Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Fadi Aslan verfolgt die Geschehnisse in seinem Heimatland Syrien mit gemischten Gefühlen

11.12.2024 | Stand 11.12.2024, 11:00 Uhr |

2015 kam Fadi Aslan als Flüchtling nach Deutschland. Innerhalb der vergangenen neun Jahre hat er sich ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, er lässt Rohseife in Syrien produzieren und verarbeitet sie in Hollenbach weiter. Foto: Ines Speck (Archiv)

„Wir haben zwei Gefühle: Freude und Angst“, sagt Fadi Aslan im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse in Syrien. Seit 2015 lebt der Syrer in Deutschland, der Chemiker hat sich hier ein Geschäft aufgebaut und vertreibt Aleppo-Seife, deren Basis er seit 2020 von Mitarbeitern in Syrien produzieren lässt.

Es war von Anfang an sein Ziel, auf diese Weise von Deutschland aus seine Heimat zu unterstützen. Das hofft er nun, nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad, intensivieren zu können. Doch in die Hoffnung mischt sich auch das Gefühl der Verzweiflung, sagt Aslan, aufgrund der Unsicherheit, wie es nun mit dem vom Krieg gebeutelten Land weitergehe.

Viele Kontakte verbinden Fadi Aslan und seine Frau Nour Asmar noch mit ihrem Herkunftsland: Eltern, Geschwister und Mitarbeiter leben und arbeiten dort. Mit denen stehen der Geschäftsmann und seine Frau in täglichem Kontakt. Von ihnen weiß er: „Die Leute empfinden momentan Freude, weil der Diktator weg ist. Aber sie haben auch Angst. Wer nutzt diese Situation jetzt vielleicht aus?“Es sei nicht einfach, in einem Land, in dem seit 13 Jahren Bürgerkrieg herrscht, neue Strukturen aufzubauen. „Es gibt noch viel Hass und Wunsch nach Vergeltung und Rache“, weiß der 43-Jährige. Und sagt dennoch: „Aber wir haben große Hoffnung. Vielleicht gibt es jetzt Sicherheit und dann geht es Richtung Demokratie.“

Fadi Aslan und Nour Asmar haben in Deutschland kennengelernt, was es bedeutet, in einer Demokratie und in Freiheit zu leben. Diese wichtigen Werte würden sie gerne auch in Syrien sehen und beim demokratischen Wiederaufbau helfen. Das sei „ein dynamischer Prozess“, sagt Fadi Aslan, den der zweifache Familienvater gerne von Deutschland aus unterstützen möchte.

Diktatur oder Demokratie – wie geht es weiter?

Durch den Produktionsstandort in Syrien unterstützt er das Land bereits wirtschaftlich und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Für die Zukunft ist es ihm ein Anliegen, eine duale Ausbildung anzubieten, die es so bisher dort nicht gibt und er in Deutschland kennen und schätzen gelernt hat. Fadi Aslan, seine Frau und die beiden Söhne haben in Deutschland eine neue Heimat gefunden, vor zwei Jahren haben sie sich einbürgern lassen. Die Familie lebt in Hollenbach und möchte Deutschland nicht mehr verlassen. „Die Heimat unserer Kinder ist hier“, erklärt Fadi Aslan, dessen ältester Sohn 13 Jahre alt ist.

Ohnehin sei es für in Deutschland lebende Syrer derzeit noch „zu früh, um an Rückkehr zu denken“. Man müsse abwarten, wie sich die Regierungsstrukturen dort nun entwickeln. „Das ist ein sehr wichtiger Punkt in der Geschichte Syriens: Diktatur oder Demokratie“, macht er deutlich. „Die Gefahr ist noch da.“

Ganz anders als die Situation der hier lebenden Syrer sehe die aus für Menschen, die es nicht bis hierher geschafft haben, weiß Fadi Aslan. Die Geflüchteten, die noch in Flüchtlingslagern in der Türkei und im Libanon aushaaren. „Sie wollen unbedingt zurück“, weiß der Syrer. Doch ihre Häuser und ihre Existenzen seien zerstört. „Die Leute brauchen Unterstützung, Riesenunterstützung, auch von unserer Regierung“, gibt der Geschäftsmann zu bedenken.

Hilfe aus Deutschland beim Wiederaufbau

2015 kam Fadi Aslan als Geflüchteter nach Deutschland. Drei Jahre später gründete er sein eigenes Unternehmen „Solo Naturkosmetik“, er stellt Seifen, Badezusätze und Reinigungsmittel her. Mittlerweile sind Produktion, Lager und Hofladen in Motzenhofen angesiedelt. Seit vier Jahren kommt das Olivenöl, die Grundzutat der Seife, aus Syrien. Dort hat Aslan, ein Chemiker mit Universitätsabschluss, sein Firmengebäude wieder aufgebaut. Aleppo-Seife gilt als eine der ältesten Seifen überhaupt. Sie ist rein pflanzlich und frei von Zusatzstoffen. In der Firma in Syrien wird das Olivenöl verseift. Diese Rohseife wird daraufhin als Pulver ins Wittelsbacher Land exportiert, wo Fadi Aslan sie weiter aufbereitet und für den Vertrieb fertig macht. Er fügt ätherische Öle dazu, presst die Seife in Form und verpackt sie entsprechend. „Solo Naturkosmetik“ gibt es unter anderem im Werksverkauf und Hofladen in Motzenhofen, den seine Frau leitet und wo es auch in Syrien gefertigte Handarbeitsware gibt, und in Biogeschäften in der Region.

AZ

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