von Dr. Berndt Herrmann
Für viele Menschen rund um Pöttmes hat der August einen besonderen Charakter: Dann ist John da, oder Johannes, wie ihn manche nennen, oder Pater John, und dann scheint die Stimmung rund um die Marktgemeinde sonniger zu sein. Seit über 30 Jahren kommt Dr. John Kiggundu aus Uganda als Urlaubsvertretung ins Wittelsbacher Land, und zu dem Geistlichen mit dem offenen Lachen und einem ebensolchen Herz haben die Menschen in Osterhausen, Ebenried und Gundelsdorf über die lange Zeit eine enge Beziehung aufgebaut – und er zu ihnen.
1988 war Dr. Kiggundu zum ersten Mal als Urlaubsvertretung des damaligen Gundelsdorfer Pfarrers Othmar Kahlig im August da, die Verbindung reicht aber weiter zurück. Bereits 1984, als Pater John seine Doktorarbeit in Freiburg schrieb, war er das erste Mal in der Gegend, und in dieser Zeit entstand eine seiner frühesten Freundschaften, die zu Eva Ziegler.
"Der August hat einen völlig anderen Charakter durch Deine Anwesenheit", sagte die ehemalige Unabhängigen-Kreisrätin und oberste Vereinigte Well-Verehrerin bei einer Tasse Cappuccino in Osterzhausen zu ihm. Wer einmal erlebt, wie viele herzliche Begrüßungen, Umarmungen und Gespräche einen Besuch des Geistlichen im Hof-Café begleiten, weiß sofort, was sie meint.
Doch in diesem Jahr ist der Besuch, der stets und fast auf den Tag genau im August stattfindet und dem immer eine Zeit in Freiburg vorausgeht, aus mehreren Gründen etwas Besonderes. "Die Menschen sind wieder offener, aufgeschlossener, es ist wieder wie vorher", beschreibt der Theologe seine Erfahrung. Mit "vorher" ist die Zeit vor Corona gemeint. Bei seinem Besuch im vergangenen Jahr – nach zwei Jahren Pause – sei das noch anders gewesen, die Menschen etwas zurückhaltender, zögerlicher, die innere Handbremse war bei manchem noch angezogen. Nachwirkungen der Pandemie, die dem, der von außen auf das Land schaut, eher auffallen.
In Uganda, erzählt Dr. Kiggundu, seien die Nachwirkungen von Corona noch heute viel deutlicher zu spüren. Das Land hat die Krise bei weitem nicht so gut überstanden, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und bisher keine neue gefunden, die Arbeitslosigkeit ist hoch, auch das zentralafrikanische Land kämpft mit der Inflation – und den Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Denn auch Uganda gehört zu den Ländern, die Getreide aus der Ukraine importieren.
Die Corona-Folgen betreffen Pater John noch in anderer Hinsicht: Bei der Schule, die er in Uganda baut, sei zwei Jahre lang nichts passiert. Der Geistliche leitet ein Priesterseminar, hat bereits einen Kindergarten aufgebaut, den seine Schwester leitet, und das nächste soziale Projekt ist eben die Schule in seiner Heimatstadt Mityana. "Wenn ich Geld hätte, wären wir längst fertig", erzählt er, wobei das nichts von einer Klage oder Gejammer hat. Haltungen, die dem 63-Jährigen völlig fremd zu sein scheinen.
Bei dem Bau fehlt noch ein Stockwerk, dennoch soll der Schulbetrieb starten. Vielleicht bezeichnend für die Zuversicht und den Lebensmut Pater Johns, aber auch für die Unterschiede zwischen Deutschland und dem afrikanischen Land. Sich nicht unterkriegen zu lassen gehört, so scheint es, zu den notwendigen Überlebensstrategien.
Wie auch immer: Die Schule baut Pater John im Wesentlichen mit Spendengeldern aus Deutschland, und jeder August bedeutet sozusagen einen Finanzierungsschub. Mit dem Geld, das er im vergangenen Jahr aus dem Pöttmeser Land mitgebracht hat, wurde dem zwei Jahre ruhenden Bauprojekt wieder Leben eingehaucht. Im Januar wird mit drei Klassen und mit 40 Schülerinnen und Schülern der Betrieb aufgenommen.
Auch eine Mensa wird es geben. "Man kann die Kinder nicht den ganzen Tag ohne Essen lassen. Manche kommen ohne Frühstück", sagt dazu Pater John.
Im Frühjahr ist sogar eine feierliche Einweihung geplant, und noch bevor er seinen Cappuccino ausgetrunken hat, gibt es bereits mehrere "Anmeldungen" für die Feier. Kein schnell dahin gesagtes Geplänkel, tatsächlich soll eine Delegation aus dem Pöttmeser Land im Frühjahr nach Uganda reisen, wie Eva Ziegler versichert.
Die Schule ist ein privates, rein aus Spenden finanziertes Projekt. Für Menschen in Deutschland, zumal im Bildungslandkreis Aichach-Friedberg, wo eine Schule nach der anderen neu oder zumindest umgebaut wird, eine kuriose, schwer vorstellbare Situation. Während bei uns Schulen mit Steuergeldern finanziert werden, muss Pater John für seine Schule Steuern zahlen!
Umso wichtiger sind für ihn die Spenden, nicht nur für die Fertigstellung des Baus, sondern auch später für den Betrieb. In Uganda gibt es zwar staatliche Schulen, aber die haben einen schlechten Ruf. Im Übrigen: Nicht nur vom Staat gibt es für Pater Johns Schule keinen Cent, sondern auch die Kirche hält sich aus der Finanzierung völlig raus.
Bevor Dr. John Kiggundu Ende August über Brüssel wieder zurück nach Uganda fliegt, gibt es noch das traditionelle Abschiedsfest. Und zumindest für seine Freunde und Freundinnen aus dem Pöttmeser Land, die ihn im Frühjahr besuchen, wird die Zeit bis zum nächsten besonderen August dann nicht so lange dauern wie sonst.
Spendenkonto: Wer für die sozialen Projekte von Pater John spenden möchte, kann das bei der VR Bank Neuburg-Rain tun: IBAN: DE30 7216 9756 0108 4480 43. Zahlungsempfänger: John Baptist Kiggundu.
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