Finessen des bayerischen Kulturguts
Schafkopfkurs in Tettenwang: Den Profis in die Karten schauen

21.02.2024 | Stand 21.02.2024, 18:27 Uhr |

Nicht nur Herz ist Trumpf beim Schafkopf. Fotos: Hegenberger/DK-Archiv

Beim Gesellschaftstag im DGH Schulhaus frönt der Stammtisch Tettenwang (Landkreis Eichstätt) Woche um Woche der „Mutter des Trumpfspiels“ – dem Schafkopf. Damit die Finessen dieses bayerischen Kulturguts nicht verloren gehen, hat der Dachverein nun einen vierwöchigen Schafkopfkurs organisiert.



„Wir freuen uns sehr, dass so viele interessierte Dorfbewohner mitmachen“, so die Vorsitzenden Bernhard Eberl und Kai Stopfer.

Rund 20 Frauen und Männer finden sich am Freitag zum ersten Kursabend ein. Kai Stopfer erläutert zunächst umfassend das Regelwerk. „Üblicherweise wird in unserer Gegend der Schafkopf mit der kurzen Karte gespielt, also mit 24 Karten in den Farben Eichel, Gras, Herz und Schellen.“ Zu den Farben gehören jeweils die Sau (Ass, elf Punkte), der Zehner (zehn Punkte), der König (vier), Ober (drei) und Unter (zwei). Der Neuner bringt keine Punkte. Alle 24 Karten zusammen ergeben somit 120 Punkte. Bis auf wenige Ausnahmen ist ein Spiel gewonnen, wenn 61 Punkte in den Stichen der Siegerpartei sind. 

Ein gutes Spiel ist keine Glückssache

Schafkopf ist ein Glücksspiel! Wirklich? Laut Trainer Sebastian Schmailzl stimmt das ganz und gar nicht. Denn im Gegensatz zu manch anderem Kartenspiel zählt das Schafkopfen zu den sogenannten Geschicklichkeitsspielen. „Der Spielausgang ist mehr vom Können des Spielers abhängig als von Elementen des Zufalls bestimmt“, bestätigt Schmailzl.

Es gibt drei unverzichtbare Arten von Spielen. Vize-Dachvereins-Vorsitzender Stopfer nennt Rufspiel, Solo und Wenz. Beim Rufspiel – im Volksmund Sauspiel genannt – spielen jeweils zwei Spieler gegen die zwei anderen in der Vierrunde. Trumpf ist immer Herz. Gespielt wird mit der „Alten“ (Eichelsau), der „Grünen“ (Grassau) und der „Bumpl“ (Schellensau). Wenz und Solo sind Einzelspiele. Dabei versucht ein Spieler, gegen die drei anderen zu gewinnen. Die höchsten Trümpfe beim Solo sind die Ober und dann die Unter in der Rangfolge ihrer Farben – Eichel, Gras, Herz und Schellen. Beim Wenz sind nur die vier Unter Trümpfe. Beim „Farbwenz“ ist zusätzlich noch eine Farbe Trumpf, somit gibt es neun Trümpfe. Beim „Geier“ sind nur die vier Ober Trumpf.

Geier, Alte, Bumpl und Wenz: Wo steckt denn da bitte das „Schaf“ drin? Der Ursprung des Namens Schafkopf ist bis heute tatsächlich umstritten, wie die Kursteilnehmer erfahren. Eine Theorie besagt, dass das Kartenspiel einst auf Fässern ausgetragen wurde. Diese wurden „Schaff“ und ihre Deckel „Kopf“ genannt. Zusammengesetzt ergibt sich hieraus die bis Ende der 1960er-Jahre gängige Schreibweise Schaffkopf – statt Schafkopf. Das erste gedruckte und bis zum heutigen Tag erhaltene Regelwerk stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Sicher ist: Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel und eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns und angrenzender Regionen.

95 Punkte bei der allerersten Partie

Kein Wunder, dass die Nachwuchsspieler dann zur Tat schreiten wollen. Gespannt verfolgen sie die Ausführungen von Stopfer, aber als es endlich mit dem ersten Spiel losgeht, kehrt eine ganz besondere Stimmung an den Tischen ein. Das eigentliche Spiel beginnt nach dem Abheben des Kartenstapels mit dem Ausgeben von jeweils sechs Karten an jeden Mitspieler. Zur besseren Verständigung werden die Karten offen ausgelegt. Im Uhrzeigersinn erklärt einer nach dem anderen, ob er ein Spiel hat. „Ich spiele“, heißt gleich beim ersten Spieler – und der dritte Spieler sagt: „Ich spiele auch.“ Die beiden anderen sagen „Weiter“. Die Schiedsrichter sind schon beim ersten Spiel gefordert. Der Voransitzende, also der erste Spieler, gibt die Richtung vor. Will er kein Sauspiel machen, nennt er sein Einzelspiel also Geier, Wenz oder Solo. Prompt entscheidet er seine erste Schafkopfpartie mit 95 Punkten für sich.

Ganz anders verläuft das zweite Spiel: Da sich niemand bereit erklärt, zu spielen, wird nach den Schafkopfregeln „zusammengeworfen“. „Im Echtfall kommt hier von jedem Mitspieler ein bestimmter Betrag in den Stock und neue Karten werden ausgegeben“, erklärt der Schiedsrichter. Kommt dann ein Spiel zustande, erhalten die beiden Gewinner des „Sauspiels“ den Stock je zur Hälfte. Der Einzelgewinner könnte den „Stock“ alleine für sich in Empfang nehmen. Verliert dieser jedoch, muss er allein den Stock verdoppeln. Die üblichen Preise beim bayrischen Schafkopf können frei vereinbart werden.

Jeder Spieler entwickelt seinen eigenen Stil

„Trotz strenger Regeln verläuft jedes Schafkopfspiel anders.“ Darin sind sich die erfahrenen Schafkopfer und Schiedsrichter Matthias Brunner, Georg Haunschild, Bernhard Hegenberger und Stefan Koch vom Tettenwanger Dachverein einig. Die elf Nachwuchsspieler der örtlichen Landjugend sowie auch vier Erwachsen freuen sich, mit den Profis zu spielen und so wichtige Erfahrungen sammeln zu können. Damit die Gemeinschaft untereinander noch besser gefördert wird, wechseln die Spieler an jedem der acht Kursabende die Kartentische. „So lernen sich die Spieler besser kennen und spüren, wie jeder sein persönliches Spiel macht“, sagt Kai Stopfer.

Das Fazit am ersten Abend fällt gemischt aus: „Auf dem ersten Blick ist Schafkopf leicht zu lernen, aber schwierig wird es bei der Ausführung“, so ein Teilnehmer. Genau deshalb wollen die Verantwortlichen des Dachvereins im Schafkopfkurs vielen neuen Spielern die Möglichkeit zum Einstieg geben. „Wir haben genügend aktive Schafkopfer, die den Kursteilnehmern mit fachlichem Rat zur Seite stehen“, heißt es von den Organisatoren. Und wer noch kurzentschlossen mitmachen will, ist im Schulhaus herzlich willkommen – am Freitag- und Samstagabend um 19 Uhr.

hhe



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