„Die Breite in der Spitze ist dichter geworden.“ Der legendäre Satz des früheren Bundestrainers Berti Vogts passt auch auf den Aichacher Kunstverein. Beim Gang durch die aktuelle Mitgliederausstellung verstärkt sich erneut der Eindruck der vergangenen Jahre: Die Qualität der Bilder und damit der Ausstellung ist für einen immer noch kleinstädtischen Verein ausgesprochen hoch und dokumentiert das Niveau, auf dem sich die künstlerische Arbeit dort bewegt.
Dass diese Qualität auch angemessen wahrgenommen werden kann, hängt wiederum mit dem Ausstellungsort zusammen, dem San-Depot. Das zeigt sich auch bei der Mitgliederausstellung als ein idealer Partner für Kunst und Kultur.
Insgesamt 52 Arbeiten sind in diesem Jahr zu sehen, zehn mehr als im Vorjahr. Dennoch hat jedes Bild, jede Skulptur, jede Installation den notwendigen Raum, Konkurrenz zwischen den Arbeiten gibt es praktisch nicht, keine nimmt der anderen etwas weg.
Heterogene Bilder und doch eine Struktur
Das ist natürlich auch das Ergebnis einer überlegten und sensiblen Hängung. Voraussetzung dafür, dass aus einer nicht jurierten und kuratierten Schau bei aller Heterogenität eine Ausstellung wird.
Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr eindeutig bei der Malerei. Die Nischen, die die langen Seitenwände des San-Depots gliedern, erweisen sich dabei als Glücksfall. Sie unterteilen die große Fläche in Segmente, die einzeln bespielt werden, so dass die Bilder nebeneinander und doch für sich hängen. Trotz der vielen Arbeiten wirkt die Ausstellung so nicht überladen.
Schwerpunkt liegt auf der Malerei
Was grundsätzlich auch daran liegt, dass der hallenartige Raum genug Platz bietet, um sich kleinen, lyrischen Bildern anzunähern und u m bei größeren den richtigen Abstand und die richtige Perspektive zu finden.
Mit nur drei Skulpturen ist der Innenraum zurückhaltend bestückt. Ins Auge fällt dabei sofort „Die Leiter“ von Misato Iwamura, eine mit 3-D-Stift modulierte Installation. Sie ist so filigran und transparent, dass man praktisch durch sie hindurch einen Blick auf die Ausstellung werfen kann. Als würde man tatsächlich auf eine Leiter steigen und von dort hinunter blicken.
Das ist ein Beispiel dafür, wie die einzelnen Arbeiten nicht miteinander wetteifern, sondern eher in einen Dialog treten, mitunter auch über mehrere Ecken und in überraschenden Konstellationen. Aber genau das soll Kunst ja (auch): überraschen, neue Perspektiven eröffnen, optische und inhaltliche Brücken bauen.
So verstärkt sich der Eindruck, dass das San-Depot – nicht zum ersten Mal – ein wichtiger Akteur der Ausstellung ist, es spielt mit, strukturiert, gibt Leitlinien vor und hält gleichzeitig Freiräume offen.
Überraschende Dialoge zwischen den Arbeiten
Die Rolle, die der Raum dabei spielt, hat Maria Breuer, stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins, so beschrieben: „Der Raum sortiert den Blick.“
So ist die Mitgliederausstellung , wie es in ihrer Natur liegt, zwar ein „Gemischtwarenladen “, aber ein gut sortierter.
• Die Mitgliederausstellung des Kunstvereins Aichach wird am Samstag, 13. Juli, um 15 Uhr im San-Depot an der Donauwörther Straße eröffnet. Die Ausstellung ist bis 11. August jeweils am Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Die Finissage findet am 11. August um 17 Uhr statt.
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