„Jetzt kommt der auch noch!“ Es ist einer der Sätze, die dem Verfasser sofort in den Sinn kommen, wenn er an Jürgen Kraus denkt. Und dazu ein süffisantes Lächeln. Nun klingen die Worte im Ohr nach, der Blick geht aber in die Ewigkeit: Am Mittwoch ist Kraus völlig überraschend mit nur 57 Jahren gestorben.
Erst vor zwei Jahren hat er sein geliebtes Kommandanten-Amt in Wasserzell abgegeben und die Bürgermedaille der Stadt Eichstätt erhalten. Jürgen Kraus war wer in der Stadt. Wo auch immer er hinkam, und wenn die Probleme, die eine Baustelle mit sich brachte, noch so groß waren: Er lächelte. Und er bewahrte Ruhe. Auch bei der 125-Jahr-Feier seiner Feuerwehr in Wasserzell im Jahr 2005. Es war ihm einfach wichtig, gemeinsam mit seinen Mitbürgern zu feiern. Es ging ihm immer nach der Devise: „Wir machen es für das Dorf!“ Er war keiner, der die große Bühne suchte. Das hat man auch gemerkt, als er vor zwei Jahren die Bürgermedaille der Stadt mit einem großen Bahnhof überreicht bekam. Er wolle die Ehrung nicht für sich in Anspruch nehmen, sondern für seine Truppe: „Ohne euch wäre vieles nicht möglich gewesen“, hatte er gesagt.
25 Jahre Kommandant in Wasserzell
Fast 25 Jahre lang führte Kraus die Wasserzeller Feuerwehr als Kommandant, und das mit Leib und Seele. 16 Jahre lang stand er dann auch noch an der Spitze des Feuerwehrvereins. Er war der Feuerwehrler durch und durch und hat seinen Kameraden vieles hinterlassen, was heute als sein Vermächtnis anzusehen ist – zuletzt den Neubau der Fahrzeughalle. Da war es Kraus, den man ruhig als Institution der Feuerwehr bezeichnen darf, der angeschoben hat. Und auch selbst mit Hand angelegt hat. Das war für ihn selbstverständlich. Genauso, dass er bei jeder Baustelle der Stadtwerke vor Ort war, wenn es etwas zu klären gab. Egal, ob früh, mittags oder auch mal nachts.
Immer engagiert
Eichstätts Oberbürgermeister Josef Grienberger zeigte sich tief bestürzt von Kraus’ Tod: „Das hat mich persönlich tief schockiert.“ Kraus habe sich „sein ganzes Leben immer eingesetzt und engagiert, was großen Respekt abverlangt“. Grienberger wie auch Stadtwerke-Chefin Silvia Dollinger sprachen den Angehörigen – Kraus hinterlässt seine Ehefrau und zwei Töchter – ihr Mitgefühl aus. Dollinger würdigte den langjährigen Mitarbeiter indes und betonte: „Die Stadtwerke haben ihm viel bedeutet und er hat einen nicht zu übersehenden Beitrag in und für Eichstätt geleistet.“ Immerhin 35 Jahre lang gehörte er zum Personal – und ließ bei allem Engagement für den Job nie das Ehrenamt außer Acht.
Das, was er ehrenamtlich geleistet hat, tat er für seine Heimat. Und hier war es wie in seinem Brotberuf. Wer Jürgen Kraus gerufen hat, der wusste: Er kommt. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich. So mag es nicht von ungefähr kommen, dass er in seinem Urlaub zusammen mit einigen Bekannten die Heizungen in seinem und deren Häuser austauschen hätte wollen. In seinem eigenen Haus ereilte ihn jetzt der Tod. Und er reißt eine große, menschliche Lücke – im Ortsteil Wasserzell und in der Stadt Eichstätt selbst.
Marco Schneider
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