Ingolstadt
Tumult beim Presserundgang im Transitzentrum

Asylbewerber demonstrieren gegen Zustände in Immelmann-Kaserne - Sicherheitskräfte schreiten ein

15.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr
Tumult in der Immelmann-Kaserne in Oberstimm. Etwa 100 Afrikaner demonstrierten beim Presserundgang gegen ihre Lebensbedingungen. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Am Dienstagvormittag ist es in der Immelmann-Kaserne in Oberstimm während eines Presserundgangs zu einem Tumult gekommen. Erst unterhielten sich die Asylbewerber mit den etwa 50 Journalisten über die ihrer Meinung nach menschenunwürdigen Zustände in dem Lager. Dann plötzlich begannen etwa 100 Afrikaner spontan zu demonstrieren.

Sie riefen "We want freedom, we want peace!" und hielten Plakate in die Luft, auf denen stand: "Wir sind es leid, in Lagern zu leben." Sie forderten eine Verteilung auf kleinere Unterkünfte.

Die ganze Demonstration dauerte knapp zehn Minuten - dann schritten die Sicherheitskräfte ein. Sie trennten die Bewohner von den Journalisten mit Hilfe von Gittern, sodass diese sich nicht mehr unterhalten konnten.

Danach ging der Presserundgang weiter, als wäre nichts gewesen. Den Journalisten wurden die leeren Zimmer der Bewohner präsentiert. Mit diesen unterhalten durften sich die Pressevertreter aber nicht mehr.



Auch Lutz van der Horst von der ZDF-Satiresendung "heute-Show" befand sich unter den Teilnehmern des Rundgangs - wohl, um über das Thema auf humorvolle Art und Weise zu berichten. Nach dem Tumult herrschte aber auch bei dem "heute-Show"-Team Ratlosigkeit.

Das Zentrum könnte nach den Plänen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eines von mehreren sogenannten Ankerzentren werden. Der Begriff "Anker" steht dabei für "Ankunft, Entscheidung sowie Verteilung beziehungsweise Rückführung". Diese Zentren sollen die schnelle Abschiebung von Flüchtlingen ermöglichen, deren Asylantrag abgelehnt wurde.



Im Transitzentrum Manching-Ingolstadt sind an vier Standorten rund 1100 Menschen mit "geringer Bleibeperspektive" untergebracht, unter ihnen Frauen mit Kindern und Schwangere. Etwa die Hälfte der Menschen stammt aus Nigeria, die übrigen aus der Ukraine, aus dem Westbalkan und aus Afghanistan. Seit Anfang 2017 wurden von hier aus 365 Menschen abgeschoben, 740 reisten freiwillig aus.

Bis eine Entscheidung fällt, müssen die Bewohner trotz der angestrebten Beschleunigung des Verfahrens oft lange warten. Die Aufenthaltsdauer liege im Schnitt bei viereinhalb Monaten, sagte Daniel Waidelich von der Regierung Oberbayerns. Kritik an dem Zentrum äußerte auch die Caritas, die in dem Zentrum Sozialberatung anbietet.