Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Im Landkreis Aichach-Friedberg gibt es nicht nur mehrere Einrichtungen, Institutionen und Verbände, die mit großem Engagement im Bereich Hospiz- und Palliativversorgung tätig sind und verschiedene Arten von Unterstützung für schwerstkranke und sterbende Menschen anbieten. 2024 wurde im Wittelsbacher Land das „Netzwerk Hospiz und Palliative Care“ aus der Taufe gehoben. Nunmehr ging die offizielle Auftaktveranstaltung über die Bühne.
So fanden sich am Mittwochnachmittag im Kreuzgratgewölbe des Landratsamtes neben einer Reihe von Akteuren auch weitere geladene Gäste ein, um die Angebote für die genannten Zielgruppen kennenzulernen und an den Infoständen in den Austausch zu kommen.
Bestmögliche Organisation
Mithilfe des Netzwerks soll die Versorgung und Fürsorge für hospizlich palliative Patienten und deren soziales Umfeld bestmöglich organisiert und gestaltet werden. Die Plattform sorgt somit für ein Ineinandergreifen der verschiedenen Hilfsangebote bei stationärer Unterbringung oder Versorgung zu Hause.
Ärzte, Pflegedienste, Hospizhelfer
Das Netzwerk bilden auszugsweise Leistungserbringer wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegedienste, Hospiz- und Palliativdienste oder Seelsorgerinnen und Seelsorger. Zur Auftaktveranstaltung war auch Sigrid Altweck vom Bayerischen Hospiz- und Palliativbündnis gekommen.
Landrat Klaus Metzger informierte die Anwesenden, dass der Kreistag einstimmig beschlossen hat, einen Beitrag zum Netzwerk zu leisten. Ein besonderer Dank galt in seiner Rede der Netzwerkkoordinatorin Christine Neukäufer. Sie ist auch leitendende Koordinatorin des St. Afra Hospiz Aichach im Caritasverband für den Landkreis Aichach-Friedberg.
Wertschätzende Betreuung
„Diese wertschätzende, menschliche Betreuung Schwerstkranker und Sterbender ist nach meinem Dafürhalten zusammen mit der Betreuung von Jugendlichen, die Schwierigkeiten haben, wahrscheinlich der wertvollste Beitrag, den man als Mitmensch an einem anderen Menschen leisten kann“, sagte der Landrat zu den großartigen Leistungen der Hilfeleistenden im Haupt- und Ehrenamt.
Das Netzwerk soll das Fundament sein für einen Ausbau und eine Weiterentwicklung in der Hospiz- und Palliativarbeit. Dieses ist als offenes Netzwerk konzipiert. „Wir sind immer offen für Neue, die dazukommen wollen, die mithelfen wollen“, gab der Landrat zu verstehen.
Große Herausforderungen in der Palliativversorgung
Die Vorsitzende des Kreis-Caritasverbandes Aichach-Friedberg, Gertrud Hitzler, sagte, Ziel des Netzwerkes ist es, dieses so zu knüpfen, dass nicht nur Fachleute, sondern auch die Angehörigen und natürlich die Betroffenen zusammengebracht werden. Die Herausforderungen in der Palliativversorgung seien unendlich vielfältig, wie es auch die Menschen sind. Deshalb sei es wichtig, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, so Hitzler.
Die Netzwerkkoordinatorin Christine Neukäufer kündigte anstelle einer Rede eine fiktive aber durchaus realistische Fallgeschichte an, anhand derer eine mögliche Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerkes und die einzelnen Betreuungsleistungen aufgezeigt wurden.
• Zur Geschichte: Bei einer 1949 geborenen Frau wurde vor einigen Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Der Tumor wurde operativ entfernt, später bildete sich ein weiterer Knoten und Metastasen in der Lunge kamen hinzu. Die Chemotherapie brach die Patientin ab, und auch weitere Therapien wollte die Frau nicht.
Die Familie fühlte sich überfordert. Nun stellte sich die Frage, was die Akteure für die Patientin und das soziale Umfeld tun können.
Diese zeigten im Einzelnen auf, welche nötigen und unterschiedliche Leistungen der Schwerstkranken und den Angehörigen während der Versorgung und ganzheitlichen Begleitung angeboten werden. Bei der Fallgeschichte haben 15 Akteure mitgewirkt – Mediziner, Mitarbeiter des Hospizes, aus der Pflege, der Kirche oder der Trauerbegleitung.
Für Christine Neukäufer war wichtig, dass zur umfassenden Sicht auf die betroffenen Menschen die Haltung, der bedingungslose Respekt, die Akzeptanz der anderen und ihrer selbst willen, die Aufmerksamkeit und die Anteilnahme gehören. Und: Der breiten Öffentlichkeit will man das Thema Hospiz- und Palliativversorgung näherbringen.
AZ
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