Von 31. Oktober bis 16. November bringen die Ingolstädter Jazztage nationale und internationale Musikschaffende, heiß gehandelte Geheimtipps, etablierte Jazzgrößen sowie regionale Newcomer auf die Bühnen der Stadt. Erstmals zeichnet Wolfgang Haffner für das Programm verantwortlich.
Am 31. Oktober, also ziemlich genau in sechs Wochen, beginnen die Ingolstädter Jazztage mit dem Grand Opening im Martim Hotel. Eben dort trafen sich Kulturreferent Marc Grandmontagne, Kulturamtsleiter Tobias Klein, die beiden Projektleiter Matthias Neuburger und Joey Finger und das komplette Festival-Team mit dem neuen künstlerischen Leiter der Jazztage, dem Schlagzeuger Wolfgang Haffner, und Medienvertretern, zu einer Lagebesprechung, um über den letzten Stand der Dinge kurz vor dem Festivalbeginn zu berichten.
„Die Chemie stimmt ganz einfach“
Für die musikalische Untermalung sorgten Malik Diao am E-Bass, Quirin Birzer am Schlagzeug und Sven Ochsenbauer am Klavier, im Mittelpunkt bei dem Treffen aber standen die Stellungnahmen der Verantwortlichen der Stadt und natürlich auch die Einschätzungen Haffners, der mehrmals betonte, wie hervorragend sich vom ersten Kontakt an die Zusammenarbeit mit den Festival-Machern vor Ort gestaltet habe. „Die Chemie stimmt ganz einfach“, sagt er. „Es war sehr schnell klar, dass wir alle die gleichen Interessen verfolgen, gemeinsame Sichtweisen haben und Konsens darüber herrscht, dass es an der Zeit ist, die Festivalstruktur zu überdenken. Was sich bewährt hat, wird beibehalten, manches wird verändert.“ Das Publikum wird also weiterhin auf Sparten treffen, die es kennt, etwa „Jazz in den Kneipen“ – heuer mit 19 Acts in 13 Spielstätten – oder „Jazz in der Kirche“, aber eben auch neue entdecken können, etwa das „Jazz:Lab“ mit Raum für Avantgarde, das „Grand Opening“ und das „Grand Closing“ als Rahmen, eine große Jazzparty – drei Säle mit neun Bands im Maritim Hotel – statt bisher zweier kleinerer in mitunter doch arg beengten Verhältnissen, viele Veranstaltungen mit Künstlern aus dem Jazznachwuchs und der jungen Szene. „Die Planung der Jazztage macht so richtig Spaß“, sagt Haffner. „Ich spüre die Aufbruchsstimmung bei den Organisatoren hier vor Ort, kann eigene Ideen einbringen und freue mich sehr auf das erste Konzert.“ Wobei er beim Festival selbst freilich nur sporadisch vorbeischauen wird, weil er zu der Zeit auf Tour ist. Zur Eröffnung und zum Abschluss, bei dem er sich selber ans Schlagzeug setzen wird, wird er aber auf jeden Fall zugegen sein. „Ich habe mich sehr gefreut, als die Anfrage aus Ingolstadt kam“, erzählt er. „Ich habe ja schon oft bei den Jazztagen gespielt. Das erste Mal müsste bei einem Konzert mit Klaus Doldingers Passport in den frühen Neunzigern gewesen sein, und seitdem war ich immer wieder hier mit dabei.“
„Überhöhte Gagen schaden dem Nachwuchs“
„Seither habe ich das Umfeld und die Atmosphäre vor Ort richtig liebgewonnen und auch beobachtet, was in Ingolstadt in Sachen Jazz so läuft.“ Hier könne er als der, der die Künstler auswählt, sein Motto „Wo Jazz draufsteht, muss auch Jazz drin sein!“ optimal verwirklichen, und gleichzeitig ein Programm entwickeln, das sich an den finanziellen Möglichkeiten orientiert und nicht an völlig überzogenen Gagenforderungen vermeintlicher Superstars.
