War es vielleicht doch Sabotage?

08.04.2008 | Stand 03.12.2020, 6:00 Uhr

Ende nach 501 Jahren. Im Firmensitz an der Harderstraße (links) wird derzeit das Erbe von Ingobräu verwaltet. Das Gelände ist verkauft. Die GmbH gibt es noch, aber das Bier braut jetzt Herrnbräu. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Das Verfahren gegen Ingobräu wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz wurde eingestellt, die Verschmutzung des Weizens ist ohne menschliches Zutun passiert. Ein Insider sagt dagegen: Es war möglicherweise Sabotage.

Am Anfang war ein übler Geruch im Weißbier, dann folgten nicht minder feine Gerüchte, schließlich ein eher unappetitlicher Laborbericht – und wenig später war das Weizen von Ingobräu Geschichte. Weil Mikroben im Bier gefunden wurde, musste die Produktion der Marke eingestellt werden. Die Firma, ohnehin in der Krise, hat sich von dem Debakel im vorigen September nicht mehr erholt; inzwischen ruht der gesamte Betrieb – für immer.

Im Lichte dieser Entwicklung erscheint die jüngste Nachricht tragisch: Die Verunreinigung im Bier bleibt unbestritten, Ingobräu soll aber keine Schuld daran haben. Das Verfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz ist eingestellt worden. "Das ist ein Freispruch", bestätigte gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter. Ein vom Staat bestellter Gutachter habe alle Produktionsanlagen inspiziert. Das Ergebnis: Es sei kein menschliches Fehlverhalten feststellbar. 

Aus gut informierten Kreisen verlautet jetzt allerdings, dass bei der Kontamination des Bieres Sabotage im Spiel gewesen sein könnte. Wie der DONAUKURIER erfahren hat, soll bei einem früheren Ingobräu-Mitarbeiter ein Gefäß mit Rückständen genau jener Mikroben gefunden worden sein, die das Labor auch im verunreinigten Weißbier festgestellt hatte.

Der Verdacht der Sabotage erscheint auch deshalb nicht ganz abwegig, weil dem DK damals ein Gutachten über bakterienbelastetes Ingo-Helles zugespielt worden war. Zwei vom DK daraufhin in Auftrag gegebene Laboruntersuchungen des Bieres ergaben jedoch keinerlei Verunreinigung.

Die Vermutung, es handle sich um einen Racheakt, kursiert schon länger. Die Ingobräu-Geschäftsführerin Nicola Hackner sprach sofort nach dem Bekanntwerden der Bierverschmutzung von einem Sabotageakt. Mehrfach berichtete sie von Einbrüchen in der Brauerei und anderen Vorfällen. Anzeigen wegen solcher Delikte hat sie nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Walter aber nicht erstattet.