Abriss am Ingobräu-Areal

03.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:47 Uhr

Auf dem früheren Ingobräu-Gelände plant der Münchener Investor und Eigentümer Mark Hartmann ein großes Einkaufszentrum. - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Jetzt liegt ein Plan auf dem Tisch: Der neue Eigentümer des Ingobräu-Geländes will den Komplex fast vollständig abreißen lassen, darunter auch die denkmalgeschützten Gebäude. So will er Platz für ein großes Einkaufszentrum schaffen. Das Stadtplanungsamt beruhigt: "So weit sind wir noch lange nicht."

Er hat die Stadt immer wieder vertröstet. Mark Hartmann, Investor aus München und seit Ende Februar Eigentümer des Geländes der ehemaligen Brauerei in der nördlichen Altstadt, hat die Präsentation seiner Pläne für ein großes Einkaufszentrum von Monat zu Monat verschoben. Damit hat der 41-jährige Geschäftsmann das Stadtplanungsamt doch ein wenig irritiert. Am Mittwoch immerhin legte Hartmann einen ersten Plan vor. Details nennt er noch nicht. Fest steht aber: Er strebt an, den Komplex weitgehend abreißen zu lassen, einschließlich zweier denkmalgeschützter Bauten an der Harderstraße: der mittelalterliche Hahnenhof und der Verwaltungstrakt an der Ecke Harderstraße / Adolf-Kolping-Straße. Stehen bleiben soll ein Wohnhaus zwischen den Gebäuden, sowie – eventuell – das alte, charakteristische Sudhaus.

Der Investor gewährte die Einsichtnahme im Rahmen eines Treffens mit Vertretern der Stadt und Michael Mette vom Landesamt für Denkmalpflege. Zu sehen gab es aber vorerst nur einen Grundriss. Wie er sich die Gestaltung des Projekts vorstellt, hat der Eigentümer noch nicht verraten. Siegfried Dengler, der Leiter des Stadtplanungsamts, bestätigte gestern auf Anfrage: Ja, Mark Hartmann habe die Absicht, die Gebäude zum großen Teil abzureißen, einschließlich dem Hahnenhof an der Harderstraße, der auf das Mittelalter zurückgeht und seine heutige Form im 17. Jahrhundert erhalten hat. "Aber so weit sind wir noch lange nicht", betonte Dengler. Bislang gebe es nicht einmal einen Bauantrag. Der Investor hat laut Dengler eine "ganze Reihe von Zwängen" angeführt, die die Vollendung des Konzepts erschweren würden. Eine Hürde ist der Ensembleschutz, der für das 10 000 Quadratmeter große Gelände gilt, eine andere der Schutz von Einzeldenkmälern wie eben dem alten Hahnenhof.

Dengler schränkt jedoch ein: "Auch ein Baudenkmal ist nicht sakrosankt." Ob man auf ein historisches Gebäude verzichten könne, müsse nach gründlicher Prüfung der Stadtrat entscheiden. Der Amtsleiter rechnet mit dem Konzept "nach der Sommerpause".

Nina Wiesner, Pressesprecherin des Landesamts für Denkmalschutz, bestätigte gestern, dass sich Michael Mette mit dem Investor über das Projekt ausgetauscht hat. "Das ist ein normales Verfahren, das dem Kennenlernen dient."

Das Landesamt habe "denkmalfachliche Beratungen" aufgenommen. Spätestens in einem Monat werde die Stellungnahme vorliegen, die Entscheidung, ob Abrissbagger anrollen dürfen, obliege der Genehmigungsbehörde: der Stadt Ingolstadt. Nina Wiesner bestätigte, dass bislang noch nicht alle nötigen Pläne vorliegen.

Wer zahlt Entschädigung?

Ungewiss ist ferner die Zukunft der Disco Byblos (vormals Hochalm) und des Restaurants Al Castello auf dem Ingobräu-Areal. Die Pachtverträge, die Gastronom Manfred Lamm mit den früheren Eigentümern für die Lokale abgeschlossen hat, enden 2013. Daher fordert er für einen früheren Auszug eine Entschädigung. Die Verhandlungen ziehen sich hin. Mark Hartmann, der gestern nicht zu erreichen war, hatte dem DK schon kurz nach dem Kauf erklärt, für Abfindungen nicht zuständig zu sein. "Das ist die Sache der Vorbesitzer", hatte er damals erklärt. Doch aus dem Hause Lang /Hackner ist nach DK-Information kein Angebot eingegangen.