Rund 70 Gäste interessierten sich kürzlich für die Vorschläge zur Renaturierung des Lechs. Der Bund Naturschutz hatte ins Todtenweiser Gasthaus Golling eingeladen. Das Projekt „Licca Liber“, übersetzt „der freie Lech“, soll den Fluss zwischen Gersthofen und Meitingen wieder renaturieren.
Hierzu referierte Dr. Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Todtenweis ausführlich. Der Lech sei ein spannendes Thema für die Renaturierung, so Christine Margraf. In einer Präsentation über den Wandel der Flusslandschaft und die Bedeutung des Lechs als „Biotop-Brücke“ zeigte Margraf, wie der Lech früher ausgesehen hat.
Der Mensch hat den wilden Alpenfluss gebändigt
Einst war er ein voralpiner Wildfluss, mit breitem Flussbett, ausladenden Kiesbänken und Auwäldern. Nach jedem Starkregen veränderte sich der Fluss. Bei Trockenheit bildeten sich immer wieder kleine Inseln mit viel Vegetation und Artenvielfalt. Der Lech bewegte sich im Bereich Todtenweis bis weit hinaus ins Lechfeld.
Durch Eingriffe des Menschen wie Begradigungen, Kanalisierungen und Staustufen ist von diesem wilden Charakter wenig übrig geblieben. Ziel des Projekts „Licca Liber“ ist es, den Lech zu renaturieren, er soll möglichst wieder seinen ursprünglichen Charakter erhalten. Inzwischen hat sich der Lech zu tief in sein Flussbett eingegraben, das Grundwasser ist deswegen gesunken. Fische, Insekten und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum, das Wasser kommt nicht mehr bis zu den Auen. Und jedes Jahr gräbt sich der Lech etwa einen Zentimeter weiter nach unten. Wie tief die Sohle noch ist, kann niemand genau sagen.
Die Renaturierung des Lechs im genannten Bereich könnte bis zu zehn Jahre dauern. Maßgeblich dafür sind Berechnungen, wie sich der Grundwasserspiegel mit einer Veränderung verhält. Hierzu klärte Jana Jakob vom Wasserwirtschaftsamt auf, dass in keinem Fall renaturiert werde, sollte dadurch das Grundwasser im Bereich der Rehlinger Ortsteile Ober- und Unterach oder im Todtenweiser Ortsteil Sand steigen.
Ausweitung des Flussbetts wird diskutiert
Ein noch zu überarbeitender Gedanke sei, den Lech im Todtenweiser Bereich wieder auszuweiten. Dies soll bis zum bereits bestehenden Damm geschehen. Der Auwald dort ist jedoch nicht nur im Besitz der Gemeinde, sondern auch in der Hand von Bürgern aus Todtenweis und Langweid. Nur wenn die betroffenen Landwirte mitmachen und auch die Gemeinde ihre Zustimmung gebe, werde dies umgesetzt. Eine Ausweitung habe aber nicht nur Vorteile für die Natur, auch der Mensch würde profitieren, etwa durch einen neuen Erholungsbereich.
Die anschließende Diskussion unter dem Motto „Was kann denkbar sein?“ moderierte Ulrich Siegmund aus Todtenweis. Jana Jakob meinte, man dürfe niemanden zwingen, sein Land für den Lech herzugeben. In Bezug auf den Grundwasserstand legte der Todtenweiser Bürgermeister Konrad Carl dar, dass das große Problem hier nicht der Lech, sondern die Friedberger Ach sei. „Der Wasserstand des Lechs ist höher als der Grundwasserspiegel. Der Lech erhöht den Grundwasserspiegel nicht, im Gegenteil, er zieht Grundwasser ab“, erklärte Carl.
Rehlings Bürgermeister Christoph Aidelsburger fragte, was im Bereich Rehling geplant sei. Die Antwort darauf war einfach: Es gebe in diesem Bereich keinen Auwald, sondern fast nur landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Auch Ralf Klocke vom Energieversorger LEW meldete sich. Er befürwortete die Renaturierung: „An uns soll‘s nicht liegen. Lieber heute als morgen.“
• Derzeit findet eine Online-Umfrage statt. Die Frage: „Wie soll der Lech in der Zukunft aussehen?“ Bis 27. September kann man sich daran noch beteiligen. Über die Webseite www.flussdialog-liccaliber.de gelangt man dorthin.
AZ
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