Hospizbegleiter berichten
„Da sein“ auf dem schwersten Weg: Ambulanter Hospizdienst der Malteser im Landkreis Eichstätt

22.01.2025 |

Über die ambulante Hospizbegleitung berichten Verena Neumann (von links), Rudi Schmid, Martina Schuck und Karl Pillmayer. Foto: F. Rieger

„Da sein“, „Zeit schenken“ – so interpretieren die Hospizbegleiter der Malteser im Landkreis Eichstätt ihre Tätigkeit. Unsere Zeitung hat mit mehreren Helfern gesprochen.

Es ist ein Gedanke, den man gar nicht erst in den Kopf lassen möchte – oder ihn sehr schnell wieder verdrängt, wenn er doch einmal aufkommt: Liebe Angehörige oder einen selbst könnte eine so schwere Krankheit ereilen, für die es keine Heilung mehr gibt. Ja, die Menschheit ist inzwischen gut darin, dieses Thema von sich wegzuschieben. Und doch gehört das Sterben unweigerlich zum Leben dazu.

Und: „Man kann diesen Weg nur einmal gehen“, sagt Verena Neumann, Koordinatorin für den Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst sowie Trauerarbeit der Malteser im Landkreis Eichstätt. Für viele Menschen könne es eine große Stütze sein, wenn in dieser Ausnahmesituation Fachleute als Begleiter zur Verfügung stehen.

Angebot für den gesamten Landkreis



Genau dieses Angebot machen die Malteser im Landkreis. Sie können dabei auf ein Team von rund 60 Ehrenamtlichen zurückgreifen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, todkranken Menschen und deren Angehörigen auf dem letzten Weg beizustehen – oder auch darüber hinaus einen Weg in und aus der Trauer aufzuzeigen. Unsere Zeitung hat Verena Neumann aus dem Team der Koordinatorinnen sowie drei ehrenamtliche Hospizbegleiter – Rudi Schmid, Martina Schuck und Karl Pillmayer – zum Gespräch getroffen. In Beilngries. Weil man gerne noch bekannter machen möchte, dass es dieses Hilfsangebot gibt, auch in diesem Teil des Landkreises.

Auf emotionaler Ebene Unterstützung leisten



So schwer der Gedanke auch fällt: Es kann ein Moment kommen, in dem man selbst oder ein enger Angehöriger eine schreckliche Diagnose erhält. Die weitere Behandlung ist nicht mehr kurativ, also auf Heilung ausgelegt, sondern palliativ – ein Weg, der auf absehbare Zeit mit dem Tod enden wird. Weil aber jeder Moment des Lebens einen Wert hat und gerade in diesen schweren Phasen jegliche Linderung, auch emotional, von höchster Bedeutung sein kann, gibt es Angebote wie den Hospizdienst der Malteser.

Die Abgrenzung ist klar: Es handelt sich dabei weder um medizinische noch um pflegerische Tätigkeiten. Die Definition, wie der Dienst bei den Menschen dann in der Praxis aussieht, fällt hingegen schwerer. Und doch wieder leicht: „Da sein“, „Zeit schenken“. Treffender könne man es nicht auf den Punkt bringen. Ein Ehrenamtlicher besucht den Erkrankten in einem individuell abgestimmten Turnus, verbringt Zeit mit ihm, hat auch ein offenes Ohr für die Angehörigen − man spricht miteinander, hört Musik, liest vor, bei gläubigen Menschen kann es auch ein gemeinsames Gebet sein. Oder auch einfach mal schweigen, miteinander „aushalten“. Gemeinsam Gedanken und Erfahrungen ertragen, die sich niemand vorstellen kann, der vorher nicht in einer solchen Situation war, die aber doch Teil des irdischen Daseins sein können. Kurzum: Man leistet einem todkranken Menschen und dessen Umfeld einen auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichteten Beistand.

Herausfordernd, aber auch erfüllend



Um dies vollbringen zu können, steht vor dem Einsatz eine umfassende Ausbildung. Ja, es sei durchaus herausfordernd, einen Menschen beim Sterben zu begleiten, und man nehme davon natürlich auch mal etwas mit nach Hause, berichten die Ehrenamtlichen. Sie betonen aber auch: Der Dienst sei für einen selbst enorm gewinnbringend. Weil man Menschen helfen könne. Und weil man eben auch in der Praxis erfahre, dass der Tod ein völlig natürlicher Bestandteil des Lebens ist.

Den Tod als Teil des Lebens akzeptieren



Hemmungen abbauen – das ist dem Team des Malteser-Hospizdienstes wichtig. Man geht in Grundschulklassen, um kindgerecht einen Zugang zu schaffen, wie man damit umgehen kann, wenn in der Familie jemand schwer krank oder vielleicht irgendwann nicht mehr da ist. Und man möchte die Menschen ermuntern, eben doch auch schon rechtzeitig einmal die eigentlich undenkbaren Gedanken zuzulassen.

