Helfer der Werksfeuerwehr
Löschroboter bei Bayernoil: Wird es ihm zu warm, dann duscht er kalt

28.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:21 Uhr

Enormer Wirkungskreis: Der Löschroboter macht bei Bedarf alles direkt vor sich nass. Mit einem Wasserdurchsatz von bis zu 2700 Liter pro Minute. Fotos: Konze

Irgendwie mag man ihn schon, bevor er sich bewegt hat. Klein und knuffig, er wirkt hilfsbereit und steht da auf seinen Gummi-Walzen. Würde er jetzt noch Töne von sich geben, könnte man meinen, ein entfernter Verwandter des Star-Wars-Roboters R2-D2 wartet vor der Hauptwache der Bayernoil-Feuerwehr auf seinen Einsatz.



Aber der „Fire Crabber Water“ ist „nur“ ein Löschroboter, der im Falle eines Einsatzes die Gefahren für Feuerwehrmänner und -frauen reduziert. Cool: Dabei kann er sich sogar selbst schützen.

Schnell ist der Zuschauer wieder auf der Erde. Feuerwehrmann Philipp Reil dirigiert den Helfer per Fernbedienung, vor dem Einsatz wird er mit einem Wasserschlauch verbunden. Dann rollt er – schon ein bisschen R2-D2-gleich – mit Tempo 2 brandherdwärts. Mit vollem Akku und einer Wasserdüse, die auch auf einen breiten Wirkungskreis eingestellt werden kann. Dann wird alles vor dem Fire Crabber patschnass, und im Ernstfall gelöscht. Reil sagt, bis zu 2700 Liter Wasser könnten pro Minute verspritzt werden. Und das bis zu 80 Meter weit!

Schon seit 2019 besitzt die Werkfeuerwehr von Bayernoil zwei dieser Löschroboter. Einer steht in Vohburg, einer in Neustadt. „Grund für den Kauf war das Unglück im Jahr 2018“, betont Fabian Beckenbauer, der neue Leiter der Bayernoil-Werkfeuerwehr. Damals, am 1. September, explodierten Teile der Anlage in Vohburg.

Sprinkleranlage geht bei 60 Grad los

Der Vorteil des Löschroboters: „Bisher haben wir per Hand Monitore oder auch Wasserwerfer vorgetragen. Bei kritischer Hitze so weit, wie es ging“, sagt Beckenbauer. Das sei nun vorbei. „Jetzt schließen wir den Löschroboter an und schicken ihn per Fernbedienung nach vorne.“ Wird es dem kleinen Fahrzeug zu heiß, kühlt es sich selber. Diese „Selbstschutzeinrichtung“ ist eine kleine Sprinkleranlage, die bei etwa 60 Grad automatisch loslegt. Vorteil des vorausfahrenden Roboters: Die Feuerwehr-Einsatzkräfte können mit weniger Gefahr nachrücken, die Risiken sind deutlich minimiert.

Die Bayernoil-Löschroboter bestehen aus dem Raupenfahrgestell, darauf wird jeweils die Löscheinheit (separat fernbedienbar) verankert. Zusätzlich lässt sich auf dem Technik-Zwerg auch ein Gasmessgerät festzurren – bei Verdacht auf Austritt von Gefahrenstoffen misst er zum Beispiel die Konzentration und meldet sie weiter. Auf ein Tablet – wie die Kamera des Löschaufsatzes ihre Bilder. Das sind nun keine Aufnahmen, die man von Smartphone-Displays her kennt. „Aber wir können die Bilder interpretieren, wir erkennen Umrisse“, sagt Beckenbauer. Man sehe dank der Beleuchtungseinheit genau, wo es kalt sei. Und wo warm, wenn die schmerzunempflindliche Konstruktion in einer Halle erfolgreich auf Personensuche geht. Die Größe ist so gewählt, dass der Löschroboter locker durch normale Türen passt.

Ob rutschig oder steil: alles kein Problem

Laut Hersteller lässt sich das Fahrzeug im flachen und auch im steilen Gelände einsetzen. Es fährt auf rutschigem und weichem Boden. Und die Fernbedienung, das bewies Reil beim Demo-Einsatz, stellt niemanden vor besondere Herausforderungen. Einen speziellen Führerschein? Reil: „Nein, den braucht es nicht. Natürlich gab es eine intensive Einweisung.“

Gemütlich rollt der Löschroboter, der ansonsten im Alu-Anhänger auf seinen Einsatz wartet, bei Bayernoil in Neustadt über die asphaltierte Fläche und zieht den unter Druck stehenden Schlauch mühelos hinter sich her. Reil lässt ihn das Wasser quer über den Platz und die vorbeiführende Straße bis auf den Parkplatz gegenüber spritzen.

Bei diesen Bildern könnte man lachen, wenn jemand erzählt, der Ursprung dieses Gerätes liegt in und an den Weinbergen Südtirols. Aber so ist es: Das Grundmodell, also das Fahrgestell, wird bei der Weinernte eingesetzt. Für die Feuerwehr gibt es nur einen anderen Aufbau.