„Überhöhte Gagen schaden dem Nachwuchs, den lokalen Bands und den kleinen Acts“, sagt er. „Wenn ich fast das gesamte Budget für einen einzigen Künstler ausgeben muss, leidet der Rest des Festivals darunter.“ Dieser Entwicklung will und kann er nicht Vorschub leisten, was sich bereits in seinem ersten Jahr im Festival-Team im Programm auch niederschlägt.
Die oft genrefremden „Highlights“ früherer Tage fehlen, dafür gibt’s etliche Musiker und Bands, die auf extrem hohem Niveau spielen und genau deswegen – und nicht allein ihrer medialen Bekanntheit wegen – echte Highlights sind.
DKDas Festivalprogramm: n 31. Oktober: Grand Opening: Gala & Verleihung des Jazzförderpreises an Cathy Cyfka mit Olivia Wendt, Andreas Hofmeir, Schutter neun, Wolfgang Haffner, Maritim Congress Centrum, 20 Uhr n 2. November: Regionale Szene, Söhne & Töchter Ingolstadts, Halle neun, 20 Uhr; The Young, the old & the club, DJ Amir, Neue Welt, 20 Uhr n 3. November: Jazz meets Kabarett, Chris Boettcher & Big Band, Halle neun, 20 Uhr n 5. November: Grand Concert, Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu, Festsaal, 20 Uhr n 6. November: Jazz Session, Leitung: Quirin Birzer, Neue Welt, 20 Uhr n 7. November: Jazz in den Kneipen: Matti Klein Trio, Moglii, Jazz Elegance, Modesha, Ferge X Fisherman und Nujakasha, Bokoya, The Yellowpack, Sinfonia De Carnaval, CHOK, Urs Invites, Hochzeitskapelle, Ajam Quartett, Ina Forsman, Lisa Wahlandt & Her Fabulous Bossa Nova Band, Komfortrauschen, Aylin’s Soulgarden, Fred Red, Sandro Roy Unity Trio, Julia Hornung & Giangiacomo Rosso European Gypsy Connection, ab 18.30 Uhr n 8. November: Jazz in der Kirche: Michael Wollny, Johanna Summer & Jakob Manz, St. Pius, 20 Uhr; Jazz an Schulen, Abschlusskonzert mit Sisters in Jazz, Kulturzentrum neun, 20 Uhr n 9. November: Drummers‘ Night, Benny Grab Brass Band & Anika Nilles feat. Nevell, Kulturzentrum neun, 20 Uhr n 10. November: Jazzgottesdienst mit Gerhard Schmidt, Tom Diewock & Gästen, St. Matthäus, 11 Uhr; Jazz for Kids, Kap 94, 14 Uhr und 16 Uhr; Jazz meets Orchester mit dem GKO, Andreas Hofmeir und Schutter neun, Festsaal des Theaters, 20 Uhr n 12. November: Förderpreis Bayerischer Jazzverband, Olga Dudkova & Band, Diagonal, 20 Uhr n 13. November: Ingolstädter Jazzförderpreis: Cathy Cyfka & Band, Neue Welt, 20 Uhr n 14. November: Jazz:Lab mit Dell Lillinger Westergaard und dem Töpperwien-Septett, Galerie im Theater, 20 Uhr n 15. November: Jazzparty: Jazzrausch Big Band, Shantel, Victoria Tolstoy & Jakob Karlzon, Torsten Goods Band, Stephanie Lottermoser Band, Nils Wülker & Arne Jansen, Bill Evans Vansband Allstars, Nils Petter Molvær, Dirty Loops & der Session-Band, Maritim Congress Centrum, ab 19 Uhr n 16. November: Grand Closing mit der Nils Landgren Funk Unit, Wolfgang Haffner Trio feat. Thomas Quasthoff, Maritim Congress Centrum, 20 Uhr lei
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