Wenn bei Menschen eine Situation eintritt, in der sie oder ihre Angehörigen Bedarf für die beschriebene Unterstützung des Hospizdienstes sehen, ist der erste Weg eine Kontaktaufnahme zu den Koordinatorinnen in Eichstätt, Telefon (08421) 98 07 77. Gemeinsam wird dann die Situation besprochen, bestenfalls bei einem Ortstermin – und sehr zügig kann dann ein Mitglied des Teams der Ehrenamtlichen den Kontakt übernehmen. Möglich ist der ambulante Dienst in den privaten Räumen der Betroffenen, außerdem bei Bewohnern eines Pflegeheims und auch auf der Palliativstation in der Klinik Eichstätt.

Rücksicht auf die Bedürfnisse der Helfer



Die Organisation funktioniere sehr gut, loben Schuck, Schmid und Pillmayer. Es werde immer darauf geachtet, dass die Helfer gemäß ihrer Wünsche eingesetzt werden. Niemand müsse etwas leisten, was ihm nicht möglich sei. Manche Helfer begleiten beispielsweise gerne ältere Menschen, könnten sich aber keinen Einsatz bei jungen Leuten vorstellen. Auf all das werde Rücksicht genommen. Zudem gebe es für die Helfer regelmäßige Teamgespräche zum Austausch und zur Verarbeitung, wie Martina Schuck lobend erwähnt.

Sie und alle weiteren Gesprächspartner sind sich einig: Die Entscheidung, sterbenden oder auch trauernden Menschen (es gibt Trauerwanderungen und Trauertreffs, auch in Beilngries) beizustehen, haben sie keinesfalls bereut – und sie machen es nun schon seit Jahren. „Wir könnten ja jederzeit aufhören“, so Schuck. Aber sie haben es nicht getan. Nicht zuletzt, weil man immer wieder erlebe, wie wichtig dieses Angebot für die betroffenen Menschen sei. Wenn man spüre, welche Last von Angehörigen abfällt, die sich mit dieser Ausnahmesituation so schwer tun und jetzt fachkundige Hilfe an der Seite wissen. Wenn man von schwer kranken Menschen gesagt bekomme, dass sie in diesen komplett vertraulichen Gesprächen nun endlich Gedanken loswerden konnten, mit denen sie ihre Liebsten nicht belasten wollten. Oder wenn ein einziger Blick reicht, um zu sehen: Der so schwere Weg ist ein kleines bisschen leichter geworden.

Weiterer Ausbildungskurs startet



Für die Qualifikation neuer ehrenamtlicher Hospizbegleiter bieten die Malteser wieder eine Ausbildung an. Die Qualifikation beginnt mit einem Orientierungswochenende vom 21. bis 23. März (ohne Übernachtung). „Neben Infos über Inhalte und Ablauf der Ausbildung bietet dieses Wochenende die Möglichkeit, ein Gefühl für den ehrenamtlichen Dienst zu bekommen“, teilen die Koordinatorinnen des Hospizdienstes, Regina Sterz, Verena Neumann und Manuela Anders, mit.

Der anschließende Grundkurs qualifiziert für die Mitarbeit im Schulprojekt des Hospizdienstes, bei dem sich Kinder und Jugendliche mit den Themen Sterben, Tod, Trauer und Hoffnung als Lebensbegleiter auseinandersetzen. Der Grundkurs beginnt am 5. April und umfasst bis Ende Juni vier Samstage und zwei Abendtermine.

Wer ehrenamtlich in der Hospizbegleitung tätig sein möchte, absolviert danach den Aufbaukurs: Dieser beinhaltet zwischen 5. Juli und 13. Dezember elf Samstage, drei Abendtermine sowie zwei Wochenenden und wird von einem Praktikum begleitet. Die Teilnahmegebühr inklusive der beiden Wochenenden beträgt 300 Euro. Nach Abschluss des Kurses und einem Abschlussgespräch werden die neuen Hospizbegleiter, je nachdem, wie sie es mit ihrer persönlichen Situation vereinbaren können, in der Begleitung Schwerstkranker und ihrer Angehörigen eingesetzt.

Alleine gelassen werden sie dabei nicht, es gibt regelmäßige Teambesprechungen und Fortbildungen. Außerdem sind die Hospizbegleiter für ihren Einsatz über den Malteser Hilfsdienst versichert, Fahrtkosten und andere Auslagen werden erstattet.

Einen Vorab-Infoabend gibt es am 5. Februar im Heilig-Geist-Spital in Eichstätt um 18.30 Uhr. Anmeldung unter Telefon (08421) 98 07 77 oder per E-Mail an hospizdienst.eichstaett@malteser.org ist erforderlich.

rgf

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