Altmannstein
Das Gesicht Altmannsteins geprägt

Werner Engelmann und Klaus Heining mit Bürgermedaille ausgezeichnet

26.07.2022 | Stand 27.07.2022, 22:31 Uhr

Nicht damit gerechnet, aber dennoch dankbar: Die Preisträger Klaus Heining (vorne Mitte links) und Werner Engelmann (rechts daneben) bei der Verleihung der Bürgermedaille gemeinsam mit ihren Familien, den Laudatoren, Musikern und Bürgermeistern.

Manche Spuren sind deutlich sichtbar, manche nur für den erkennbar, der genau hinschaut, und manche findet man einzig im Verborgenen, tief eingegraben in den Herzen jener, die sich berühren lassen. Ganz gleich, welcher Art sie auch sein mag, jede Spur hinterlässt eine Wirkung. Viele Spuren zusammengenommen ergeben ein Wirken. Und wenn jemand mit seinem Tun etwas bewirkt, prägt er damit auch seine Wirkungsstätte. Was Werner Engelmann und Klaus Heining mit Herzblut anpacken und erschaffen, verfolgen und zurückgeben, ist für ihre Heimat genau das: ein die Gemeinde prägendes Wirken. Im Rahmen einer so eleganten wie emotionalen Feier ist beiden nun die Bürgermedaille des Marktes Altmannstein verliehen worden.

Premiere für die Bürgermedaille

Es ist eine Premiere. Die Stimmung entsprechend feierlich. Die Luft vibriert vor freudiger Erwartung, die beiden zu Ehrenden – so wird der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger (CSU) die beiden Hauptpersonen des Abends in seinen Grußworten vor der Verleihung bezeichnen – begrüßen ihre geladenen Gäste, freuen sich über das eine oder andere Wiedersehen. So werden etwa die zehn Hüttenberger, die zum großen Tag ihres langjährigen Freundes Werner Engelmann den Weg in die Partnergemeinde zurückgelegt haben, von diesem mit innigen Umarmungen begrüßt. Welchen Stellenwert dieser Abend hat, zeigt sich auch an den hochrangigen Besuchern, darunter Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Bezirksrat Reinhard Eichiner, neben Landrat Anetsberger auch sein Stellvertreter Bernhard Sammiller (alle CSU), Markträte, Vertreter der Banken – und nicht zuletzt viele bei der Feuerwehr, Wasserwacht und anderen Vereinen Engagierte. „Dass Sie alle gekommen sind, zeigt die Wertschätzung für unsere Preisträger“, hebt Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) zum Auftakt des offiziellen Teils hervor.

Dritte Bürgermeisterin Claudia Schiereis (CSU/PW) übernimmt an diesem Abend die Moderation. Charmant und schlagfertig geleitet sie durch das Programm, in dessen Mittelpunkt das Ehrenamt und damit die selbstlosen Verdienste für die Gesellschaft stehen. Am 28. Mai 2020 habe der Marktrat einstimmig beschlossen, die Bürgermedaille zu initiieren, die Preisträger seien in nicht öffentlicher Sitzung bestimmt worden. Wegen der Pandemie sei ein Festakt weder 2020 noch 2021 möglich gewesen. Aber heute, heute ist es soweit.

Den stets von Wandlung, von Metamorphosen geprägten Lebensweg eines Werner Engelmann greift Manfred Schuhmann in seiner Laudatio auf. Der langjährige SPD-Stadtrat aus Ingolstadt ist ein enger Freund des Künstlers, weiß um dessen hintergründigen Humor – und bespielt geschickt die richtigen Tasten, um ein facettenreiches Lebenswerk lebendig werden zu lassen. Er nennt schicksalhafte Wegkreuzungen: von Ungarn nach Rumänien nach Bayern, vom Volkskundemuseum zur Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, durch die Tibetausstellung 1982 über die so geknüpfte Freundschaft mit Heinrich Harrer nach Hüttenberg, von Steinsdorf nach Sollern, von der Begegnung mit der geliebten Frau Annegret und ihrem Verlust.

Spuren in Hüttenberg und Altmannstein

Spuren seines Schaffens findet man laut Schuhmann sowohl in Hüttenberg als auch in Altmannstein. In Österreich den Lingkor, in Bayern den Kulturhang oder das Fastentuch. Durch die Gestaltung des tibetischen Gebetspfads in Kärnten – Schuhmann: „Jeder kennt das Bild von Werner, wie er braun gebrannt an der Felswand hängt“ – wird eine Verbindung geboren, die 2010 mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde zwischen Altmannstein und Hüttenberg besiegelt wird. „In meiner ganzen kommunalpolitischen Laufbahn habe ich noch nie so eine lebendige Partnerschaft erlebt – und als deren Vater kann man getrost Werner Engelmann bezeichnen“, so der Laudator.

