Gläubiger zeigt Ingobräu an

13.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr
Das Ingobräu-Firmengelände soll verkauft werden. Dazu gehören auch die Gebäude des Restaurants Al
Castello und der Diskothek Byblos an der Kolpingstraße. Das Verwaltungsgebäude entlang der Harder-
straße (links) steht unter Denkmalschutz. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Gegen Ingobräu liegt jetzt eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung vor. Wie Oberstaatsanwalt Helmut Walter gestern bestätigte, wurde der Fall an die zuständige Staatsanwaltschaft München II weitergeleitet. Der Verkauf des Firmengeländes kommt trotz mehrerer Interessenten nicht vom Fleck.

Die Anzeige ging Anfang der Woche ein. Wie Oberstaatsanwalt Helmut Walter gestern bestätigte, war es einer der Gläubiger der Firma Ingobräu, der bei ihm vorstellig wurde. Allerdings ist die Staatsanwaltschaft Ingolstadt für diesen Fall nicht zuständig. Sie leitete die Anzeige daher an die Staatsanwaltschaft München II weiter.

Entgegen ihrer Ankündigung hat sich die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) noch nicht zu einer Anzeige gegen Ingobräu wegen Insolvenzverschleppung durchgerungen. Erich Starkl, der für Ingolstadt zuständige NGG-Geschäftsführer, erwartet eine Entscheidung bis Ende dieser Woche. Zuvor müsse aber die Bundeszentrale der Gewerkschaft in Hamburg das Risiko prüfen.

Der Gewerkschafter hat den zehn Beschäftigten von Ingobräu inzwischen geraten, das Arbeitsverhältnis selbst fristlos zu kündigen, weil im Falle einer Insolvenz nur drei Monatsgehälter gesichert wären. Starkl zufolge haben aber die meisten Angestellten seit November vorigen Jahres kein Geld mehr gesehen. Sollte also der Februar zu Ende gehen, ohne dass Ingobräu Insolvenz anmeldet, "wäre das Geld für jeden weiteren Monat ohnehin weg". Der Verdacht, dass Ingobräu den Konkurs verschleppt, hatte sich am vergangenen Donnerstag verstärkt, als der Betriebsrat der Brauerei in einem emotionalen Appell auf die schwierige Lage der Belegschaft aufmerksam gemacht hatte. Auch das Weihnachtsgeld für 2007 stehe noch aus, so der Vorwurf.

Der Verkauf des Firmengeländes, den die Eigentümer seit Jahren verfolgen, kommt auch angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit nicht voran. Wie Eingeweihte berichten, soll der Abschluss eines Kaufvertrags gleich mehrfach unmittelbar bevorgestanden haben – doch jedes Mal platzte das Geschäft kurzfristig aus nicht näher bezeichneten Gründen.

Fest steht, dass zu den Investoren, die sich sehr für das Ingobräu-Areal in der nördlichen Altstadt interessieren, die Gedo-Firmengruppe gehört, wie die Unternehmensführung bestätigte. Gedo hat sich nach eigenen Angaben, "in innerstädtischen Lagen von Mittelstädten als Projektentwickler und Investor auf städtebaulich integrierte individuelle Centerlösungen spezialisiert".

Die städtische Tochtergesellschaft IFG, das beteuert deren Chef Werner Richler, ist nicht am Poker um Ingobräu beteiligt. Er hat "seit mehr als zwei Jahren keinerlei Gespräche mit der Ingobräu-Geschäftsleitung geführt" und sehe gegenwärtig "auch keine Veranlassung, sich um das Gelände zu bemühen", betonte Richler. "Aus dem privaten Grundstücksbereich halten wir uns heraus. Es sei denn, es besteht ein öffentliches Interesse." Wie etwa beim Gießereigelände, das die IFG im vorigen Jahr erworben hat. Dies sei aber erst der Fall gewesen, "als für die Stadt klar wurde, dass es über 15 Jahre nicht gelungen war, das Gelände zu entwickeln". Außerdem sei das Areal für die Erweiterung der FH von großer Bedeutung. Bei Ingobräu, so Richler, sei keine Voraussetzung für ein Eingreifen der Stadt gegeben.

Die Ingobräu-Geschäftsführerin war zu keiner Stellungnahme bereit. Nicola Hackner hatte vor einer Woche erklärt, dem DK keine Gespräche mehr über Ingobräu zu gewähren.