Nach der Nachtschicht zum Einkaufen

03.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Weitgehend leere Gänge: Wer in Ruhe einkaufen will, findet zu früher Stunde die besten Voraussetzungen. - Fotos: Herbert

Ingolstadt (DK) „24 Stunden in Ingolstadt“ lautet der Titel der Sommerserie im DONAUKURIER. In zwei Dutzend Geschichten wird jeweils eine Stunde des Tages an einem anderen Ort in Ingolstadt erzählt, um den ganz normalen Alltag zu schildern. Den Auftakt macht heute die Stunde zwischen 6 und 7 Uhr im Marktkauf.

Wie die meisten anderen Kunden auch, die in der nächsten halben Stunde kommen werden, sind es Schichtarbeiter der Audi, wie unschwer an ihren Arbeitsklamotten zu erkennen ist.

Punkt 6 Uhr öffnet sich wie von Geisterhand der Eingang. "Na schau ma mal", sagt einer der Kunden, während er hineineilt. Abgesehen vom Personal, das zu dieser frühen Zeit schon ungewöhnlich zahlreich vertreten ist, präsentiert sich der große Einkaufsmarkt leer.

Drei Minuten nach 6 Uhr verlässt der erste Kunde den Markt schon wieder. Er hat Semmeln eingekauft und sich eine druckfrische Ausgabe des DONAUKURIER geholt. Ein anderer Kunde eilt raschen Schritts zum Ausgang – mit einem Päckchen Windeln in der Hand. Es pressiert offenbar.

Fünf Minuten nach 6 Uhr fährt der erste Kunde mit einem Kasten Bier im Einkaufswagen herum. Er hat sich für das Dunkle vom Hofbräuhaus entschieden – auch nicht schlecht. Immer mehr Beschäftigte von Audi kommen in den Marktkauf. "Ich kauf’ gleich nach der Schicht ein, dann brauch’ ich später nicht mehr fahren", sagt einer. Zwei andere Audianer loben die große Auswahl und die freien Stellplätze im Parkhaus, die es um diese Uhrzeit noch massenweise gibt.

Die Mitarbeiter im Marktkauf sind um 6.20 Uhr schon gut beschäftigt – abgesehen von der Kasse vielleicht. Man kennt sich untereinander, die Frauen begrüßen sich mit "Hallo Schätzchen" und ähnlichen Vertrautheiten. In der Lebensmittelabteilung herrscht Hochbetrieb. Kondensmilch, Konserven, Obst und Gemüse – alles muss an seinen Platz. In der Wurstabteilung schneidet die Maschine unablässig eine Salamischeibe nach der anderen ab, vollautomatisch natürlich. Es riecht herrlich nach herzhafter Hartwurst. Jetzt wäre so ein kleines Wurstbrot nicht schlecht, bloß so als Imbiss zwischendurch. Ein Audi-Mitarbeiter nimmt daneben gleich eine ganze Tüte Semmeln mit: "Die sind ganz frisch, gleich zum Frühstück für die Familie", freut er sich.

Ab 6.30 Uhr kommen die ersten Hausfrauen in den Marktkauf. Im Gegensatz zu den Audianern, die mehr den aktuellen Bedarf stillen, sind die Einkaufswagen der Frauen prall gefüllt. Man sieht sofort: Da wird mit System für die ganze Woche vorgesorgt. Eine Kundin möchte das Hackfleisch vom Schwein im Sonderangebot, das aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfügbar ist. "Ein bisschen dauert’s noch", sagt die Verkäuferin, die die große Selbstbedienungs-Fleischtheke einräumt. Kurze Zeit später liegt das Gewünschte auch schon portioniert da.

6.40 Uhr: Einkaufen macht hungrig. Ob eigentlich noch Wurst und Käse zu Hause im Kühlschrank ist? Ob man nicht gleich was mitnehmen sollte, wenn man schon da ist? Und das Hackfleisch wäre wirklich günstig. Während sich der Markt gegen 6.50 Uhr allmählich füllt, konzentriert sich das Interesse der Kunden auf die Lebensmittel. Dort, im Erdgeschoss, wird immer noch fleißig eingeräumt. Die anderen Abteilungen sind noch weitgehend leer.

Um 7 Uhr früh ist die erste Stunde der DK-Serie vorbei. Der Hunger des Autors dieser Zeilen noch nicht. Deshalb nutzt er die Gunst der Stunde und gönnt sich eine kleine Süßigkeit zwischendurch. Ihm geht es ausnahmsweise einmal genauso wie den Beschäftigten im Marktkauf. Es ist kurz nach 7 Uhr morgens, und der Arbeitstag hat für ihn gerade erst begonnen. . .