Raum der Stille im Krankenhaus
Aichach sucht nach einem ruhigen Ort

08.11.2024 | Stand 08.11.2024, 5:00 Uhr |

Die Kapelle im alten Aichacher Krankenhaus könnte künftig zu einem „Raum der Stille“ für alle Kulturen und Religionen umgestaltet werden. Foto: Erich Hoffmann

Ein „Raum der Stille“, in dem Menschen aller Kulturen und Glaubensrichtungen sich zurückziehen, sammeln, beten und zur Ruhe kommen können, fehlt im neuen Aichacher Krankenhaus. Schon vor der Corona-Zeit haben die Mitglieder des Kreistags darüber intensiv diskutiert, einen solchen Raum zu schaffen, und auch eine Lösung gefunden.

Die hat sich aber mittlerweile zerschlagen, weshalb die Suche nach einem solchen Raum wieder vorne beginnt. Und die Diskussion darüber auch. Dabei rückt die Kapelle im alten Krankenhaus in den Blick.

Nachdem sich der Krankenhaus-Werkausschuss des Kreistags in den Jahren 2018 und 2019 intensiv mit einem „Raum der Stille“ beschäftigt hat, sollte er schließlich bei der vorgesehenen Aufstockung des Krankenhauses berücksichtigt werden. Wie ausführlich berichtet, wollte der Bezirk Schwaben die Klinik um ein Stockwerk erweitern und dort eine Psychiatrische Tagesklinik einrichten. Das hat sich in diesem Jahr zerschlagen, weil der Bezirk die Kapazitäten für die Betreuung psychisch kranker Menschen nicht mehr in Aichach, sondern in Augsburg schaffen wird. Damit steht die Kreispolitik wieder dort, wo sie vor fünf Jahren war.

Die Ausgangslage hat sich nicht geändert. Im Neubau ist so ein Raum nicht vorgesehen, er wäre vom Freistaat auch nicht gefördert worden. „Wir haben dafür keinen Platz“, betonte Hubert Mayer, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, mehrfach, als der Werkausschuss das Thema wieder auf dem Tisch hatte. In dem Gebäude baulich etwas zu verändern und so die Voraussetzungen für einen Ruhe- und Gebetsraum zu schaffen, ist schwierig, außerdem wäre durch so eine Lösung das Urheberrecht des Architekten berührt.

Werkausschuss vertagt Entscheidung

Schon vor Jahren war die im Altbau vorhandene Kapelle deshalb als Lösung vorgeschlagen worden. Sie erschien damals aber als zu abgelegen, obwohl die Kapelle im dritten Stock des alten Krankenhauses barrierefrei zu erreichen ist, wie Mayer nochmals erklärte. Gegen diese Lösung ist vor allem Berta Arzberger (ÖDP).

Auf ihre Initiative war damals die Einrichtung eines Raums der Stille überhaupt in den Fokus gerückt. Nun hat die Partei ihren Antrag erneut gestellt. Ob es wirklich einen großen Bedarf für so einen Raum gibt und ob die Kapelle tatsächlich so ungeeignet ist, wie Arzberger meint, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Mitnutzung des „Abschiedsraums“ als Raum der Stille erschien den allermeisten Ausschussmitgliedern als unpassend. In dem Raum können sich Angehörige von ihren im Krankenhaus verstorbenen Angehörigen verabschieden.

So rückt die Kapelle im Altbau doch wieder in den Blickpunkt. Landratsstellvertreterin Kathrin Müllegger-Steiger (Grüne), die selbst Religionslehrerin ist und einen solchen Raum entschieden befürwortet, schlug nach einer langen Diskussion vor, die Entscheidung zurückzustellen, sich die Situation im alten Krankenhaus noch einmal anzusehen und sich Gedanken über eine Umgestaltung und Umnutzung der Kapelle zu machen.

Ein Vorschlag, den Landrat Klaus Metzger und die große Mehrheit des Ausschusses für gut befanden. Dagegen stimmten Berta Arzberger und Richard Scharold (CSU).

AZ



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