Eichstätt
Bedrohungslage am Gabrieli-Gymnasium: Technischer Defekt sorgte für Großalarm

Schüler und Lehrer harren fast zwei Stunden in den Klassenzimmern aus

23.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:22 Uhr

Die Polizeikräfte aus verschiedenen Inspektionen drangen schwer bewaffnet in die Schule vor und durchsuchten das Gebäude. Foto: Schneider

Es war kein Probealarm, aber am Ende kam doch die Entwarnung: Am Freitagvormittag ist am Gabrieli-Gymnasium der Alarm für eine Bedrohungslage ausgelöst worden. Es handelte sich, das war kurz nach Mittag klar, um einen technischen Defekt.



Fast zwei Stunden lang harrten die etwa 500 Schülerinnen und Schüler in den Klassenzimmern der drei Schulgebäude aus, bis die Polizei um 12.24 Uhr Entwarnung gab. Um 10.39 Uhr war der Alarm ausgelöst worden. Permanent erklang eine Durchsage: „Achtung, Bedrohungsfall. Auf dem Schulgelände befindet sich eine Person, von der eine Gewaltaktion ausgehen könnte.“ Eigentlich hätten die Schüler wenig später zu einem Gottesdienst zum Schulanfang aufbrechen sollen.

Die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen an. Wie ein Sprecher des Präsidiums Oberbayern-Nord im Gespräch mit unserer Zeitung sagte, wurden die Eichstätter Polizeibeamten von Kollegen aus Beilngries, Neuburg und Ingolstadt unterstützt. Die Einsatzleitung hatte der scheidende Eichstätter Polizeichef Heinz Rindlbacher.

Auf dem Schulgelände wurde es schlagartig still



„Wir hatten vollen Unterrichtsbetrieb“, sagt Schuldirektor Christof Neumayr. Er saß im Direktorat mit einer Lehrerin zu einer Besprechung zusammen, als der Alarm losging. „Mir war binnen drei Sekunden klar: Jetzt ist der Ernstfall da.“ Auf dem Schulgelände sei es schlagartig still geworden. Die gleichen Worte benutzt nach Ende des Einsatzes auch ein Lehrer, der mit einer Oberstufenklasse beim Unterricht im Gespräch mit unserer Zeitung. Die anrückenden Polizeikräfte übernahmen schwer bewaffnet die Durchsuchung der drei Gebäude. Rindlbacher informierte dann die Schüler per Durchsage persönlich über das Ende der Lage. Er fügt einen Dank hinzu für das besonnene Handeln der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer. „Man muss sehen, dass sie alle so lange Zeit im Klassen- zimmer waren und das in Ruhe und Gelassenheit mitgetragen haben“, sagt Schulleiter Neumayr.

Solche Alarme werden nicht geprobt, aber die Sicherheitskonzepte durchgesprochen und deren Ablauf zumindest im Trockenen geübt. Und: Die Polizei erwähnt zu keiner Zeit das Wort „Amoklage“. Denn, das erklärt der Präsidiumssprecher, das Wort werde nur genutzt, wenn eine solche Lage gesichert vorliege. Aber „für uns ist das ein ernster Einsatz“. Zudem sei gerade mit Blick auf Schulen und Kinder eine hohe Sensibilität gefordert, sagt der Sprecher des Präsidiums. „Für die Kinder und Jugendlichen ist das ein belastendes Ereignis.“ Und das schon in der zweiten Schulwoche.

Eine Mutter berichtet: „Achterbahn der Gefühle“

„Das ist ein unangenehmer Moment“, sagt ein Lehrer, der das Schulgebäude verlässt und die zwei Stunden im Lehrerzimmer erlebte. „Man sitzt da und weiß: Das muss jetzt wirklich ernst sein.“ Eine junge Schülerin informiert – wie viele andere auch – via Handy ihre Eltern von der Lage. „Das ist eine Achterbahn der Gefühle“, berichtet die Mutter. Einige Kinder hätten geweint, erzählt ihre Tochter, andere waren gefasster. „Die Lehrerin hat einen super Job gemacht, die Ruhe bewahrt und war in diesen Momenten ein stabiler Anker für die Kinder“, sagt die Mutter, die „wahnsinnig froh“ ist, dass es „nur“ ein Fehlalarm ist. Bis es zu diesem Moment der Entwarnung gekommen ist, vergingen aber zwei Stunden.

„Wir brauchen diese Zeit, um die Gebäude zu durchsuchen“, sagt der Präsidiumssprecher. „Wir müssen sicherstellen, dass jeder Quadratmeter der Schule bis in den Keller kontrolliert wurde.“ Erst dann könne man die Lage beenden. Präsidiumssprecher und Einsatzleiter Rindlbacher betonen die gut funktionierende Zusammenarbeit mit der Schule. Das gibt Neumayr umgehend zurück und fügt an, dass man die Vorfälle am Montag schulintern aufarbeiten werde. „Psychologische Betreuung ist sichergestellt“, betont der Direktor. „Die Konzepte haben aus unserer Sicht sehr gut gegriffen“, lobt Rindlbacher, der ein erfahrener Polizeibeamter ist, aber solch eine Lage ebenfalls das erste Mal erlebte. Nach abschließenden Erkenntnissen wurde der Alarm laut Polizei durch einen technischen Defekt ausgelöst.