Das bestätigt Josef Ofner nur zu gerne. Der Bürgermeister erzählt davon, wie der Künstler seinerzeit die Hüttenberger Eingeborenen und deren Bräuche kennengelernt hat – und sich doch recht schnell einfügte. „Mittlerweile ist er bei uns eine Institution. Wenn er länger nicht mehr da war, fragen die Leute: Wann kommt der Werner wieder?“ Was Engelmann für Hüttenberg geleistet habe, sei „unermesslich und unbezahlbar“. Darum gab es für den Eremiten aus dem Steinertal nicht nur die Bürgermedaille des Marktes, sondern als Überraschung auch die Ehrennadel der Gemeinde Hüttenberg in Gold. „Die Emotionen sind so groß, ich kann nichts mehr sagen“, sagt der doppelt Ausgezeichnete gerührt. Rührung steigt dann in vielen Festgästen auf, als Eva und Michael, Irmi und Engelbert von den StruPis vom Gernhaben singen. Ein Lied, das Annegret Engelmann sehr mochte. Und in diesem Moment ist spürbar, wie tief sich diese Spur in Herzen gegraben hat.

Einen Blick in Klaus Heinings Akte geworfen hat Richard Feigl in Vorbereitung auf die Laudatio auf seinen früheren Chef an der Altmannsteiner Schule. An den Anfang stellt er ein Regierungsschreiben, das das Ehepaar Heining für „ein langes Lehrerleben lang“ nach Altmannstein führte. „Kaum angekommen, warst du schon der Vorsitzende der Wasserwacht.“ Und so sei es weitergegangen: Klaus Heining habe öffentliche Ämter angenommen und mit viel Engagement ausgeführt.

Ein Mann mit natürlicher Autorität

Kirchenverwaltung, Seniorenkreis, Museumsbetreuung, zwölf Jahre im Marktrat, zehn Jahre als Autor für die Heimatgeschichten im Altmannsteiner Anzeiger und zweier Heimatbücher, Begründer der Gemeindebücherei in Mindelstetten, nach einem Zwischenspiel an der dortigen Schule, einer Episode der „Rektor-Lehr- und Wanderzeit“ ab 1991 Leiter der Ignaz-Günther-Schule. War diese damals, bei Heinings Ankunft im Jahr 1968, nagelneu, so stand nun eine komplette Sanierung samt Neubau und der Errichtung der Mehrzweckhalle an. Zudem habe er der Kunst hohen Stellenwert verschafft. An der Schule – sichtbarer Ausdruck davon sind die Engelmann’schen kalligrafischen Figuren und der Brunnen im Schulhof. Und in der Gemeinde – durch die regelmäßige Konzeption von Ausstellungen, etwa im Wagnerhaus. Was Feigl, der mittlerweile selbst seit zehn Jahren als Rektor wirkt, an Klaus Heining stets schätzte und schätzt, sei dessen natürliche Autorität. „Und die erreicht man nur, wenn man Vorbild ist in allen Bereichen.“

Ebenso wie Werner Engelmann betont dann auch Klaus Heining: „Mir geht es wie Werner: Ich war überrascht davon, dass ich die Auszeichnung erhalten soll.“ Verbunden mit seinem Dank macht er deutlich: „Diese Medaille ist nicht für mich alleine, sondern stellvertretend für alle in der Gemeinde, die ein Ehrenamt ausfüllen.“

Die Übergabe der Medaillen nehmen Hummel und Schiereis vor. Zum Ende des Festakts ist es dämmrig geworden im Schulhof. Am Ende steht der Dank an alle Mitwirkenden, den Schiereis auch gerne an alle Musiker schickt: das Saxofon-Ensemble unter Leitung von Viktor Bode, die Instrumentalgruppe Wamaluru, an die Strupis, an Werner Reif und an die Schambachtaler Blaskapelle, die zum krönenden Abschluss die Bayernhymne intoniert. Und so bleibt für die Moderatorin vor den Stunden des gemeinsam Feierns nur eines zu sagen: „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern – und wenn es nur in Altmannstein ist.“

DK