Charles Bertrand ist in Paris geboren, doch die Olympischen Sommerspiele in seiner Heimatstadt hat der Stürmer des ERC Ingolstadt nur aus der Ferne verfolgt.
„Wir waren den Sommer über in Finnland“, berichtet der 33-Jährige, dessen Frau Minna aus dem nordeuropäischen Land stammt. „Aber ich habe sehr viel Olympia im Fernsehen geschaut. Das hat richtig Spaß gemacht, und offenbar hat ja alles gut funktioniert.“
Olympia-Quali statt Gäuboden-Cup
Wenn auch in dieser Woche alles klappt, könnte Bertrand im Februar 2026 selbst zum Olympia-Teilnehmer werden: Mit der französischen Eishockey-Nationalmannschaft kämpft er von diesem Donnerstag an um das letzte Ticket für die Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Während für seine Panther-Teamkollegen der Gäuboden-Cup in Straubing ansteht, ist Bertrand vom ERC-Trainingslager in Latsch direkt zum Qualifikationsturnier nach Riga gereist. Mit der Eis-„Équipe tricolore“ trifft er dort auf die Ukraine (29. August/15 Uhr), Slowenien (30. August/15 Uhr) und Gastgeber Lettland (1. September/16 Uhr). Nur der Sieger reist 2026 nach Mailand.
„Olympia wäre Highlight“
Zum bislang letzten Mal für Olympia qualifiziert waren Frankreichs Eishockey-Profis 2002 in Salt Lake City/USA. „Olympische Spiele wären das Highlight meiner Nationalmannschaftskarriere“, sagt der achtmalige WM-Teilnehmer Bertrand. „Und es ist vielleicht meine letzte Chance, einmal dort aufzulaufen.“ 2016 war der Flügelstürmer beim Qualifikationsturnier für Pyeongchang/Korea wegen interner Querelen nicht dabei. 2013 (in der Quali für Sotschi/Russland) scheiterten die Franzosen ebenso wie 2021 (für Peking/China) – beide Male in Riga, beide Male fuhren schließlich die Letten zu Olympia. Von einem Riga-Trauma will Bertrand aber nichts wissen: „Wir haben es zwar nie geschafft, aber es war immer sehr knapp. Hoffentlich haben wir diesmal das bessere Ende für uns“, sagt er.
Herbe Klatsche im letzten Test
Frankreichs neuer Nationaltrainer Yorick Treille – in der Saison 2007/08 stürmte der 44-Jährige für die Panther – kann auf seine Stars zurückgreifen: NHL-Stürmer Alexandre Texier (St. Louis Blues) ist ebenso in Riga dabei wie die Veteranen Pierre-Edouard Bellemare (vereinslos) und Stephane da Costa (Jekaterinburg/KHL). „Wir haben ein starkes Team beisammen. Das gibt uns Selbstvertrauen, jeder glaubt an unsere Chance“, sagt Bertrand. Die Zuversicht erhielt im letzten Test gegen Norwegen (0:9) – noch ohne Bertrand – allerdings einen herben Dämpfer.
Lettland als Top-Favorit
Während die Ukraine (Weltranglistenplatz 27) im Vierkampf um Olympia Außenseiter ist, dürfte Frankreich (14.) mit den Slowenen (19.) um die Meisterpanther Ziga Jeglic und Robert Sabolic in etwa auf Augenhöhe agieren. Top-Favorit ist Gastgeber Lettland (10.) „Klar haben wir das Lettland-Spiel schon im Hinterkopf, aber zuerst müssen wir die anderen beiden Partien gewinnen, um bis zum Schluss die Olympia-Chance zu haben“, beschreibt Bertrand die französische Herangehensweise.
Bertrand vor dritter ERC-Saison
Neben dem Mailand-Ticket will sich Bertrand in Lettland auch Schwung für seine dritte Saison bei den Panthern holen. In der ersten hatte er die Fans mit 17 Treffern, viel Tempo und tollen Soli verzückt, doch die zweite geriet nach einer Verletzung in der Vorbereitung zur Enttäuschung – trotz persönlich starker Play-offs. Nun sollen für Bertrand aller guten Dinge drei sein – erst in Riga, dann in Ingolstadt. Zumindest lässt sich das neue Eishockey-Jahr gut an für den fit und motiviert wirkenden Franzosen: Am vergangenen Freitag beim Vinschgau-Cup gegen die Iserlohn Roosters gelang ihm ein Doppelpack.
• Olympia-Qualifikation: Neben Ausrichter Italien haben sich über die Eishockey-Weltrangliste Kanada, Finnland, die USA, Deutschland, Schweden, die Schweiz und Tschechien direkt für die Winterspiele 2026 in Mailand qualifiziert. Über Russlands Teilnahme ist wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine noch nicht final entschieden. Die letzten drei Olympia-Tickets werden in drei Turnieren vergeben: Dänemark (mit dem Ex-Ingolstädter Frederik Storm) ringt in Aalborg mit Norwegen, Großbritannien (mit ERC-Neuzugang Sam Ruopp) und Japan um einen Platz, Lettland in Riga mit Frankreich, Slowenien und der Ukraine. In Bratislava spielen die Slowakei, Österreich, Kasachstan und Ungarn einen Olympia-Teilnehmer aus.
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