Triathlon-WM in Nizza
Erst Ironman, dann Jobsuche und Umzug für Astrid Werner

19.09.2024 | Stand 19.09.2024, 11:00 Uhr |
Andreas Pfeffer

Zum Abschluss noch ein Marathonlauf: Astrid Werner startet am Sonntag bei der Triathlon-WM in Nizza. Recht anspruchsvoll ist dabei die Radstrecke mit 2400 Höhenmetern. Fotos: privat

3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und einen Marathon über 42,195 Kilometer laufen – was sich wie das monatliche Pensum eines Hobby-Ausdauersportlers anhört, wird Triathletin Astrid Werner am Sonntag hintereinander in einem Wettbewerb absolvieren. Es ist nicht irgendein Wettbewerb, sondern die Ironman-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr im französischen Nizza stattfindet.

Werner: „Ich will die WM genießen“

Um 7.25 Uhr wird sich die 39-Jährige als eine von 181 aus Deutschland qualifizierten Altersklassenathletinnen auf die Schwimmstrecke im Mittelmeer begeben. Nach wie vielen Stunden sie das Ziel erreichen wird, steht in den Sternen. Werners Bestzeit über die Langdistanz liegt bei 9:25 Stunden, ihre längste Zeit bei elf Stunden. Da die Radstrecke bei der WM in Nizza mit 2400 Höhenmetern sehr anspruchsvoll ist, geht sie mit großem Respekt in das Rennen. „Wegen der vielen Höhenmeter wird man beim Rad fahren wohl eine Stunde mehr brauchen als normal. Ich will die WM genießen“, hat sie sich deshalb keine bestimmte Zeit als Ziel gesetzt.

Einen Teil ihrer intensiven Vorbereitung hat die gebürtige Thüringerin in der Region bestritten. Vor eineinhalb Jahren lernte sie ihren jetzigen Partner aus Rinnenthal kennen. Seitdem verbringt sie an den Wochenenden und ihren Urlauben jede freie Minute bei ihm in dem Friedberger Ortsteil. „Es ist eine sehr schöne Gegend“, schwärmt Werner von ihrem neuen Heimatort. Unter der Woche arbeitet die die Diplom-Sportwissenschaftlerin in der ambulanten Therapie in Neumarkt in der Oberpfalz. Ist sie bei ihrem Partner, trainiert sie mit dem Rad gerne auf Strecken im Dachauer Hinterland und läuft viel rund um Rinnen-thal.

In der hiesigen Läuferszene hat sie bereits Duftmarken gesetzt. 2023 gewann sie den Friedberger Halbmarathon, in diesem Jahr wurde sie beim Dreikönigslauf in Aichach und beim Augsburger Halbmarathon in Augsburg jeweils Zweite. Derzeit ist sie im Großraum Augsburg auf Jobsuche. So bald diese erfolgreich abgeschlossen ist, plant sie den Umzug nach Rinnenthal.

Dass sie am Sonntag bei der Ironman-WM an den Start geht ist umso bemerkenswerter, da sie erst vor zehn Jahren mit dem Triathlon begonnen hat. Davor gehörte ihr Herz dem Reitsport. Nachdem ihr Pferd ins Rentenalter gekommen war, löste sie sich mehr und mehr von ihrer bisherigen sportlichen Leidenschaft. Ihr Interesse am Triathlon entwickelte sich bereits zuvor, da sie zu ihrem Pferd oft mit dem Rad fuhr oder den Weg dorthin joggend bewältigte.

Die daraus entstandene Idee, Triathlon zu betreiben, setzte Werner schnell um. Sie lernte „anständig zu schwimmen“, startete bei kleineren Wettbewerben, suchte sich einen Verein, erweiterte die Streckenlängen und ging schließlich 2017 für die Frauen des TSV Altenfurt bei Ligaevents in der Regionalliga an den Start.

Auch individuelle Erfolge stellten sich bald ein. 2018 qualifizierte sie sich für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft (1,9 Kilometer schwimmen, 90 Kilometer Rad fahren, 21,1 Kilometer laufen) in Südafrika, im Jahr danach wurde sie bei der 70.3-WM in Nizza 14. in ihrer Altersklasse. 2020 nahm sie erstmals ein Rennen über die Langdistanz in Angriff. Auch dort wusste sie schnell zu überzeugen. 2022 qualifizierte sich Werner für die Ironman-WM auf Hawaii, verzichtete jedoch wegen der „immensen Kosten“ auf die Reise nach Übersee.

Trainingspensum zwölf bis 15 Stunden die Woche

Den Traum einmal bei der Ironman-WM zu starten erfüllt sie sich jetzt am Sonntag. Im Juni gelang ihr beim Ironman in Klagenfurt die erneute Qualifikation. Am Donnerstag macht sie sich gemeinsam mit ihrem Partner („Er ist meine mentale Stütze“), dessen Schwester und deren Mann mit einem Zwischenstopp am Gardasee auf den Weg nach Nizza, wo sie sich mit einer guten Leistung für die zahlreichen Trainingsstunden belohnen will.

„Es ist die Freude am Sport, vor allem am radeln und laufen in der Natur“, erklärt Werner ihre Begeisterung für die trainingsintensive und anstrengende Sportart Triathlon kurz und knapp. Ihr gewöhnliches Trainingspensum liegt bei zwölf bis 15 Stunden pro Woche. Vor der Ironman-WM in Nizza hat sie dieses sogar gesteigert.

Nach dem Höhepunkt ihrer bisherigen Triathlon-Karriere wird sie erst einmal etwas kürzer treten. „Ich will mehr Zeit mit der Familie und meinem Partner verbringen“, erklärt Werner und wird die Jobsuche und den Umzug nach Rinnenthal vorantreiben.

AZ



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