Am Dienstag wird sich der Bauausschuss des Aichacher Stadtrats mit einem möglichen weiteren Windrad im Blumenthaler Forst beschäftigen. Dort drehen sich bereits seit 2016 sechs Windmühlen der Energiebauern und produzieren im Schnitt 34 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr.
Auch das zusätzliche Windrad würden die Energiebauern aufstellen. Dies bestätigte auf Nachfrage Geschäftsführer Florian Bichler.
Bichler betonte ausdrücklich, dass es momentan lediglich um die Klärung verschiedener genehmigungsrechtlicher Fragen gehe, noch nicht um einen konkreten Antrag. Unter anderem spielten Belange der Luftfahrt eine Rolle. „Wir wollen zunächst die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit abklären“, so der Sielenbacher.
40 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2023
Bereits bei den Planungen für die ersten Windräder wären auf den damals von Aichach ausgewiesenen Konzentrationsflächen vier Mühlen möglich gewesen, eingereicht und dann auch realisiert wurden aber nur drei. Die anderen drei Türme stehen auf Dasinger beziehungsweise Sielenbacher Flur. Und leisten ausgesprochen erfolgreiche Arbeit. Im Schnitt werden pro Jahr 34 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Das entspricht ziemlich genau den einstigen Prognosen der Planer. Im vergangenen Jahr stieg der Mühlenertrag sogar auf 40 Millionen Kilowattstunden an. 2023 war ein windreiches Jahr.
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Neue Windmühlen werden in der Regel deutlich höher, um noch mehr Windausbeute zu erzielen. Im Blumenthaler Forst liegt die Nabenhöhe bei 141 Metern, inklusive Rotorblätter kommen die Windräder auf 199 Meter. Inzwischen sind Höhen von bis zu 260 Metern technisch möglich. Sollte das nun diskutierte Windrad bei Blumenthal tatsächlich umgesetzt werden, bliebe man aber darunter, erklärte der Geschäftsführer der Energiebauern. Das hat mit entstehenden Turbulenzen zwischen den einzelnen Mühlen zu tun. An die 30 Meter höher würde der Neuzugang wohl werden, schätzt Bichler, auch, weil dieser Standort im Vergleich zum vorhandenen Trio etwas tiefer liege.
Zusammenhängendes Waldgebiet hat Vorteile
„Im Blumenthaler Forst ist Potenzial vorhanden“, umschreibt Florian Bichler die aktuelle Ausgangslage, mit der sicherlich nicht nur die gute Windausbeute gemeint ist. Das große zusammenhängende Waldgebiet hat auch Vorteile, was die Abstandsfragen anbelangt. Die viel diskutierte bayerische 10H-Regel, die 2014 unter dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) beschlossen wurde und den Abstand eines Windrades von einer Wohnbebauung auf das Zehnfache der Höhe des Windrads festschreibt und sämtlichen Plänen lange Zeit den Wind aus den Segeln nahm, wurde mittlerweile zumindest eingeschränkt. So können nun Vorranggebiete für Wind ausgewiesen werden, in denen der Mindestabstand zu Siedlungen auf 1000 Meter reduziert ist, also etwa eine Halbierung der Mindestabstandsregelung. Aufgeweicht wurde 10H aber auch entlang von Autobahnen, großen Bundesstraßen oder Bahnstrecken und in Wäldern.
Wird die Stadt Aichach selbst aktiv?
Hintergrund sind nicht nur die Versprechungen von Bayerns aktuellem Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und seinem streitbaren Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), die Windkraft endlich anzuschieben. Druck übt vor allem das Wind-an-Land-Gesetz des Bundes aus: Bis Ende 2027 muss der Freistaat mindestens 1,1 Prozent und bis Ende 2032 mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie ausweisen.
Der Freistaat hat den Druck an die Regionalen Planungsverbände weitergereicht, die seitdem auf Flächensuche sind. Das gilt auch für den Regionalen Planungsverband Augsburg, zu dem neben der Fuggerstadt die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries gehören. Momentan sind lediglich rund 170 Hektar als Vorranggebiet für Windräder ausgewiesen, das sind gerade einmal 0,04 Prozent des gesamten RPV-Gebietes. Das muss sich ändern. Die Fortschreibung des Kapitels „Windkraft“ läuft. Die informelle Anhörung der Kommunen ist durch, momentan werden die Ergebnisse in den Regionalplan eingepflegt. Dem Vernehmen nach wird sich der Planungsausschuss im November damit befassen, spätestens Anfang nächsten Jahres soll die formelle Beteiligung der Kommunen und Behörden starten.
Die Stadt Aichach hat auf die Ausweisung neuer Konzentrationsflächen verzichtet, will lieber von Fall zu Fall entscheiden. Zum einen will die Kommune möglicherweise mit der Paartal-Energie GmbH, die heuer im Oktober gemeinsam mit anderen Gemeinden und Energie Südbayern (ESB) gegründet werden soll, selbst ins Windradgeschäft einsteigen. Eine Voranfrage für Standorte im Bereich zwischen Hiesling, Oberschneitbach und Igenhausen läuft derzeit. Zum anderen hat sich der Wind gedreht. Früher liefen die Bürger Sturm, sobald Windradpläne publik wurden, inzwischen sind die Ängste gesunken, überzeugen mehr und mehr die Vorteile der Energie-Riesen, an denen sich Bürger in der Regel finanziell beteiligen können.
Flächen für Windkraft gesucht
Dieser Umschwung hat zweifellos auch eine Rolle gespielt, dass die Energiebauern wieder „Lust auf Windkraft“ haben, wie sich Florian Bichler ausdrückte. Nach den enormen Turbulenzen um die ersten Mühlen im Blumenthaler Forst hatten die „Energieverliebten“ in ihren Büroräumen am Aichacher Milchwerk vorübergehend genug, konzentrierten sich lieber auf Photovoltaik.
Mit dem Wind-an-Land-Gesetz und dem Wunsch der Politik, Windkraft im Sinne der notwendigen Energiewende auch im Süden anzuschieben, wurde die „Flächensicherungsmaschinerie“ angeworfen. Unter Volldampf versuchen seitdem mögliche Investoren, sich potenzielle Flächen und damit ein Stück vom Kuchen zu sichern. Und Flächenbesitzer setzen auf möglichst lukrative Verträge mit potenten Unternehmen. Bei den Energiebauern liefen entsprechende Anfragen auf. „Irgendwann hat es uns wieder gepackt“, sagt Florian Bichler.
Energiebauern prüfen auch andere Standorte
Momentan werden demnach nicht nur die genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen für den Blumenthaler Forst abgeklopft, auch in anderen Bereichen des Regierungsbezirks Schwaben werden Wind-Projekte sondiert. Dort sei man sogar schon wesentlich weiter, „wir werden wohl noch heuer konkrete Anträge einreichen“, betonte der Geschäftsführer. Namen wollte Bichler vorerst noch nicht nennen. Diese Standorte seien aber nicht in Aichach-Friedberg.
AZ
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