Im Laufe des Sonntags hatte der Krisenstab im Landkreis Aichach-Friedberg noch gehofft, dass das Schlimmste vorbei ist. Doch am Montag blieb die Lage angespannt, was vor allem an den unklaren Wetterprogosen lag. Kritisch war die Situation in der Nacht zum Montag am Umspannwerk beim Paardurchbruch in Friedberg. Dessen Überflutung hätte die komplette Stromversorgung Friedbergs lahm gelegt. Eine umfassende Bilanz der Schäden der vergangenen Tage liegt noch nicht vor.
Zur Wetterprognose: Die für die Nacht zum Dienstag erwarteten Gewitter waren nicht exakt vorhersehbar. Die Pegel waren eigentlich schon am Sinken. Doch zusätzlicher Regen könnte in den stark betroffenen Gemeinden im Landkreissüden, vermutlich besonders in Mering, schlimme Folgen haben. Zwischen Entspannung und deutlicher Verschlechterung war deshalb vor Anbruch der Nacht noch alles möglich. Der am Samstag ausgerufene Katastrophenfall bleibt aus diesem Grund bis mindestens Dienstagabend bestehen, wie Landrat Klaus Metzger am Montag bei einer Pressekonferenz erklärte.
Eine weitere Gefahr geht von steigendem Grundwasser aus, das wiederum nicht abgepumpt werden darf, um die Statik des Hauses nicht zu gefährden. Dieses Grundwasser könnte in die Keller einlaufen und Öltanks aufschwimmen lassen. Wobei es eine klare Anweisung gibt: Ist in einem Haus Öl ausgelaufen, wird die Feuerwehr es nicht leer pumpen, da sie das Öl dadurch in die Umwelt bringen würde. Bis gestern Nachmittag bewegte sich die Zahl der defekten Öltanks im Landkreis Aichach-Friedberg noch im einstelligen Bereich.
Über die Lage des Umspannwerks in Friedberg haben Vertreter des Krisenstabs, der Einsatzkräfte und des Wasserwirtschaftsamts in der Nacht zum Montag in einer Videokonferenz beraten. Dann wurde folgende Entscheidung getroffen: Ab 6 Uhr wurden Sandsäcke beschafft und ein Damm wurde aufgeschüttet, damit das Wasser in der Paar bleibt. Die Maßnahme birgt allerdings eine gewisse Gefahr, dass es mehr Hochwasser im daran anschließenden Bereich gibt. Allerdings sollte die Stromversorgung in Friedberg möglichst gesichert werden.
Die Bundeswehr, die 24 Stunden lang Sandsäcke im Wittelsbacher Land befüllt hat, hat ihren Einsatz hier beendet. "Im Landkreis Pfaffenhofen wurde noch dringender Hilfe benötigt", berichtet Landrat Klaus Metzger.
Neben dem Einsatz von Hilfskräften hat die Ausrufung des Katastrophenfalls auch finanzielle Gründe, denn dann werden die Kosten vom Freistaat Bayern übernommen. Das ist unter anderem in Hinblick auf die großen Müllmengen und deren Entsorgung hilfreich. Wie berichtet, kann die Abfallverwertungsanlage in Augsburg (AVA) direkt angefahren werden, auch die Sammelstellen nehmen Sperrmüll an. Zusätzlich will der Landkreis Container aufstellen und zwar außerhalb der Sammelstellen. Das hat folgenden Grund: Die AVA geht davon aus, dass sie mit der Beseitigung des Mülls zunächst nicht hinterher kommen wird. Dann ist es günstiger, die vollen Container blockieren nicht die Sammelstellen, deren Kapazität für den Flut-Müll nicht ausreicht.
Man profitiere im Übrigen sehr von den Vorbereitungen auf einen flächendeckenden Stromausfall, mit dem sich alle Kommunen des Landkreises im vergangenen Jahr befasst haben, berichtete Landrat Klaus Metzger. Die durchgespielten Szenarien und Abläufe helfen jetzt dabei, immer "vor der Lage zu sein", also mehr zu planen als nur zu reagieren.
Carina Lautenbacher
Alle wollen helfen
Etwa 800 Einsatzkräfte waren seit Freitagabend im Einsatz. Allein gestern waren es rund 500 Männer und Frauen, vor allem von den Feuerwehren (darunter auch die Hilfskontingente aus Aschaffenburg mit 185 und Schweinfurt mit 125 Personen), aber auch von der Polizei, dem THW und dem BRK. Letzteres war streckenweise am Wochenende mit bis zu 115 Helferinnen und Helfern vor allem in der Wasserrettung im Einsatz. Drei Feuerwehrleute wurden bislang leicht verletzt.
Die Einsatzbereitschaft scheint weiter ungebrochen. Karl Schreiner, Chef der Polizeiinspektion Friedberg, erzählt, dass am Wochenende viele Beamte in den Dienst bestellt worden seien. Die Motivation zu helfen, sei "enorm hoch". Das ist auch bei der Feuerwehr der Fall. Zwar seien Auszeiten wichtig, aber "Feuerwehrler sind sehr schwer in eine Pause zu schicken", berichtet Kreisbrandmeister Dominik Sauter. "Sie verteidigen ihre eigenen Ortschaften." Und mehr noch: Wenn er unterwegs sei, sehe er in vielen Feuerwehrhäusern Betrieb, obwohl dort keine Einsätze laufen. Angesichts der schwierigen Lage wollten die Kameraden aber immer einsatzbereit sein. Auch Bürger fragen immer wieder, ob und wo sie helfen können. Allerdings will der Krisenstab erst warten, bis das Wasser abgeflossen ist, damit sich Freiwillige nicht in Gefahr bringen. Aber sobald es soweit ist, sollen Hilfswillige und Flutbetroffene von der Freiwilligenagentur des Landkreises miteinander in Kontakt gebracht werden.
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