Ingobräu soll Einkaufszentrum werden

28.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Die letzte Runde: Am Montag holten Spediteure leere Bierfässer und andere nützliche Dinge von der früheren Brauerei ab. Die Disco Byblos und das Restaurant Castello müssen wohl bald ausziehen. - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Das Ingobräu-Gelände ist verkauft worden. 13 Millionen Euro zahlt ein Investor aus München, dessen Name bisher nur wenigen Eingeweihten bekannt ist. Dem DONAUKURIER berichtete der 41-Jährige von seinem Plan, auf dem Areal der ehemaligen Brauerei ein Einkaufszentrum zu bauen.

Die Zahl der Verkaufsankündigungen geriet am Ende etwas unübersichtlich. Immer wieder hatte die Geschäftsführerin der von Konkurs bedrohten Firma Ingobräu angekündigt, dass ein Notartermin unmittelbar bevorstehe. In dieser Woche ist der Verkauf des rund 10 000 Quadratmeter großen Geländes im Norden der Altstadt zustande gekommen. Ein Münchner Investor hat für 13 Millionen Euro den Zuschlag erhalten.

Der Name des Käufers ist bis dato nur wenigen Eingeweihten ein Begriff, und das soll zunächst auch so bleiben, weil er sich erst mit der Stadt absprechen möchte. Dem DONAUKURIER berichtete der 41-Jährige gestern von seinem Plan, den Stammsitz der Brauerei, die zum Jahreswechsel die Produktion eingestellt hat, "so bald wie möglich" in ein Einkaufszentrum umzuwandeln. "Ich freue mich sehr auf dieses Projekt", sagte der Investor. Er hat sich auf Einkaufszentren spezialisiert und in der Region Ingolstadt bereits mehrere Supermärkte errichtet. Mit dem Objekt Ingobräu hätte er sich "bereits seit Längerem befasst".

Der neue Eigentümer setzt auf Einzelhandel in großem Stil. Er plant, in seinem Einkaufszentrum einen Elektro- und einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln. Welche weiteren Branchen auf dem früheren Ingobräu-Gelände vertreten sein werden, stehe noch nicht fest. Außerdem sei ihm an "architektonisch anspruchsvoller Gestaltung" gelegen. Skizzen sollen bereits vorliegen. Ein zweites Donau-City-Center solle es jedoch auf keinen Fall geben, war zu erfahren.

City-Manager Peter Haas ist glücklich. Ein Einkaufszentrum an dieser Stelle "würden wir sehr begrüßen". Der Geschäftsführer der Werbegemeinschaft IN-City verweist auf die Ergebnisse des städtebaulichen Entwicklungskonzepts, das der Ingolstädter Innenstadt ein Defizit bei Gewerbeflächen attestiert. Haas: "Da haben wir großen Nachholbedarf."

Der City-Manager kennt den Münchner Investor und dessen Pläne gut. Er sei "seriös und kapitalstark". Der Kontakt bestehe bereits seit Längerem. In der kommenden Woche werde man Einzelheiten besprechen.

OB Alfred Lehmann hat bislang mit dem Käufer persönlich noch nicht gesprochen und kennt nach eigenen Angaben auch noch kein Nutzungskonzept. "Mit mir ist nichts abgestimmt worden." Der Rathauschef will sich dafür einsetzen, den "Einkaufsstandort Innenstadt" zu stärken, könnte sich aber neben Einzelhandel auch "hochwertiges Wohnen und Dienstleistungen" vorstellen. Jedenfalls handle es sich bei dem Brauereigelände um ein "ganz interessantes Entwicklungspotenzial".

Mit tiefer Enttäuschung reagierte gestern die Gedo-Gruppe auf die Nachricht vom Verkauf, denn die Münchner Investoren hatten sich lange um das Ingobräu-Areal bemüht und ebenfalls 13 Millionen Euro geboten. "Wir hätten dieses Objekt wirklich gerne erworben", erzählte ein Unternehmenssprecher dem DK, "aber so ist das eben in der Marktwirtschaft."

Traurig ist auch die Immobilienmaklerin aus Nordrhein-Westfalen, die den Kontakt zu Ingobräu eingefädelt und mit Gedo schon einen Provisionsvertrag abgeschlossen hatte. Mehrere Male habe Ingobräu-Mitgesellschafter Theo Lang, Vater der Geschäftsführerin Nicola Hackner, den Notartermin "aus dubiosen Gründen platzen lassen", berichtet sie. Die Nachricht, dass nun ein anderer den Zuschlag erhalten habe, traf sie gestern unerwartet.

Der neue Eigentümer hofft, bald mit dem Bau beginnen zu dürfen. Angesichts der vielen Fragen, die es mit der Stadt zu klären gibt, geht er jedoch davon aus, "dass es eher Monate als Wochen dauert", bis er die Planung starten könne. Ein Teil der Bausubstanz zwischen Unterem Graben, Harder- und Adolf-Kolping-Straße ist denkmalgeschützt. Außerdem könnten unter der 501 Jahre alten Firma Relikte des Spätmittelalters zum Vorschein kommen, sagte der Leiter des Stadtplanungsamts, Siegfried Dengler. Weitere Fragen, die es nun zu besprechen gelte, beträfen Belange der Denkmalpflege, des Ensembleschutzes, der Archäologie, der Verkehrserschließung und natürlich der Gestaltung.

Die Zukunft der zwei Gastronomiebetriebe in dem Gebäudekomplex ist ungewiss. Betroffen sind die Diskothek Byblos (vormals L’Evento, davor Hochalm) und das italienische Restaurant Al Castello (vormals Bräustüberl). "Ich habe Verträge bis 2013", sagte Manfred Lamm, der die Lokale gepachtet hat. Er würde aber gleich ausziehen, sollte es zu einem Arrangement kommen.

Dem Vernehmen nach soll gegen Lamm allerdings eine Räumungsklage vorliegen. Zudem hat der neue Eigentümer zu verstehen gegeben, dass ihn die Pachtverträge nichts angingen; das sei allein die Sache der Familien Hackner und Lang. Die Geschäftsführerin Nicola Hackner wollte die Transaktion gestern nicht kommentieren.