Eichstätt
Botschafter der ukrainischen Kultur

Das nationale Bandura-Orchester ist auf Tournee – Konzerte auch in der Region 10

08.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:27 Uhr

Die Profimusiker des ukrainischen Bandura-Ensembles treten in der Region auf, so auch am 15. Juni in Eichstätt in der Aula der Katholischen Universität. Foto: National Bandurist Chapel

Von Angela Wermter

Eichstätt – Wenn 48 Sänger auf der Bühne stehen und gemeinsam ukrainische Lieder anstimmen, ist es durchaus angebracht, von Stimmgewalt zu sprechen. Der nationale ukrainische Männerchor mit Bandura-Ensemble ist auf Europa-Tournee und wird auch auf mehreren Benefizkonzerten in der Region 10 zu hören sein.

Die staatlich angestellten Profimusiker – die meisten leben in Kiew und Umgebung – reisen mit einer Sondergenehmigung des Verteidigungsministeriums. „Für die Erlaubnis auszureisen, musste der Chor den Behörden aber die exakten Auftrittsdaten mitteilen“, sagt Ruslan Stetsyk. Er ist Leiter der Schola des Collegium Orientale. Das Ensemble gastiert auf Einladung des ostkirchlichen Priesterseminars in Eichstätt. Und am 26. Juni müssen die Musiker wieder zurück in der Ukraine sein.

Seit Kriegsbeginn können die Männer nicht mehr in ihrer Heimat auftreten. „Ein Versuch, die Veranstaltungen via Zoom zu gestalten, war wenig erfolgreich“, sagt Stetsyk. Mit ihren Konzerten wollen sie Spenden für die Ukraine-Hilfe sammeln. „Aber es liegt den Musikern natürlich auch am Herzen, das reichhaltige ukrainische Liedgut international bekannter zu machen“, sagt Stetsyk. Bei den aktuellen Konzerten kommen ukrainische Volkslieder, Melodien der verschiedenen Regionen der Ukraine sowie einige Stücke der populären ukrainischen Musik zur Aufführung. Eigentlich hat das Ensemble mehr Mitglieder. Stetsyk: „Sechs Musiker haben sich freiwillig bei der Armee gemeldet. Einer hat sich allerdings für die Zeit der Tournee vom Armeedienst freistellen lassen. Später wird er seinen Militärdienst aber fortsetzen.“

Künstler in staatlicher Anstellung sind nach Stetsyks Angaben derzeit noch nicht wehrpflichtig. Sie gehören ähnlich wie Priester zu jenen Männern, die erst in einer Schlussphase zum Einsatz kommen sollen.

Der Kontakt zum Chor, der zu den Klängen des ukrainischen Nationalinstruments Bandura auftritt, kam über Ruslan Stetsyk zustande. „Der Hauptdirigent, Iuriy Kuratsch, war mein Professor am Konservatorium in Kiew“, sagt der Eichstätter Schola-Leiter. Anfang Mai war die Anfrage gestellt worden. Untergebracht sind die Sänger im Kolpinghaus in Eichstätt. Derzeit steht der Chor bei Konzerten in Polen auf der Bühne. In Deutschland tritt der Chor außer in der Region 10 auch in Augsburg, Stuttgart und München auf. Weitere Termine führen noch nach Österreich und in die Tschechische Republik.

Die Aufführungen in der Region: Das Konzert in der Aula der Katholischen Universität in Eichstätt ist für Mittwoch, 15. Juni, um 19.30 Uhr geplant. Bereits am 11. Juni gastiert das Bandura-Orchester im Kulturzentrum Karmeliterkirche in Weißenburg, Beginn 17 Uhr. Am 13. Juni findet ein Konzert um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche in Beilngries statt, am 14. Juni tritt das Bandura-Ensemble im Festsaal des Theaters Ingolstadt auf, Beginn des Konzerts ist um 20 Uhr.

Die Bandura

Die Bandura ist das Nationalinstrument der Ukraine. Sie ähnelt einer Zither, hat eine Decke mit 25 bis 60 Saiten, die gezupft werden, sowie einen lautenartigen Hals für die langen Bass-Saiten. Die Decke des Instruments wird meist aus Nadelhölzern gefertig. Die Bandura – sie erfreut sich steigender Beliebtheit – gilt als klassisches Begleitinstrument zu ukrainischen Volksliedern.

EK