Die glatten Straßen am frühen Donnerstagmorgen haben im gesamten Landkreis Eichstätt zu einer ordentlichen Rutschpartie geführt. Insgesamt sind Feuerwehr und Rettungsdienst zu sieben Unfällen ausgerückt – die Polizei hat den ganzen Morgen über noch unzählige Auffahrunfälle mehr aufgenommen. Niemand hatte mit so einem starken Blitzeis gerechnet.
Gekracht hat es vor allem im Osten des Landkreises. Die Feuerwehren sind in Kösching, Kasing, Theißing und Oberdolling sowie in Wettstetten, Eitensheim und Pietenfeld ausgerückt. Auch die Rettungskräfte aus Sandersdorf, Schamhaupten, Rapperszell und Buchenhüll waren im Einsatz.
Kreisbrandrat: „Es war wirklich spiegelglatt“
„Mit dieser Glätte hat niemand gerechnet“, sagt Kreisbrandrat Martin Lackner am Vormittag. Lackner ist selbst zu dem Einsatz nach Kasing alarmiert worden. Auch seine Kollegen der Feuerwehrführung waren unterwegs, darunter mehrere Kreisbrandmeister und ein Kreisbrandinspektor. „Es war wirklich spiegelglatt“, betont Lackner. Auch er hätte auf den Straßen zu kämpfen gehabt.
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Begonnen hat die Rutschpartie gegen 5.45 Uhr mit einer Massenkarambolage auf der B13 im Tauberfeldergrund. Gleich sechs Fahrer, darunter ein Lkw-Fahrer, verloren wegen der Glätte die Kontrolle über ihre Fahrzeuge und kamen von der Straße ab. Zuerst kollidierte eine 54-jährige Autofahrerin mit dem Auto eines 48-Jährigen im Gegenverkehr. Letzterer geriet dadurch ins Schleudern und rutschte in den Straßengraben.
Die drei dahinter fahrenden Autos bremsten alle ab, landeten wegen der Eisglätte aber ebenfalls im Graben. Gleichzeitig kam es zu einem Auffahrunfall des fünften auf das vierte Auto. Zuletzt versuchte auch ein Lastwagen dem Unfall auszuweichen, rutschte in den Straßengraben und kollidierte dabei nochmals mit dem vierten beteiligten Auto. So schildert die Polizei den Unfallhergang.
Glücklicherweise wurde bei dem Massenkarambolage niemand verletzt, drei Autos mussten jedoch abgeschleppt werden. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 14.000 Euro, die B13 war für etwa 45 Minuten gesperrt.
52-Jähriger kollidiert mit mehreren Bäumen
Kurz darauf ist ein Fahrzeug zwischen Wettstetten und Stammham wegen der Glätte von der Straße abgekommen und ist laut Polizei mit mehreren Bäumen kollidiert. Der 52-jährige Fahrer ist dabei leicht verletzt worden. Das Auto musste abgeschleppt werden, der Schaden wird auf etwa 8000 Euro geschätzt. Auch andere Verkehrsteilnehmer hatten dort zu kämpfen.
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„Ein Linienbus konnte nicht mehr weiterfahren und rutschte immer weiter von der Fahrbahn ab“, berichtet Dominik Birnstein, Kommandant der Wettstettener Wehr. Die Feuerwehrleute mussten also nicht nur bei der Bergung des Unfallautos helfen, sondern auch den Bus wieder auf fahrbaren Untergrund bringen. „Selbst der Abschleppwagen des Pkws rutschte anschließend von der Fahrbahn und musste geborgen werden“, heißt es von Birnstein.
Wegen des Glatteises war die Strecke zwischen Wettstetten und der Abzweigung nach Westerhofen nicht mehr befahrbar und ist komplett gesperrt worden. Erst nach dem Einsatz des Winterdienstes wurde diese wieder freigegeben.
Frau in Oberdolling schwer verletzt und eingeklemmt
Gegen 7 Uhr sind dann die Feuerwehren aus Oberdolling und Theißing zu gleich drei Unfällen alarmiert worden, die sich unmittelbar hintereinander ereigneten. Zuerst rutschte ein 54-Jähriger alleinbeteiligt wegen der Glätte nach rechts von der Fahrbahn, er wurde dabei leicht verletzt.
Gleich darauf kam eine 66-jährige Autofahrerin ebenfalls nach rechts von der Fahrbahn ab, wurde quer über die Straße geschleudert und kollidierte schließlich mit einem Baum auf der linken Seite der Straße. Die Frau wurde dadurch eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Sie wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
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Auch die Feuerwehr selbst blieb nicht verschont. Ein 22-jähriger Feuerwehrmann war mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs, als er beim Rangieren an der Unfallstelle einen dort abgestellten Pkw touchierte, heißt es von der Polizei. Die Straße musste rund zweieinhalb Stunden teilweise komplett gesperrt werden.
Schulkinder bleiben glücklicherweise unverletzt
Nur wenige Minuten später nach den Unfällen in Oberdolling rutschte ein Sprinter in einer Kurve in Kasing in einen entgegenkommenden Schulbus. Die Kinder wurden dabei nicht verletzt, die 59-jährige Busfahrerin kam jedoch mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Beide Fahrzeuge waren noch fahrbereit. Der Schaden wird von der Polizei auf etwa 10.000 Euro geschätzt.
Und auch in Kösching mussten die Feuerwehr kurz nach 7.30 Uhr ausrücken. Auf der Nordtangente geriet ein 33-jähriger Mann mit seinem Auto ins Schleudern und kam von der Fahrbahn ab. Seine fünfjährige Tochter auf dem Beifahrersitz wurde dabei leicht verletzt. Zeitgleich kollidierten ebenfalls auf der Nordtangente drei weitere Fahrzeuge wegen der Glätte, verletzt wurde laut Polizei aber niemand.
Blitzeis war nicht vorhersehbar
„Es war brutal“, sagt mit Benedikt Goder der Winterdienstchef im Bauhof der Marktgemeinde Kösching. „Sowas habe ich erst ganz, ganz selten erlebt.“ Er spricht von „Blitzeis“, das absolut unvorhersehbar gewesen sei. „Dass die Temperaturen so schnell auf Null Grad fallen, hätte niemand gedacht“, sagt Goder.
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Und das, obwohl ein sogenannter Alarmierer (oder Späher) von 2 bis 4 Uhr in den Ortsteilen unterwegs war und sich ein Bild von der Glättelage gemacht hat. „Der schaut, ob es glatt ist oder noch glatt wird“, erläutert der Winterdienstchef. Zu dieser Uhrzeit war anscheinend noch alles im grünen Bereich. Und auch um 5 Uhr war es noch nicht nötig, auf den Straßen Salz zu streuen. Es hatte sechs Grad plus.
„Das kam wie aus dem Nichts“, betont Goder. Zwischen 6 und 6.30 Uhr sollen die Temperaturen dann so schnell gefallen sein, das Blitzeis sorgte für spiegelglatte Straßen. Im Markt Kösching hat der Bauhof sofort alle sieben Winterdienst-Fahrzeuge einsatzklar gemacht und rund elf Tonnen Salz und Sole gestreut. Auch Fußtrupps waren unterwegs, die sich um die Gehwege an Bushaltestellen, Kindergärten und Schulen gekümmert haben.
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