Handball-BOL
TSV Aichach beendet sieben Jahre lange Durststrecke

26.11.2024 | Stand 26.11.2024, 11:00 Uhr |

Bringt seine Dynamik derzeit eindrucksvoll auf die Platte: Quirin Großhauser. Foto: Siegfried Kerpf

Es ist ein Satz von Trainer Konstantin Schön, der die Lage bei den BOL-Handballern des TSV Aichach derzeit wohl besser zusammenfasst, als Tabellen, Ergebnisse und Statistiken. Er habe, sagte Schön, nach dem Aichacher 29:25 (16:14)-Sieg bei der HSG Lauingen-Wittislingen eine trainingsfreie Woche ausgerufen. Als Belohnung für den furiosen Saisonstart und als Gelegenheit, mal durchzuschnaufen. „Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass sich die Spieler darüber wirklich freuen. Sie waren sogar eher enttäuscht“, beschreibt der Übungsleiter lachend die Reaktion seines Ensembles, das Schwabens höchste Spielklasse auch nach acht Partien anführt.

Am Sonntagabend erbrachte die TSV-Equipe einen weiteren Beweis dafür, dass der noch immer etwas überraschend daherkommende Spitzenplatz auf mehr als Galaauftritten gegen Abstiegskandidaten beruht. Schließlich war das Gastspiel in der Lauinger Stadthalle eine besonders knifflige Angelegenheit. Allein schon aus historischen Gründen: Der letzte Aichacher Sieg bei der HSG lag sieben Jahre zurück. „Das habe ich in der Kabine angesprochen. Es war eine zusätzliche Motivation“, sagt Schön.

Am Ende 16 Zeitstrafen und drei Hinausstellungen

Dass diese schwarze Serie nun ein Ende fand, lag auch daran, dass seine Mannschaft wetterfest wie eine Funktionsjacke durch ein turbulentes Handballspiel kam. 16 Zwei-Minuten-Strafen – zwischen beiden Mannschaften gerecht verteilt – und drei Hinausstellungen untermauern Schöns Schilderung von einer hitzigen Partie, „in der sich eine krasse Rivalität entwickelte, die sich immer mehr aufbauschte“.

In Durchgang eins folgte die Begegnung stringent einem Schema. Aichach führte, Lauingen glich aus, Aichach führte, Lauingen glich aus. . . Zur Pause lag der TSV schließlich mit 16:14 vorne. „Wir hätten uns einen höheren Vorsprung herausspielen müssen“, moniert Schön jedoch und hadert mit ungekannt vielen technischen Fehlern und unpräzisen Würfen seiner Spieler. Die Gastgeber hatten ihren Anteil daran, trugen sie doch ihre Angriffe Lavalampen-artig vor – hypnotisierend langsam und einschläfernd. „Das ist typisch für sie. Das macht es wahnsinnig schwierig, die Konzentration hochzuhalten“, kommentiert Aichachs Trainer.

Angesichts der Nickeligkeiten und Tempoverschleppung mahnte Schön in seinen folgenden Ansprachen wie ein Meditationsguru zu Geduld und Gelassenheit. Zudem hatte er eine Schwachstelle beim Gegner ausgemacht: „Sie hatten eine langsame Rückwärtsbewegung.“ Weil seine Mannschaft das ausnutzte, und gleichzeitig Stefan Walther im Tor „ein paar starke Paraden in wichtigen Phasen“ zeigte, gelang es Aichach, sich ab Minute 39 sukzessive abzusetzen und den laut Schön letztlich absolut verdienten 29:25-Sieg einzufahren. Nicht einmal waren die Gäste in Rückstand geraten.

Am Erfolg konnte auch die Hinausstellung von Felix Wolf nichts ändern. „Er wurde von seinem Gegenspieler von hinten umgestoßen und traf ihn im Fallen mit dem Fuß am Kopf“, schildert Schön die Szene in der Mitte des zweiten Abschnitts: „Es sah unglücklich aus, aber die rote Karte war berechtigt.“ Der breite Kader lasse Aichach persönliche Strafen derzeit jedoch kompensieren, merkt Schön an.

„Echter Leader“ : Schön adelt Neun-Tore-Mann Großhauser

Wenngleich es doch ganz gut war, dass Quirin Großhausers dritte Zeitstrafe in die 59. Minute fiel, als die Partie bereits entschieden war (28:24). Großhauser hatte einen fantastischen Auftritt hingelegt, die sieben Jahre lange Durststrecke mit neun Toren fast im Alleingang weggespült. „Quirin hat sich super entwickelt“, attestiert ihm Schön und präzisiert: „Er schaltet jetzt seinen Kopf aus, kann so seine Stärken – Dynamik, Tempo, Zug zum Tor, Wurfkraft – noch besser einbringen. Er ist ein echter Leader.“ Bei solchen Worten lässt sich vielleicht auch die Woche ohne Handballtraining ein wenig einfacher überstehen.

TSV Aichach: Walther, Chikh; Maas (5 Tore/1 Siebenmeter), Leopold (1), Stubner (4/2), Riedmann (1), Seidler (2), Huber (1), Euba (1), Hartl (1), Clauß (3), Großhauser (9), Wolf (1), Atzkern.

Siebenmeter: 4/5 – 3/4. Zwei Minuten: 8 – 8. Rote Karten: 1 – 2. SR: Vathke, Walter (Augsburg). Zuschauer: 100.

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