Der Bauherr für die Vögel
Paul Widmann fertigt nach Übergabe seines Holzbauunternehmens Häuser im kleinen Stil an

13.09.2024 | Stand 13.09.2024, 13:31 Uhr |

Im Keller seines Wohnhauses hat sich Paul Widmann eine kleine Werkstatt eingerichtet. Dort sind in den vergangenen zwei Jahren rund 80 Vogelhäuser entstanden. Der 76-Jährige fertigt sowohl ländliche als auch moderne Bauten an. Fotos: Nayra Weber, privat

„Ich hab‘ schon immer gern Häuser gebaut“, sagt Paul Widmann aus Obergriesbach (Landkreis Aichach-Friedberg) . Fast 40 Jahre lang leitete er ein Holzbauunternehmen, in dem er sich „Ideen aus Holz für den Garten“ verschrieben hatte, darunter Garten- und Gerätehäuser sowie Fahrradgaragen. Vor vier Jahren übergab er den Betrieb an seinen Sohn Ralph.

  

„Nachdem es der Junior noch besser gemacht hat, wären gute Ratschläge fehl am Platz gewesen“, sagt der stolze Vater. So sei es ihm leicht gefallen „loszulassen“, was das Geschäft angeht. Ganz nach dem Motto „Eine Beschäftigung braucht der Mensch, auch wenn er im Ruhestand ist“ begann er, seine neugewonnene Freizeit mit einem Hobby zu füllen: Der 76-Jährige baut weiterhin Häuser, „aber im kleinen Stil“ – nun entstehen in seiner Heimwerkstatt Vogelhäuser.

Schon immer Futterstellen im Garten gehabt



Langeweile kennt Paul Widmann nicht. Er veranstaltete dreimal Gartentage auf Gut Mergenthau mit zuletzt rund 150 Ausstellern und 27 000 Besuchern und organisierte Konzerte im Botanischen Garten sowie in der Kongresshalle in Augsburg und am Sisi-Schloss in Unterwittelsbach.

Schon immer habe er Futterstellen für die Vögel in seinem Garten bereitgestellt, erzählt Paul Widmann. Am Ortsrand von Obergriesbach ist er für die Vögel aus dem nahe gelegenen Waldstück „erste Anlaufstelle“, wie er sagt. Dementsprechend vielfältig zwitschert es um einen herum, wenn man es sich auf der Terrasse in seinem Garten bequem macht. Momentan stehen drei Vogelhäuser hier, die Widmann selbst gebaut hat. Zudem bietet er den fliegenden Freunden an vier Stellen Futterknödel zum Verzehr an.

Herstellung aus „Abfällen“ aus dem Familienbetrieb

Großen Wert legte Widmann als Geschäftsführer des Holzbauunternehmens seit jeher auf Geradlinigkeit und Funktionalität. Diese Merkmale sind auch in seinen kleinen Bauten zu erkennen. Das Dach der Vogelhäuser ist abnehmbar, so lässt sich das Futter einfüllen, das über ein Keilholz wie auf einer Rutsche nach außen – praktisch auf der Terrasse des Häuschens – verteilt wird. Beim Material setzt der Obergriesbacher auf Nachhaltigkeit: Er verwendet dafür Abfallprodukte aus dem Familienunternehmen. Der Korpus besteht aus wasserfesten Dreischichtplatten aus Holz, die Grundplatte und das Dach fertigt er aus HPL-Platten, unter Hochdruck verpresstem Laminat, an.

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Dann bemalt Widmann die Vogelhäuser mit lösungsmittelfreien Acrylfarben, bevor er sie mit ebenfalls lösungsmittelfreiem Klarlack besprüht, um sie witterungsbeständig zu machen. Rund fünf Jahre kann das Häuschen dann bei Wind und Wetter im Freien stehen, bevor es wieder einen neuen Anstrich gebrauchen kann. Eineinhalb Tage arbeitet Paul Widmann an einem Vogelhaus. Insgesamt rund 80 hat er in den vergangenen zwei Jahren hergestellt. „Zuerst für den Eigenbedarf, dann für Freunde. Der Materialnachschub war ja immer da“, erzählt er. Mittlerweile verkauft er die Vogelhäuschen auch, ab 65 Euro kann man eines erwerben. Zwei Größen stehen zur Auswahl.

Hausnamen wie „Wirtshaus zur Schnapsdrossel“

Für manche Bauten hat sich der Bauherr eigene Hausnamen ausgedacht, die an der Fassade zu lesen sind: Es gibt das Laufhaus Bordsteinschwalbe, die Wirtshäuser zum Schluckspecht und zur Schnapsdrossel, das Restaurant Pickeria und die Vinothek zum Rotweinkehlchen. „Wer ein Haus verschenken möchte, bekommt einen persönlichen Schriftzug auf das Haus“, erklärt Widmann.

Die unterschiedlichen Stile beschreibt der Handwerker als „ländlich und modern“. Es gibt Miniatur-Bauernhäuser, aber auch moderne Bauwerke. Paul Widmann lässt für gewöhnlich seiner Kreativität freien Lauf, für Fenster und Türen hat er sich Schablonen angefertigt, Auf Kundenwunsch stellt er aber auch Miniaturen des Wohnhauses seines Käufers her, auch eine individuelle Bemalung ist möglich.

In Paul Widmanns kleiner Werkstatt im Keller seines Wohnhauses entstehen so nur Unikate, „lauter verschiedene, keines soll wie ein anderes sein“, sagt er. Die fertigen Vogelhäuser lagert er in einem Regalsystem an der Wand der Garage. 40 Stück haben sich bereits angesammelt, die noch auf einen Besitzer oder eine Besitzerin warten.

Ausstellung und Verkauf am Wochenende

Deshalb veranstaltet Paul Widmann an den Samstagen und Sonntagen 14. und 15. September sowie 21. und 22. September eine Vogelhaus-Ausstellung, bei der Interessierte sich umsehen und sich eines zulegen können. Dafür öffnet er seine Gartentüre an der Zahlinger Straße 3 in Obergriesbach jeweils von 10 bis 17 Uhr für Gäste und Kunden. Bei Rückfragen ist Paul Widmann erreichbar unter 0171/ 6215474.

AZ

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