Ein ganzer Meter hinter dem Sieger
„Blöd“: Offendorfer Simon Batz erwischt im EM-Finale der Weitspringer einen rabenschwarzen Abend

10.06.2024 | Stand 11.06.2024, 11:23 Uhr |
Julian Meier

Mit seiner persönlichen Bestleistung wäre Simon Batz aus dem Landkreis Eichstätt auf Platz vier geflogen. Der junge Offendorfer verpasste im EM-Finale allerdings die Acht-Meter-Marke und wurde nur Neunter. Foto: Imago Images

Als es gerade in die heiße Phase im Kampf um die Medaillen ging und die Versuche vier, fünf und sechs anstanden, da schlich Simon Batz schon leise davon. Der talentierte Weitspringer aus der Region ist den hohen Erwartungen nicht gerecht geworden: Im Finale der besten zwölf Springer bei der Leichtathletik-EM in Rom schied der 21-Jährige aus Offendorf (Landkreis Eichstätt) früh aus.



Am Ende lag Batz mit 7,65 Metern nur auf Rang neun, die besten Acht durften nach den ersten drei Versuchen weiterspringen. Alter und neuer Europameister ist der griechische Olympiasieger Miltiadis Tentoglou, der am Samstagabend mit 8,65 Metern einen neuen EM-Rekord aufstellte – und damit einen ganzen Meter sprang als der nominelle Acht-Meter-Springer Batz. Das ist eine andere Dimension.

Leichtathletik-EM als bisher größter Wettkampf

Nach dem enttäuschenden Ende seines bislang größten Wettkampfs rang Batz sichtlich nach Worten. „Natürlich ist die Enttäuschung extrem groß. Ich weiß, dass ich es besser kann. Jetzt heißt es abhaken und weitermachen“, sagte der 21-Jährige, der heuer seine ersten Sprünge jenseits der Schallmauer von acht Metern gelandet hatte. „Vorne mitmischen“ wollte er in Rom, doch am Ende stand die Erkenntnis, dass die absolute Weltspitze in dieser Form noch ein gutes Stück entfernt ist.

Zittern schon in der Qualifikation



Schon am Tag zuvor hatte sich Batz nur mit Mühe für das Finale qualifiziert: Ein 8,03-Meter-Sprung im letzten Anlauf reichte letztlich, um am zweiten EM-Tag erneut antreten zu dürfen. Die Haupttribüne, vor der das Weitsprung-Finale stattfand, war dieses Mal gut gefüllt. Batz versuchte, die Stimmung für sich nutzen, indem er die Fans vor seinem ersten Sprung zum Klatschen animierte. Doch auch das half nichts: Er übertrat, der Versuch war ungültig.

Weiten wie 7,65 Meter längst hinter sich gelassen

Als Batz, der für die MTG Mannheim aktiv ist, zum zweiten Mal an der Reihe war, setzte er einen gültigen Sprung in die Grube, verschenkte aber schon am „Brett“ super viel Weite. Gut war der Versuch nicht: 7,65 Meter ist eine Weite, die er eigentlich längst hinter sich gelassen hat. „Da bin ich auf den ersten Schritten nicht weggekommen und war dann auch relativ weit weg von der Zwischenmarkierung. Ich habe versucht, noch irgendwie zu springen, aber ich war viel zu weit weg. Den kannst du gar nicht gut springen“, erklärte er.

Also lag wie bereits in der nervenaufreibenden Quali vom Freitag alles am letzten Durchgang. Nur die acht Besten bekamen drei weitere Versuche und hatten so die Chance aufs Podium. Als Batz abhob und hinter der Acht-Meter-Markierung landete, sah es eigentlich noch gut aus. Doch schon kurz darauf war klar: Batz hatte erneut übertreten – gerade mal um 1,9 Zentimeter, aber eben drüber. Als Neuntplatzierter war der Wettkampf für Batz damit vorzeitig beendet.

„Blöd“: Zwei ungültige Sprünge



„Dass ich zwei Sprünge, die eigentlich ganz gut waren, ungültig mache, ist blöd“, sagte er geknickt. Ich habe heute viele Sachen besser gemacht als gestern, aber ich habe mich dafür nicht belohnt.“ Warum nur? Schließlich war Batz das ganze Jahr über in Top-Verfassung, stellte im Februar mit 8,18 Metern eine persönliche Bestleistung auf und sprang bei der Hallen-WM im März auf Platz vier. In den Wochen vor der EM wirkte er zuversichtlich. Warum also konnte er das weder in der Qualifikation noch im Finale zeigen?

„Man macht sich natürlich schon ein bisschen Druck. Das ist kein normaler Wettkampf, sondern eine größere Meisterschaft. Das ist doch was anderes“, versuchte Batz zu analysieren. Richtig erklären konnte er es sich aber auch nicht: „Ich glaube, es liegt tatsächlich nur am Kopf. Der muss passen, da war ich einfach zu unentspannt. Es ist schade, aber das muss man so hinnehmen.“

Olympiasieger Tentoglou springt EM-Rekord



Wie man mit der Erwartungshaltung umgehen kann, führte Tentoglou (26) eindrucksvoll vor: Gleich im ersten Versuch egalisierte der Grieche die Jahresweltbestleistung von 8,42 Meter, die der Schweizer Simon Ehammer (24) nur einen Tag vorher aufgestellt hatte. Dann steigerte er sich auf 8,49 Meter, ehe er zweimal 8,65 Meter sprang und damit seinen eigenen Eintrag in den Geschichtsbüchern revidierte: Vor zwei Jahren hatte er bei der EM in München selbst für die bislang gültige EM-Bestmarke von 8,52 Metern gesorgt. Gold ging damit wieder nach Griechenland.

Auch der 19-jährige Italiener Mattia Furlani sorgte für einen Rekord: 8,38 Meter ist die beste Weite, die ein U20-Springer jemals erreicht hat. Damit sicherte er sich vor heimischem Publikum, das ihn frenetisch bejubelte, die Silbermedaille. Auf Rang drei landete Ehammer, der zwar seine Leistung von der Qualifikation nicht bestätigen konnte, aber auf 8,31 Meter kam.

Simon Batz will zu den Olympischen Spielen



Und somit kann sich Simon Batz auch ein bisschen trösten: Seine bisherige Bestleistung hätte in dem starken Feld nicht für das Podium gereicht. Spätestens bei den Olympischen Spielen in Paris sehen sich alle wieder.

DK

Zu den Kommentaren