 38-jährige Lentinger. Sein Kumpel Andreas Wittmann stimmt zu: „Die Stimmung im Stadion war für mich besonders beeindruckend. Für ein Spiel der Nationalmannschaft war das überragend.“

Wittmann behält aber auch die Stunden vor dem Achtelfinale in positiver Erinnerung. Schon ab Mittag machten sich die Hessenbayern auf in die Dortmunder Innenstadt, feierten friedvoll mit dänischen Fans, stießen mit ihnen auf das Spiel an und wünschten einander Glück. „Schon wie wir direkt in der ersten Kneipe zusammen mit Dänen ‚Major Tom‘ gesungen und gefeiert haben, hat Lust auf dieses Spiel gemacht“, sagt Heinloth. Später machten die Hessenbayern bei ihrem Zug durch die Dortmunder Innenstadt einem Brautpaar eine Freude, als sie vor dem Rathaus in ihren Kostümen spontan für ein Foto zur Verfügung standen.

Sogar im dänischen und spanischen Fernsehen zu sehen



Mit seinen Kostümen war der Fanklub bereits in der Vorrunde aufgefallen. In Stuttgart, wo das Nationalteam gegen Ungarn spielte, nahmen sie am deutschen Fanmarsch teil, wurden dabei von TV-Kameras eingefangen und vom SWR interviewt. Ein im Urlaub weilender Freund sah die Hessenbayern im dänischen Fernsehen. Auch ein Kumpel aus Spanien traute seinen Augen nicht, als er seine Lentinger Freunde im TV erspähte. Heinloth bleibt noch eine Szene vor dem ersten Vorrundenspiel der Deutschen aus München im Kopf, wo die Hessenbayern mit den Schotten herzlich feierten. „Nahe des Marienplatzes führten Frauen in Tracht einen bayerischen Volkstanz auf, wir durften in unseren Kostümen mitmachen, das hat ein herrliches Bild abgegeben.“

Am Freitag geht es für den Fanklub weiter nach Stuttgart. Im Viertelfinale gegen Spanien werden die Hessenbayern mit sieben Mann in der MHP-Arena vertreten sein. „Stimmungsmäßig wird Dortmund wohl nicht zu toppen sein, aber wir werden wieder alles geben, um zu einer außergewöhnlichen Atmosphäre beizutragen – und Deutschland hoffentlich ins Halbfinale singen“, sagt Christoph Enzmann.

mgb



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